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Scheidend sie winkten sich noch, fernhin trieb sie die Macht. —
Folgend dem trabenden Esel, sie blickre sich um so gelenkig.
Die Granate entfiel nnd ich grif sie geschickt.
Kühle vielliebliche Frucht, einst Göttern und Menschen verderblich,
Wohl du fielest auch mir, zaudr." ich, wo ich gehofft?
Doch ich zögerte noch, gedenkend an Helena traurend,
An Proserpina dann, beyde erschienen mir eins
Mit der Eva, da wollt ich sie stille verscharren der Zukunft,
Dafi nur das Heute was mein, bleibe vom Frevel befreyt,
Dafi ich dem Zufall vermach zu treiben die Kerne in Aeste
Dafi ich dem Zufall befehl, dafi er die Blüthe verweht;
Aber ich mocht nicht wühlen im Boden voll zierlicher Kräuter,
Jegliches Moös noch zart, drängte sich üppig zum Tag.
Zweiflend ging ich fo hin, nicht sehend stand ich am Meere,
Fern mich weckte ihr Ruf, daß ich nicht stürze hinein:
Nein zu feicht ist die Küste, sie würde nicht bergen das Uebel,
Nur die Tiefe des Meers birgt ein unendlich Geschick.
Also kam ich zum Meer und sähe die Fischer am Fischzug
Springend durch kommende Well, ziehend ein bräunliches Netz,
Roth die Mützen erschienen wie Kämme von tauchenden Hähnen,
Bräunliche Mäntler umher, schrieen als tagten sie die.
Andere stießen halbnackt ins Meer die schwarte Feluke,
Trugen die Leute hinein, die zur Fahrt schon bereit.
Auch mich trugen sie hin, ich dacht nur des Apfels des Bösen
Und des unendlichen Meers, das mich zum erstenmal trug,
Wie sie enthoben das Schiff begann in dem Schwanken und
i Schweben,
Dafi mir das Herz iti der Brust recht wie von Heimweh zerstoß,
Durch die fließenden Felsen erscholl ein liebliches Singen,
Und ich verstopfte das Ohr, bin vor Sirenen gewarnt.
Bald belehrte ich mich, es fang ein Weib in dem Kahne,
Das im Mantel gehüllt deckte vier Knaben zugleich,
Wechselnd die Hand bewegt sie wie Flügel der Windmühl
Und als Zigeunerin singt, wie sie Maria begrüst.
Sagt die Geschickne ihr wahr des heiligen Kinds, das sie anblickt,
Wie es im Krtpyelein lag, Oechslein und Eslein es sah'n,
Sahn wie der himmlische Stern wie Hirten und heilige Körrig,
Alles das sah sie sogleich an den Augen -es Herrn,
Auch das bittere Leiden, den To- des Weltenerlösers;
Hebt er den Stein von der Gruft, von der Erde den Leib.
Alles Verderben mir schwand, ich siche das Böse versöhnet,
Statt zur Tiefe des Meers, warf ich den Kiudern die Frucht:
Engel versöhnt ihr das Herz, das tief arbeitende Böse,
O so versöhnt auch die Frucht und vernichtet sie so r
Dankend die Mutter sie nahm, hellsingend sie öffnet die Schale,
Nabm mit der Nadel heraus jeglichen einzelnen Kern;
Wie im Neste die Vöglein, also im Mantel die Kindlein
Sperren die Schnäblern schon auf, eh ihr Futter noch da.
Also sie warten -er Kerne mir offenem Munde zur Mutter,
Uud die Mutter vertheilt gleich die kühlende Frucht.
Wälze dich schäumendes Meer, ich habe die Frucht dir entzogen,
Nichts vermagst du allhier, schaue die Engel bey mir,
Stürze die Wellen auf Wetten, erheb dich höher und höher.
Du erreichst uns nicht, höher treibst du nns nur,
Schon vorbey dem brandenden Leuchtthurnr schützt uns George,
Der im sicheren Port zähmet den Drachen sogleich.
Wie von Neugier ergriffen, so heben sich Lrbereinander
Grüßend der Strassen so viel, drüber hebt sich Gebirg,
Höher noch Heldengebirg, da wachet der Festungen Reihe,
Schützet uns gegen den Nord und wir schweben im Süd.
Ey wie ists, ich glaubte zu schauen und werde beschauet,

Ich habe geglaubt, den Einsiedlern eine fromme
Freude zu machen, wenn ich ihnen die Übersetzung des
schönen italienischen Volkslieds, la Lmxar-a, mit der
Abbildung einiger der ältesten und kindlichsten Kunst-
werke begleite, welche die Geburt unsres Heilands
fromm und ohne Fremdes darstellen. Das oberste und
unterste Basrelief, die Anbetung der Weiseu aus Mor-
genland und der Hirten vorstellend/ sind später entstan-
den, wie aus ihrer großem Gebildetheit hervorgehr.
Sie sind beyde Basreliefs altchristlicher Särge, und
in der R.onra Lotteranea Oap. XXII. 6lL und 617
abgebildet. Die Gemme zwischen beyden aber ist ein
Basrelief von der Größe -es beygefügten kleineren Ei-
runds, von der Art, welche pa8ta antiea genannt
wird, sie war um das Jahr i74o im Museum des Rit-
ter Franzesko Dettori in Rom, wie wir es allein aus
der Ausgabe des Lannarav ckel parto ckelia Vereins
von Ant. Fran. Gori, Florenz i74o wissen, die uns
diese Abbildungen an die Hand gegebeu. Gori handelt
dort mit einer sehr rührenden frommen und gelehrten
Umständlichkeit weitläufig über solche Denkmale ab.

Jenes in der Reisebeschreibung erwähnte Volkslied
von der Zigeunerin, schickte der Reisende seinem Freunde
Clemens Brentano, der die Gefälligkeit hatte, es für
uns zu übersetzen, gegen dies heilige Lied wird fteylich
die profane Stimmung der Elegie verschwinden; wir
sind Einsiedler und keine Geistliche, und müssen beydes
verstehen.

Amphitheater erscheint, hier -re Erde gesammt
Spiel ich ein Schauspiel euch ihr bunten Linken und Mohren
Dafi ihr so laufet und schreit an dem Circus umher?
Kommen von Troja wir heim, am Ufer die Frauen und Kinder,
Kennen den Vater nicht mehr, freuen sich feiner denn doch?
Also befreundet ich wandle auf schwankendem Boden und zweifle.
Aber sie kennen mich bald, bald erkenne ich sie.
Fingal! Fingal! riefs schon, mufi ich erwachen in Schottland,
Bin ich noch immer kein Held, bin ich noch immer im Traum?
Muß ich kehren zur Erdhütt, keinen der Schnarcher versteh ich,
Muß mir schlachten ein Lamm, rösten das lebende Stück,
Mehl von Haber so rauch mir backen zum Brodte im Pfännchen
Und des wilden Getränks nehmen vieltüchrige Schluck:
Wandrer Mond du schreitest die stumpfen Berge hinunter.
Nimmer du brauchest ein Haus, dich zu stärken mit Wein,
Alle die Wolken sie tränken dich froh mit fchimmeruden Säften,
Ja dein Ueberflufi fällt, thauend zur Erde herab.
Nimmer du achtest der gleichenden Berge und Gräfer und Seen
Denn im wechselnden Schein, du dich selber erneust;
Siehe mein Leiden o Mond durch deine gerundete Scheibe,
Schmutzig ist Speise rrndiTrank, was ich mir wünsche das fehlt.
Ludwig Achim von Arnim.
 
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