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weiß flammenden Schneesternen hervorgelockt / die Trompete fährt
mit einem langen schießenden Strahle hindurch/ wie lockerer Reif
hängen die schmelzenden Adagios an den Wänden / in Nischen fro-
hen Theon und Theone und halten Zwiesprache/ und liebäugeln
die Duette sich zu / und die vier Heymonskinder lärmen ein Quar-
tett/ und an den spiegelnden Wänden verhundertfacht sich alles/
denn das Echo ist zum Glanz geworden. Und wenn die Bedienten
die Fackeln an den Wänden ausklovfen / dann ist rechter Jubel
und Herrlichkeit; wie verwünschte Prinzessinnen werden dann ei-
nige Töne erlöst/ weil sie schmelzen in der fliegenden Hitze/ und sie
glücken auf/ oder schreyen/ kreischen/ schmachten/ wüthen/ ie nach-
dem die betreute Schöne von diesem oder jenem Temperamente
gewesen. Neben dem Schlosse/ aus allen erdenklichen Opern und
Operetten gebaut/ steht eine große Kirche aus nichts als geistlichen
Motetten und Liedern znsammenmusizirt; der Kirchthurm eine ein-
zige/ schöne/ große/ himmelansteigende Hymne/ und was mit
Glocken drinn geläutet wird/ muß wieder zu lauter Hagel werden/
und der fällt den horchenden Leuten auf die Köpfe/ und weckt sie
mit Gewalt zur Andacht. Die bürgerliche Baukunst ist auch viel
cxercirt worden/ mit Sicilianos und Pastourellen und schottischen
Dudelsacksballaden hat man schöne/ kleine/ ländliche anspruchlose
Hütten gebaut/ in denen die Unschuld sicher und bequem wohnen
kann/ und am Ende/ der gegenwärtigen kriegerischen Zeitläufte
wegen / das Ganze mit einer Mauer von Janitscharenmusik um-
zäunt. Man ist jetzt nur noch im Begriffe/ eine schöne große
Brücke über den benachbarten Strom hinüber zu schlagen; eine
Preisaufgabe wird gesetzt werden / zehn zusammenhängende bogen-
förmige Bravourarien zu componiren / und ein Geländer mit der
Maultrommel dazu. Aber Eines ist die Schwierigkeit bey der
ganzen Geschichte/ wie's nämlich anzufangen ist/ daß während die
Brücke wie Stein und Bein zusammengefriert/ nicht auch der un-
ten laufende Strom mit gerinne / wodurch das Bauwerk unniitz
werden würde. Dann ist noch ein schöner gemeinnütziger Vor-
schlag im Werke/ man will nämlich/ da noch immerfort bey jedem
Conzerte die Masse des Eises sich häuft/ und am Ende ein Glett-
scher im Lande sich zu bilden droht/ der Schnupfen und Catarrhen
und Erkältungen hervorbringen würde/ einigermaßen für die Con-
sumtion der Masse sorgen/ und bey bevorstehender Sommerhitze
einen kleinen Handel mit Gefrornem anlegen. Aber Eines mögte
bedenklich seyn/ wovor wir alle guten/ wohldenkenden Einsiedler
gewarnt haben wollen. Es sind nämlich unter den Musikalien/ die in
dem Berge stehen/ auch Schlachten von Fleurus und Posaunenstöße/
und Belagerungen von Jericho/ und das jüngste Gericht gewesen;
nun mögte es leicht seyn/ wie denn der Teufel oft sein böses Spiel
treibt/ daß dergleichen Eisstücke käuflich an gute Leute kämen/ die
sie nun auf guten Glauben hiuunterschluckten/ wenn es aber unten
in der menschlichen Wärme geschmolzen wäre/ dann würde die
Bescherungckosgehen / als ob tausend Teufel im Leibe rumorten
und viele Donnerwetter und andere Ungebührlichkeiten; und die
Eingeweide würden auseinander knallen/ denn nicht immer hätten
die Armen gerade ein Stück Requiem zur Besänftigung bey der
Hand/ und sie würden elendiglichen Todes an der inner» allzu pi-
kanten und stürmischen Musik verbleichen. Aber den obgedachten
Hunden sey das nicht gesagt/ die Bestien können krepiren an der
musikalischen Colik/ und die Carthaunenschüsse in verkehrten Seuf-
zern streichen Lassen.

Journale in das himmlische Jerusalem eingeschwärzt werden. Die
solidesten viereckigem Noten sind herunter gesunken/ und die Töne
sind so gründlich fest und gedrungen und wrderhaltig/ daß sie irr
ihren Haufen wie Berge da stehen/ und die Leute ordentlich dar-
auf herumgehen und drin graben und pflanzen können. Dabey
hat sich alles in schöner geologischer Folge und Ordnung zusam-
mengefügt; schichtenweise liegen die Accorde/ die gröblichten/ kör-
nigem Vaßnoten sind/ wie bey r> zu sehen / zuerst niedergesunkm /
und haben einen groben festen Granit gebildet; fern erfolgt.das
Uebergangsgebürge bey «/ dann gehts mir Discant und Alt bis nach
und nach ins zwey und dreygestrichme» hinüber /. und die Kuppen
werden so spitz wie Nadeln/ während anderwärts ein Pizzicato
eine merkwürdige Nagelfluhe gebildet hat. Und wie nun alles so
fertig gewesen/ da sind die Menschen gekommen/ und haben fort-
gefahren / wo die Engelein nachgelassen/ und auch musizirt und
psallirt/ und da ist in der Mitte bey k die Stadt entstanden/ von der
oben die Rede gewesen ist / gleichwie es dann von jeher herge-
bracht ist/ daß die Baßgeigen sich durch ihr Schnurren und
Brummen ihren eigenen bauchigten Kasten zusammenbauen/
wenn sie nur einmal erst zu Wort gekommen sind. Die Stadt
hat sich aber bald mit der schönen Natur entzweyt/ und der be-
nachbarte Berg streckt durch ein angenehmes Naturspiel dem Neste
die Zunge bellend entgegen. In der Fernes steht das Schloß/ von
dem schon gesprochen/ mit einem runden Thurme aus b motte etwas
schadhaft/ weil der Sturm von Jericho gleich nach der Verferti-
gung in ihm aufgeführt worden / und einigen Vierecktcn aus Dur.
Nachdem aber die vernünftigen Creaturm so ihr Werk vollbracht/
sind / was bey l zu sehen / nun die Unvernünftigen gleichfals einge-
rückt/ und moquirm sich über alles/ und wollen etwas Besseres ma-
chen/ es giebt aber wie voranszusehen nichts als Ställe und Kooen
u. dgl. Es erklärt aber das recht schön dm andern Theil von dem
wir Auskunft geben wollten / die Hundeschnautzm nämlich :
der Affe hockt in der Expedition und zeigt aufs Blatt; da stehen
die Geschnautztm umher und heulen nach wie's geschrieben stellt
siat Luv/ aber Mohrenkövfe! es giebt nur schlechte Brühe/ und alle
Morgen werden mit neuem Gespühlig die Tröge gefüllt/ und da
treibt die Bande nun Volleren mit/ und schlavpert sie aus bis
auf den Boden. Witt du die Gans nit lassen räuberischer Fuchs!
— Schriftproben — schwirrt der Zug im Hintergründe dahin /
umsonst läuft der Listige mit dem Braten davon/ das Publicum
nach: heysa / so lauft denn immer nur zu.
Nur eines noch -a vocem Schnautze. Man hat damit einige
wenige interessante Versuche angestellt/ schon vorlängst/ und einer
gewissen Classe von Creaturm/ die alles deschniffetn/ einige Gas-
senhauer in gutem alten Versmaaße auf die Nasen geschmiert/
wie der Engländer seiner Katze mir der Butter that; darauf ist
die Salbe am kalten Orte ganz steif geworden / und wie Reif im
Winter/ der vom Hauch am Barte beschlägt/ und sie lecken seither
nun immerwährend an dem nahrhaften BreychM/ und flüttern
sich davon nnd werden wohl beleibt und rund wieMadcN/ und aller
Auswurf wird immer wieder auf die Nase geschmiert/ und so zirkulirt
dieSubstanz wie das Cohobirre im chemischen Pelican. Wollen sie sich
ein Fest machen/ dann fressen sie die Druckfehler aus guten Buchern/
oder die schiefen Füße und falschenReime aus guten Gedichten heraus/
denn überall suchen sie wie die Wiedehopfe den llnratb/ und bauen

Zu mehrerer Verständlichkeit dessen hat Correspondent/ wie
hiebey zu sehen / die ganze Sache in einen schönen Abriß gebracht;
auf der Rastrirung ist eine gar anmuthige musikalische Landschaft
zu schauen/ die wie der Augenschein ergiebt/ ein ganz vortrefflicher
Canon ist / dm die lieben Englern aus den Wolken heraus posau-
nen und der Teufel mit einem falschen Strohbaß accompagnirt/
wodurch alle Uebel und alles Böse/ unter andern auch die schlechten
(Hierzu die

sich ihre Nester davon. Sonst würden diese* Geschnautztm im
Staate/ wie er seyn soll/ zum Trüffelsuchm applicirt werden kön-
nen/ oder nach einem alten Vorschläge Lichtenbergs als Gehülfm
bey den Aerztm stehen / um allerlei) Preßhaftigkeiten herauszuwit-
tern und anzuschlagen aus Jubel und Freude, wo sie den wohlbe-
kannten Wildpretgeruch bemerken.
I. G ö r r e s.
(Die Fortsetzung folgt.)
Kupfertafel.)
 
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