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Ein Kurzwellig Gespräch, zweier jungen Kauffher-
ren, so in frömbde Landt gereiset, wie man
sie an den Herbergen empfangen vnd gehalten
habe, mit Anzeigung der Deutsch vnnd Wel-
schen Wirdten gebreuch vnnd Manier. Zur
Vergleichung der deutsch - und italiänischen
Sonnette.

Die Personen diß Gesprächs:
Berrhulphus vnnd Wilhelm» s.
BerthulphuS. Wie kompt es doch, das sich der
mehrer theil zwcn oder drey tag zu Lvon versäumen vnd
aldo verharren? Ich wann ich einmal auff den weg
komme, so ruhe reh nicht mehr, dm ich an das ohrt
komme, dahin ich mir siirgenommen zu reisen. Wil-
Hel mus. Ich aber verwunder mich vil mehr, wie ei-
ner dadannen gebracht werden möge. Ber. Lieber aber
warum. W i l. Darumb das diß ein ohrt ist, daruon
auch deß Ulysses gesellen nicht gebracht werden mochten,
es wollen daselbst die Syrenen. ES wirbt memandt da-
heim in seinem hauß so wol gehalten, als da in einer
offen Herberg. Ber. WaS bcschlcht dann einem aldo?
Wil. Es stünde allzeit bey dem Tisch etwann ein Weib,
welche das malzest mit schimpff vnnd zierlichen reden
frölich machte, ES ist daselbst ein sonder glück, von
schönen gestalten der weiber. Erstlich kam zu vn-S die
lhaußmutter, welche vns griissete, vnd sprach/ wir sotten
frölich sein, vnd mit dem jenigen, so vnS fürgesetzt, für
gut haben, deren folgt nach die Tochter, ein schön weib,
mir solchen zierlichen sitten, vnnd freundtlicher rede,
das auch den Catoncm selber her mögen erfrewen, Sie
reden auch nicht als mir vnbekantcn Gesten, sonder als
mit denen die sie vor langest erkennt vnd als mit wen
guten freunden. Ber. Ich lob des Welschen volcks
freundtligkest. Wil. Dieweil aber dise nicht allzeit;u-
izegen kondten bleiben, derhalb das sie andere geschefft
»m hauß zu verrichten betten, vnd die andern Gest auch
grüssen müssen, stunde stätS zugegen ein junges Mcid-
lin, zu allem schimpff vnderwiesen, daS kondte einem
jeden auff sein rede gnugsamen bescheid vnd antwort ge-
hen, erhielte also das gespräch, biß die Tochter wider
kam, dann die mutter was eines gestandenen alters.
Ber. WaS war aber doch zugerüst vnnd gekochet, bann
mit Fablen oder gcschwäh wwt einem der bauch nicht
voll. Wil., Fnrwar gantz köstlich, also das mich ver-
wundert, wie sie die Geste umb ein so gering gelt halten
künden, Wester nach der malzest, belustigen sie den Men-
schen mit zierlichen schönen Fablen, damit kein Verdruß
cmfalle, vnd sie desto frölicher seyen/ ES bauchte mich
rch wäre daheimen vnd nicht vber feldt. Ber. Wie
aber m den schlaffkamern. Wil. Da waren allenthal-
ben etlrch schöne Iungfrawen, die lachten, mutwilleten,
sputen, vnd für sich selbs bathen sie vns, so wir etwan
vnsaubere klctder hetten/ die wäscheten sie vnS, vnd ge-
waschen gaben sie vn§ die wider, Wz soll ich vil sagen?
Wir haben aldo nichts gesehen dann schöne Iungfrawen
und frawen, dann allein im stal, wiewohl dahin auch
zum offtermal schöne Iungfrawen kommen, die hinrei-
ftnden vmbfahen sie, vnd mit solcher freundtligkest schi-
cken Ire dre von meii/ als ob sie alle ihre briider wären/
oder sonst we nabe verwandten. Ber. Villeicht ziemen
sich solche sitten den Welschen, mir aber gefallen mehr
des ^andts sisten als die Mannlicher seind.
Wtl. Ich hab noch die gelegenheit nie gehabt das ich
bett mögen das Deutsche Landt besehen, darumb bitt ich
dich, du wollest vnbeschwerdt sein, mir zuerzelen mit

was weiß sie we Gest empfahen. Ber. Ob es Ment-
halben emerley weiß sey, nut Haltung der Gesten, da«
weiß ,ch nicht, Aber was ich gesehen, das will ich dw
erzelen, den kommenden grüßt nicmandt, damit mV,,
nicht gedencke sie begcren des Gasts, dann sie achwn dis
vnflätig vnd verwürssich sein, vnd das sichS der Tem«
sehen ernsthafftigkeic nicht gebüre, Wann du nun lana
vmb dich schreyest, so stoßt etwann zu letss cmcr den
kopff zum stubcn fensser auß/ ( dann darinnen liqen sie
gcwonlich biß in Früling,) nicht anderst dann wie ein
schueck auß seinem hcußlem gucket, dcne muß man aller
erst fragen, ob er da dörffe einkeeren, wann er düs
nicht abschlecht, so merckess du alsdann dz du platz da
hast, Fragt einer wo der stall sey, so zeigt er dir den
mrt der Hand, daselbst magst du dein pferbt nach deinem
willen halten, dann cS legt kein diener die Hand da an
Ist es aber etwann ein herrlichere Herberg, da zeigt dir
ein diener den stall, vnd ein ort aber deinem pferdk ganz
vnbequem, dann je den geschicktesten platz behalt man
für die so hernach kommen, fürnemlich für die Edlen,
Beredest du eS oder straffest etwas, so hörst» von stund
an, gefalt eS dir nicht, so such ein andere Herberg, um
Stetten gibt man daä Höw gar kümerlich,' vnd dessen
zumal gar wenig, VerkauffenS auch nicht geringer dann
den Labern selbS. Wann du dann also dein pferdt ver-
sehen hast, so zcuhest du mit aller deiner russung inn
die stützen, mit stiffeln, bulgen, koth, vnnd dicsclbig ssub
ist allen gemein. Wil. Bey den Welschen zeigt man
ein kamer, da man sich außzeubet, seubcrt, wcrmet,
oder auch, so es jemanden gefallet, ruhet. Ber. Da
ist nichts deßgleichen, In der stuben reichest du die stiffel
auß, legst deine schuch an, verenderst, so du wilt, daS
hcmbdt, die nassen kleidcr hcnckst du rn der stutzen auff,
vnd sitzest zum ofcn, bist du ertruckness, cS iss auch ein
wasser bereit, wo eS dir gefalt die hende zu Wäschen,
aber den mehrern theil so sauber vnd rein, das du her-
nacher ein ander wasser suchen must, damit du diß wi-
der abwäschest. Wil. Ich lob soliche Menuer, die
nicht mit solchen weibischen dingen vmbgangen. Ber.
Kompst du dann in die Lerberg nach mittag vmb vier
vhren, so wirst du dannnocht vor den neun oder auch
etwann vor zehen vhren nicht zu nacht essen. Wil.
Warumb? Ber. Man rüstet nichts zu, man sehe dann
die Gest alle, damit in einer arbeit allen gedienet werde.
Wil. Sie machens kurtz. Ber. Du sagst recht daruon,
derbalben so kommen offt in ein stub zusammen, etwann
achtzig oder neünzig zu fuß, zu Rossz, Kaufsteut, Schiff
vnn Fuhrleut, BawrSleut, knaben, frawen, gesunde
vnd krancke. Wil. Da ist wol ein Spital. Ber.
Einer strält daS Haupt, der ander wüscht den schweiß ab,
ein anderer seubert die Bawren schuch oder stiffel, ein
anderer lasset ein reubtzen von knoblauch, WaS darffs
vil wort, da ist nicht minder der sprachen vnd Personen
zerströwung, als etwann bey dem Tlmrn zu Babel.
Sihet man dann einen von frömbder Nation, der mit
der zierd etwas fürtrcffelicherS sey, so schämen sie alle
ganz ernstlich auf denselben, als ob etwann ein frömb-
der auß Affrica her gebracht sey, Auch so man zu Tisch
gesessen, leeren sie daS anqesicht an rucken, vnnd sehen
den stätS an, wenden auch die äugen nicht von jm ab,
also das sie auch der spciß vergessen. Wil. Zu Rom,
Pariß vnd Venedig verwundert man sich keinS dingS.
Ber. ES will dir auch nicht gebüren etwas zu forderen,
wann eö dann sehr spat iss, vnd man vermeint es wer-
den nicht mehr kommen, so kreucht hcrfür ein alter
knecht, mit einem grawen bart, tzeschorncn kopff, Fum-
men gesicht, wüsten schmutzigen klcidern. Wil. Svlcbe
sotten den kardinalen zu Rom zu Tisch dienen. B".
Der keeret die äugen hin und wider, zelet allo stm,
wie vil in der stuben seyen, vnd je mehr er sihet darin-
 
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