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Die älteste sprach zur jüngsten: -- Willst gehn,
Vinnorie / o Binnorie;
Des Vaters Schiffe sich nahen zu sehn? «
Bei dem muntern Mühldamm von Binnorie.
Sie nahm sie bei der Lilien Hand /
Binnorie, o Binnorie;
Und führt sie zu des Flußes Rand,
Bei dem muntern Mühldamm von Binnorie»
Die jüngste stand auf einem Stein,
Binnorie, o Binnorie;
Die ältste kam, und stieß sie hinein,
Bei dem muntern Mühldamm von Binnorie.
O Schwester, Schwester, reich mir deine Hand,
Binnorie, o Binnorie;
Und erben sollst du mein halbes Land!
Bei dem muntern Mühldamm von Binnorie.
,1S Schwester, ich will dir nicht reichen die Hand,
Binnorie, o Binnorie;
Und erben werd ich dein ganzes Land!«
Bei dem muntern Mühldamm von Binnorie.
»O Schwester, reich nur den Handschuh dein,
Binnorie, o Binnorie,
Und der süße Witthelm sott dein Liebster seyn!"
Bei dem muntern Mühldamm von Binnorie.
Sink nur, und harr nicht des Handschuhs mein,
Binnorie, o Binnorie;
Und der süße Witthelm wird mein Liebster, Bester seytt r
Bei -em muntern Mühldamm von Binnorie.
--Deine Kirschenwangen, dein gelbes Haar,
Binnorie, o Binnorie;
Stand mir im Wege immerdar! "
Bei dem muntern Mühldamm von Binnorie.
zuweilen sie sank, zuweilen sie schwamm,
Binnorie, o Binnorie;
BiS daß sie kam zu des Müllers Damm,
Bei dem muntern Mühldarm von Binnorie.
S Vater, Vater, zieht auf den Damm r
Binnorie, o Binnorie;
Hier ist eine Syrene oder milchweißer Schwan,
Bei dem munrern Mühldamm von Binnorie.
Der Mütter eilt, und zog aus den Damm,
Binnorie, o Binnorie;
Und fand ein todtes Mädchen das schwamm,
Bei dem munrern Mühldamm von Binnorie.
Man könnt nicht sehen ihr gelbes Haar,
Binnorie, o Binnorie;
Bor Gold und Perlen die waren so rar.
Bei dem muntern Mühldamm von Binnorie.
Man könnt nicht sehen ihres Leibes Seit,
Binnorie, o Binnorie;
Lhr goldner Gürtel, der war so breit,
Bei dem muntern Mühldamm von DiriNE
Ein treflicher Harfner zog eben fürbaß,
Binnorie, o Binnorie;
Der sah da- Gesicht so schön und blaß,
Bei dem muntern Mtthldamm von Binnorie
Und als er auf die Dirne schaut,
Binnorie, o Binnorie;
Erseufzt er tief, und stöhnet laut.
Bei dem muntern Mübldamm von Binnorie»
Er matt-t eine Harf aus ihrem Brustbeins
Btnüsne, o Binnorie;

Deren Ton könnt schmelzen ein Herz von Stein,
Bei dem muntern Mühldamm von Binnorie.
Die Saiten aus ihrem gelben Haar erkohr,
Binnorie, o Binnorie;
Deren Klang macht traurig das lauschende Ohr,
Bei dem munrern Mühldamm von Bnniorie.
Er bracht sie in ihres Vaters Hall,
Bnniorie, o Binnorie;
Und da war der Hof versammelt alt,
Bei dem munrern ÄNühlvnnnn vvn Binnorie.
Er legte die Harfe auf einen Stein,
Binnorie, o Binnorie;
Und gleich fing sie an zu spielen allein.
Bei dem muntern Mühldamm von Binnorie.
O dort sitzt mein Vater der König voll Macht,
Binnorie, o Bionorie;
Und dort sitzt meine Mutter die Königin in Pracht,
Bei dem muntern Mühldamm von Binnorie.
Und dort steht Hugo, mein Bruder frei,
Binnorie, o Binnorie;
Und bei ihm mein Witthelm, so süß und treu,
Vei dem muntern Mühldamm von Binnorie.
Doch der letzte Klang von der Harfe Getön,
Vinnorie, o Binnorie;
War: „ Weh meiner Schwester der falschen Helen r 4
Bei dem muntern Mühldamm von Binnorie.

Minnelied,
mitget heilt von Doeen.
t Man hat den Minnesängern unter uns häufig den Vorwurf
ermüdenden Einförmigkeit, im Inhalt und der Behandlung, ihr-er
Lieder gemacht. Dieser Tadel, in sofern er gerecht ist, kann nur
von dem bei einer so großen Anzahl von Dichtern beständig wieder-
holten gleichförmigen Thema verstanden werden, so daß unter^ ih-
nen nur den Nachahmern ihre Armuth Schuld gegeben wird,
und das Verdienst der originalen und vorzüglichsten Sänger unge-
kränkt bleibt. — Das folgende Lied, wiewohl aus einer Hand-
schrift des 15. Jahrhunderts, erinnert an die Weise der Minne-
sänger, indessen scheint es wenigstens nicht unmittelbar nach einem
andern Vorbilde copiert. Es steht aus der Mittlern Linie zwischen
Mumegesang und Volkslied, und schon als Beispiel dieses Uebev
Langes scheint es -er Mittheilung nicht unwerth zu seyn.)
Der arge Winter will von hin,
Die Blümlin auf der Heide
Die sind gel, braun und rot,
Mein' höchste Augenweide,
Sie sind befallen mir des Maien Thaue,
Der brech 1) wir zwei ein Kränzelein,
Sprach sich ein' schöne Jungfraue.
Der süsse Sommer will uns komen,
Der Wald hat sich belaubet,
Vil laut so ruft ein geile Magd, D
Meiner Sinn' bin ich beraubet,
Ich bin beladen gar mit sender Swere, H
Der ich diesen Sommer lang
Mit Fügen wol enbäre.
 
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