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Wem me das' Herz zu schnell
' Zn den forschenden Geist eingeschlagön,
Der steht am lichten Tag nicht hell,
Der wird über die Zeiten hinjagen,
Der hört noch nichts,
Der steht noch nichts,
Er wähnt stch Gott,
Bis er stch überschlagen.
Wem nie mit Liebesmacht
Beyde glühende Arme gezogen,
Bis Sie entwichen, er verlacht
Don stockfinsteren Nächten umzöge^
Der hört mich nicht
Aus Zuversicht,
Der meint stch Gott
Und hat stch Lieb gelogen.
Die blinde Leidenschaft
Ehre klagender Mensch in dem Staube,
Sie führt dich an mit deiner Kraft
Auf Klippen den Vögeln zum Raube!
Du hörst dich nicht
Du stehst dich nicht,
Du fühlest Gott
Und betest nun mit Glauben.
Ich hatte dies kaum auSgelesen, so fiel der Alte mit
schrecklicher Stimme in einen Gesang, den ich nimmer-
mehr vergessen werde:
Wem nie ging aus die Luft,
Wo er stürmend viertausend mitrissen,
Wo Leichtstnn zu den Waffen ruft,
Der bleibt immerdar ohne Gewissen,
Der hört nur stch.
Der steht nur steh,
Der wähnt stch Gott,
Bis er die Welt zerrissen.
Der sonst der Welten Lauf
Auf der eigenen Fährte stch dachte, ,
Siehr nun verwundert auf
Wieviel größer stch alles rings machte/
Der hörte nicht,
Der sähe nicht,
Der meinte Gott,
Daß er das Glück verachte.
Wer lernen kann, der lebt,
Der nur immerdar leben wird bleiben.
Und der in allem wieder lebr,
Du Herr wirst ihn nun höher noch Keibers/

Er hört in stch
Nun dich, nur dich!
Er schauet Gott,
Und wird in Gojt verbleiben. —
Ihr schreit zu einander wie ein Paar Eontraverspre-
diger auf den entgegengesetzten Enden der Kirche, meinte
der Herzbruder, ich aber will meiner Ohren wegen den
Religionsfrieden und allgemeine Ausgleichung! — DaS
sey aber auch die letzte Vorlesung.
Ausgleichung.
Der Pfalzgraf von dem Rheine
Saß in dem Abendscheine
Der Berg und Thal umfloß
Am Heidelberger Schloß,
Auf einer hohen Platte
Von Gallerten umringt.
Da sah der Lebenssatte,
So weit sein Auge dringt,
Des Glückes Purpurthau,
Der Rhein erblinket blau,
Der Neckar kommt gewunden,
Rechts, links von Lust gebunden.
Tief unter Wallnußbäumen
Des Alten Blicke säumen
Bey einem weissen Haus,
Wo Klara schaut heraus.
Die seinen Leib erfrischet,
Daß er den Geist erträgt.
Und sein Getränk ihm mischet
Das ihm den Frohsinn regt.
Wenn er nach Herrscherlast
Sucht Abends frohe Rast,
Jezt steht er sie da spinnen
Auf neu Liebkosen stnnen.
Dann sieht er unten sttzen,
Bey Wein und guten Witzen
Und bey dem lieben Weib,
Die frommen Arbettslcut,
Doch wenn sie wollen singen
Da kommt ein groß Geschrey
Daß alle Ohren klingen
Dort von der Sakristey,
Der Theologen Schaar
Drein sitzet schon ein Jahr,
Die preßen ihren Glauben
AuS den unreifen Trauben.
Der Pfalzgraf die Doktoren
Last kommen, die wie Thoren
Voll Bosheit sind für Gott,
Sich hassen auf den Tod:
"Leut must tdr euch vereinen
„Well still die Welt heut ruht,
„Wie Gold die Berge scheinen,
„Ihr Schatten frischen thut,
„Der Strom rauscht hier noch toll,
„Wo er recht tragen soll,
„Muß er still eben fließen,
„Da werden Schiffer grüßen."
Die Calvinisten rufen;
„Die Berge sind nur Stufen
„Zum reinen yimmetssaai,
„Sein Bild ist da zumal.
 
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