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Die Halbfayencen.

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Hamburgischen Museum für Kunst und Gewerbe und in der
Sammlung Godman in London auf bewahrt. Die Verzierungs-
art scheint trotz ihrer reichen und schönen Wirkung nur wenig
verbreitet gewesen zu sein. Denn aufser den Fliesen, die
ersichtlich alle einem und demselben Bau entnommen sind,
sind nur ganz vereinzelte Gefäfsscherben mit gleichartiger Ver-
goldung aus Persien nach Europa gekommen. Auch bei ihnen
liegt das Gold immer auf blaugefärbter Glasur.
Fayencen mit Malerei unter durchsichtiger
Glasur.
Diese Gattung umfafst die Arbeiten der türkischen Kunst-
töpferei fast ganz und von den persischen die Mehrzahl.
Vom technischen Standpunkte aus gehören sie nicht zu den
echten Fayencen im engeren Sinne. Es fehlt ihnen immer
das technische Kennzeichen der letzteren, eine durch Zinn-
oxyd undurchsichtig gemachte Glasur. Ihre vorwiegend aus
Quarzsand bestehende Masse (vgl. Seite 9) ist mehr oder
minder weifs; sie kann daher verglüht unmittelbar als Mal-
grund dienen. Ist sie aber, wie es wohl häufiger der Fall,
nicht genügend gereinigt, so wird der Scherben mit einer
milchweifsen Angufsschicht überzogen. Diese ist von feinerem
Korn als die Masse, aber im Wesentlichen aus den gleichen
Bestandtheilen zusammengesetzt. Jedenfalls ist sie nicht zinn-
haltig, wie der Malgrund der Majoliken mit Ueberfangglasur.
Sie erhält aber einen kleinen Zusatz von Bleioxyd, der ihre innige
Verbindung mit der farblosen, durchsichtigen Glasur
befördert. Die letztere besteht durchschnittlich zu 60% aus
Kieselsäure, d. h. Quarz, zu 25% aus Bleioxyd und zu 15%
aus Alkalien. Sie liegt meist in ziemlich dicker Schicht auf
und nimmt dort, wo sie in Tropfen zusammenläuft — wie
es oft an der Unterseite der Gefäfse eintritt — die blafssee-
grüne Farbe gewöhnlichen Glases an. Ob eine Fliese oder
ein Gefäfs Anguss erhalten hat, ist ihm von Aufsen ohne
Besichtigung eines frischen Bruches nicht leicht anzusehen;
nur das Fehlen der Engobe wird häufig durch den elfenbein-
artig gelblichen Ton des Grundes deutlich gemacht. Die aus-
gebildetere keramische Terminologie der Franzosen und Eng-
länder hat für diese orientalischen Töpfereien wegen des hohen
Kieselgehaltes der Masse und Glasur die Ausdrücke »Faience
siliceuse« und »Silicious glazed pottery« geschaffen. Es ist er-
sichtlich, dafs eine auf Angufs und unter durchsichtiger Glasur
 
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