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Spanische Lüsterfayencen.

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Fayencen mit Goldlüster.
Wiederum steht, wie in Persien, die Lüsterverzierung am An-
fang der muslimischen Fayence. Zweifellos ist sie vom Orient
herüber gebracht worden; ob noch im Verlauf der Araberherrschaft
oder erst durch die Mauren, steht dahin. Der Geograph Edrisi
erwähnt sie zuerst in der I. Hälfte des 12. Jahrh. In Cala-
tayud, einer Stadt Aragoniens, werden nach seiner Aussage
die goldfarbigen Geschirre gemacht, die in alle Länder aus-
geführt wurden. Der letzte Zusatz, wenn er nicht später
hinzugefügt wurde, läfst auf einen bereits hoch entwickelten
Betrieb schliefsen. Zweihundert Jahre später berichtet der
Reisende Ibn Batutah dasselbe von Malaga in Andalusien.
Der dritte Hauptort Manis es, in nächster Nähe von
Valencia, wird im Jahre 1499 genannt. Wieder ist hervor-
gehoben, dafs die goldglänzenden Geschirre ausgeführt würden,
dafs der Papst, die Cardinäle und weltlichen Fürsten sich
daran erfreuten. Im 16. Jahrh. bestanden Werkstätten in
Calatayud und in dem Dorfe Muel bei Saragossa. Der Mittel-
punkt der Industrie in christlicher Zeit war aber die Provinz
Valencia, wo in zahlreichen Orten, darunter die Stadt Murcia,
Lüsterfayencen gearbeitet wurden. Keiner von allen erreichte aber
Manises an Bedeutung, dem einzigen Platz, wo die Lüster-
töpferei. bis zur Gegenwart ununterbrochen in Betrieb blieb.
Auch die Insel Majorka wird zu den spanischen Fayence-
stätten gerechnet, weil nach ihr die lüstrirten Geschirre in
Italien Majolika genannt wurden. Dieser Grund ist für sich
allein nicht ganz ausreichend, denn es ist eine nicht seltene
Erscheinung, dafs ausländische Waren im Einfuhrland nicht
nach ihrer wirklichen Herkunft, sondern nach einem Ausfuhr-
hafen bezeichnet wurden. So hat Damaskus im Mittelalter
den verschiedensten Erzeugnissen des orientalischen Hinter-
landes seinen Namen gegeben und in spanischen Quellen ist
wiederholt von Pisaner Fayencen die Rede, obwohl Pisa, das
den Austausch zwischen den Majoliken Italiens und der
Provinz Valencia vermittelte, unter den Töpferstädten Italiens
in letzter Reihe steht. Diesem Umstand mag auch Majorka
seinen Ruf verdanken; in der spanischen Litteratur wird es
als Fayenceort jedenfalls nicht genannt.
Die Arbeiten der verschiedenen Städte, oder auch nur
der Provinzen Aragonien und Valencia zu unterscheiden,
ist nicht möglich, da die Stücke mit Bezeichnungen nicht ver-
sehen sind. Als Zeichen der Herkunft aus Valencia betrachtet
man mit einiger Wahrscheinlichkeit einen Adler, der häufig
als Wappenzeichen oder auf den Rückseiten von Schüsseln
aufgemalt vorkommt. (Vgl. die Rückseite einer Schüssel in
 
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