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Italien.

Fabrik, denn auch F. Maria Campani hat hier gearbeitet.
B. Terchi ist nach Bassano erst nachdem er in Siena gewesen,
übersiedelt. Dafür spricht die Jahreszahl 1744 auf der einzigen
bisher bekannten datirten Arbeit aus Bassano, der rechteckigen
Bildplatte an der Wand neben Sehr. 213. Wie lange er sich
in Siena aufgehalten hat, ist nicht bekannt, da die Galatea-
platte von 1727 das einzige datirte Werk seiner Sieneser Zeit
ist. Sein Nachfolger in Siena war Ferdinande Maria
Campani, der mehr noch wie B. Terchi unter dem Einflufs
der Malweise von Castelli steht. Eine bezeichnete Arbeit
seiner Hand ist der Teller mit der Darstellung aus der Ge-
schichte des Moses nach Rafael vom Jahre 1733 (Sehr. 224).
Sein letztes Werk fällt in das Jahr 1747. Damit verschwindet
zugleich die Majolikaindustrie von Siena.

Deruta.
Deruta, ein kleiner Ort in der Nähe von Perugia auf
der Strafse nach Orvieto, hat von allen Majolikastädten
Italiens den selbständigsten und fremden Einwirkungen am
wenigsten zugänglichen Betrieb besessen. Das hervorstechendste
Erzeugnifs dieser umbrischen Fabrik sind jene grofsen Schüsseln
rein decorativen Zweckes, die durch den Styl der Zeichnung
wie durch die Technik von allen anderen Majoliken sich
unterscheiden. (Sehr. 226.) Sie sind aus schwerer Masse,
meist wenig gegliedert gearbeitet, auf der Innenseite mit
weisser Zinnglasur ausgeschwenkt, auf der Rückseite in der
Regel nur mit einer Bleiglasur überfangen, die den gelben
Thon durchscheinen läfst. Die Malerei ist nur in Blau aus-
geführt in der Weise, dafs die fest und sicher gezogenen
Umrifslinien der Figuren und Pflanzenmuster mit einem
breiten, etwas helleren blauen Streifen umzogen werden,
um sich kräftiger vom Grund abzuheben. Die überaus zarte
blaue Modellirung und Schattirung der figürlichen Theile ist
auf das geringste Mafs eingeschränkt. Die Blaumalerei wird
mit einer sehr reichlichen, durchsichtigen Lüstrirung über-
deckt. Die Lüsterfarbe von Deruta schwankt von gelblichen
zu rehbraunen Tönen und schillert bei zurückgeworfenem
Lichte nicht nur in goldigem, sondern auch in bläulichem und
perlmutterartigem Metallglanz. Beispiele für diesen prachtvollen
»Madreperla«-Lüster sind die Schüsseln mit dem Caesarenkopf
und mit dem Brustbild der Lisea. (Abb. 55.) Die Rück-
seiten sind unverziert, bei kleineren Stücken aus der späteren
Zeit der Manufactur ebenfalls weifs glasirt. Das Bildfeld ist
regelmäfsig vom Rand abgesetzt. Als Vorwürfe für die Mitte
 
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