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■ Siena.

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für werth hielt. In verschiedenen Sammlungen (darunter das
S. Kens. Museum) verstreut ist eine Folge von fünf Tellern mit
mythologischen Darstellungen in der Art von Urbino; einige
davon sind bezeichnet »fato in Gafagiolo« mit der Semper-Marke
und dem Meisterzeichen AF. Einer aus der Folge trägt
neben dem gleichen Meistermonogramm und der Semper-
marke die Signatur: »In Galiano nel ano 1547.« Man nimmt
an, dafs Galiano ein Dorf bei dem Schlosse Caffagiolo ist,
in welchem sich die Werkstätten befanden. Zwei Schüsseln
mit dem letzten bisher bekannten Datum 1570 sind zur Zeit
verschollen. Aus dem Ende des 16. Jahrh. ist die Nachricht
überliefert, dafs zwei Töpfer Ridolfi von Caffagiolo nach
Frankreich auswanderten.

Siena.
Trotz der weiten Entfernung der toskanischen Stadt von
dem am Ostabhang des Apennin sich hinziehenden Stamm-
lande der Majolika ist sie schon in den ersten Jahren nach
1500 im Besitz einer hochentwickelten Fayenceindustrie. Diese
scheint auch in der That hier nicht wie in Caffagiolo von
Faenza her eingeführt, sondern im Wesentlichen selbständig
entstanden zu sein. Zwar folgt auch Siena soweit dem Ge-
schmack der Zeit, dafs die Trennung von ornamentalem Rand
und Bildfeld, die Vorliebe für Grotteskenmuster auf farbigem
Grund den dortigen Majoliken grofse Aehnlichkeit mit den
Erzeugnissen aus der Blütheperiode von Caffagiolo und Faenza
verleihen. Aber in der Ausführung mancher Einzelheiten
haben die sieneser Majoliken doch wieder so viel Eigenartiges,
dafs sie meist mit ziemlicher Sicherheit zu erkennen sind.
Jedenfalls wird die früher beliebte Anschauung, dafs die
sieneser Werkstätte ein Ableger der mediceischen von Caffa-
giolo war, durch die erhaltenen Gegenstände nicht bestätigt,
da die Datirungen auf den Erzeugnissen von Siena weiter,
bis zum Jahre 1504, zurückführen.
Das älteste Denkmal ist der Fliesenfufsboden im Oratorium
der heiligen Katherina zu Siena, von dem mehrere Platten
von rechteckiger, sechseckiger und Kreisform an Wand 182
ausgestellt sind. Er ist im Jahre 1504 begonnen und hat
während des 16. und 17. Jahrh. wiederholte Ergänzungen und
Erweiterungen erfahren, bei welchen die alten Muster fest-
gehalten wurden. Das Werk ist, wie die sieneser Majoliken
überhaupt, ausgezeichnet durch einen ungewöhnlichen Motiven-
reichthum der Grotteskenmuster, in welchen namentlich die
figürlichen Elemente breiten Raum einnehmen, wie die Platten
 
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