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Der Orient.

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Indien.
Die geschichtliche Entwicklung der glasirten Thon-
waren Indiens ist noch nicht klargestellt, da es an aus-
reichenden älteren Belegstücken fehlt. Der Brauch der Wand-
bekleidung mit Fliesen nach persischer Art ist mit der Mogul-
dynastie im 16. Jahrh. auch nach Indien gedrungen, ohne
aber eine so ausgedehnte Aufnahme zu finden, wie in seiner
Heimath. Gegenwärtig werden im Pundjab und in Sind sehr
geschmackvolle Ziergefäfse gemacht, deren Verzierungen sich
im Wesentlichen auf stilisirte Pflanzenmuster beschränken. Die
Malerei wird in Kobaltblau, Türkisblau und Violett auf weifsen
Angufs aufgetragen, der die rothe Farbe des Thönes verdeckt.
Bei einer anderen Art werden die Muster in weifser Angufs-
masse unmittelbar auf den Thon gemalt, und dann mit einer
durchsichtigen grünen oder braunen Glasur überfangen. Bei-
spiele der beiden Verfahren, zum Theil aus der Fachschule
von Bombay stammend, an Wandgestell 495 und Sehr. 497.
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M osaikfliesen.
Die iranischen Baumeister haben es seit Alters her ver-
standen, die Rohziegelwand künstlerisch auszubilden, indem
sie Ziegel von verschiedener Farbe und Gröfse so zusammen-
stellten, dafs durch Fugen und Farben mannichfaltige und
gefällige geometrische Musterungen entstehen. Aus dieser ein-
fachen Kunst hat sich während des Mittelalters, indem in die
Röhziegelwand in allmählich steigender Menge glasirte Platten
eingefügt wurden, eine der schwierigsten, aber auch wirkungsvoll-
sten keramischen Bauverzierungen, die Fliese nmosaik
entwickelt.
Die. wenigen Ueberreste persischer Bauten, die noch in
die Gasnevidenzeit (11. Jahrh.) zurückreichen und die etwas
zahlreicheren Denkmäler der Seldschuken aus dem 12. Jahrh.
zeigen zwar die Wandmusterung in Rohziegeln in ihrer schönsten
Gestalt, aber von farbigen Glasuren noch keine. Spur. Die
nächste Stufe der Entwicklung veranschaulichen die mongo-
lischen Bauten des 13. und 14. Jahrhunderts und seldschu-
kische Bauwerke derselben Zeit auf türkischem Boden, nament-
lich in Koniah. Anfänglich werden nur einzelne glasirte Ziegel
mit eingebaut; die einzige bekannte Farbe bleibt bis zum 14.
Jahrh. türkisblau, seltener kobaltblau. Dann treten schwarze und
weifse Glasuren hinzu. Die Muster werden verwickelter, bleiben
aber immer gradlinig, auf dem Fugenschnitt der Ziegel beruhend.
 
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