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Italien.

Albarellen in Sehr. 215 und 2 17 zu sehen. Der gleichen Zeit
um 1470 bis 1500 gehört ein zierliches Rankenwerk aus dünnen,
in Spiralen auslaufenden Linien mit eingeordneten Rosetten
an. Als Ausläufer dieses auf faentiner Arbeiten, so auch auf
dem Fufsboden von San Petronio zu Bologna, bevorzugten
Musters ist der Teller mit der Halbfigur des heil. Franciscus
in Sehr. 217 zu betrachten. (Abb. 45.) Auf Faenza weisen
ferner einige conventionelle Muster aus Schlangenlinien,
Schuppen und pfauenfederartigen Bildungen. (Albarellen in
Sehr. 215.)
Renaissancemotive, wie Grottesken, Kränze, Akanthus-
laub, fliegende Bandschleifen und dergleichen, fehlen in der
Majolikamalerei vor 1490 gänzlich; das Bruchstück von 1493
in Sehr. 217 dürfte das früheste Beispiel für das Eindringen
dieser Formen sein.
Die Majoliken der Uebergangszeit von der archaischen
Art zur Blüthe, aus dem letzten Jahrzehnt des Quattrocento,
sind durch feinere Töpferarbeit und reine, glänzende Glasur
bei noch immer primitiver Zeichnung und den kalten Farben
der Frühzeit gekennzeichnet; gute Beispiele dieser Art sind
unter anderen der Schild mit der Anbetung der heil, drei
Könige (Holzschnittvorlage von 1495) in Sehr. 217 und der
grofse Krug mit dem Wappen der Del Monte di S. Maria
nell’ Umbria in Sehr. 221.
Eine Ortsbestimmung ist bei den frühen Majoliken wie
erwähnt nur ausnahmsweise möglich. Nach urkundlichen Nach-
richten besafsen zwar im 15. Jahrh. aufser Faenza noch
mehrere Städte, unter anderen Venedig, Pesaro, Urbino
Majolikawerkstätten; beglaubigte Arbeiten — der Fliesenboden
in S. Petronio, die Schüssel von 1475 im Musee Cluny — sind
aber bisher nur von Faenza bekannt. Nimmt man die Ornamente
derselben als beweiskräftige Zeichen faentinischer Herkunft, so
würde der gröfsere Theil aller Quattrocentofayencen dieser
Stadt angehören. Eine solche Annahme wird durch die un-
anfechtbare Stellung der Stadt als Hauptort der Kunsttöpferei
nur unterstützt.

Faenza.

Mit den bezeichneten Denkmälern und Ausgrabungsfunden
vereinigen sich die urkundlichen Quellenangaben, um den
Beweis zu erbringen, dafs Faenza nicht nur die Mutterstadt,
sondern auch bis in die Zeit des Aufschwunges von Urbino
hinein der Mittelpunkt der Majolikatöpferei gewesen ist. Das
älteste Majolikagefäfs, der bereits erwähnte Krug (vgl. Seite 72)
 
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