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Frankreich.

Frankreich.
Hierher hat sich die Mehrzahl der aus Italien auswan-
dernden Töpfer gewendet. Noch zur Zeit Franz I. war
Girolamo della Robbia bei der keramischen Ausstattung des
Schlosses Madrid bei Paris beschäftigt; in gröfserer Menge
folgten seine Landsleute in der zweiten Hälfte des 16. Jahr-
hunderts. Nach archivalischen Quellen wurden Majolikawerk-
stätten errichtet in Lyon (1556 von Sebast. Griffe aus Genua
und Domenico Tardessir aus Faenza, um 1575 von Giulio
Gambini aus Faenza und Gian Francesco da Pesaro), in
Nantes, in Nimes (einige gute bezeichnete Stücke vom Jahre
1581 sind erhalten), in Nevers. Hier arbeitete vor 1600
ein Scipio Gambini, um 1608 führten die Conrade aus Albis-
sola die Art von Savona mit Blaumalerei ein. Alles das
waren vorübergehende Gründungen, die aufser einigen Isto-
riati-Majoliken minderwerthiger Ausführung mit französichen
Inschriften (im Louvre und in Sevres), nichts Beachtenswerthes
hinterlassen haben. Es ist begreiflich, dafs die auf heimischem
Boden bereits welkende Majolika im fremden Erdreich weder
feste Wurzeln schlagen, noch eine Blüthe treiben konnte.
In Croisic bestand um 1627 eine Werkstatt des Italieners
Oratio Borniola; man schreibt ihr die nicht seltenen Schüsseln
mit gerippten Rand und mageren Ranken in blau und gelb
zu, die an die faentiner Waren des 17. Jahrh. erinnern. (Zwei
derartige Schüsseln auf Schrank 212). Die Thätigkeit eines
eingeborenen Töpfers Masseot Abaquesne in Rouen, der
1542 Fliesen für das Schlofs Ecouen in mehrfarbiger Malerei
nach italienischer Art lieferte, blieb vorläufig ohne Nachfolge;
erst im 17. Jahrh. beginnen mit der Blaumalerei die grofsen
Erfolge der französischen Fayence in Rouen, Moustiers und
anderen Orten.
Alle diese Anläufe zur Nachahmung der italienischen
Majolika verschwinden als bedeutungslos neben denjenigen
Werken, die der berühmteste unter den französischen Kunst-
töpfern Bernard Palissy, ohne jede fremde Anleitung, nur
seinem eigenen Geschmack folgend und nach selbständigem
technischen Verfahren geschaffen hat.
Dieser vielseitige und unermüdlich strebsame Künstler
war um 1510. geboren und lernte auf der Wanderschaft aufser
Frankreich die Niederlande und Deutschland kennen. Er war
Feldmesser, beschäftigte sich aber schon frühzeitig auch als
Portraitist und Glasmaler. Den Forschungen seiner späteren
Jahre verdanken die Geologie und Landwirthschaft wichtige
Entdeckungen, die zum Theil erst lange nach seinem Tode
 
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