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Fabrik des Guido Savino in Antwerpen.

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da Piccolpasso diese Nachricht überliefert hat. Antwerpen
besitzt in der Sammlung städtischer Alterthümer im Steen in
der That noch ein hervorragendes — bisher unbeachtet ge-
bliebenes — Denkmal der Fayencemalerei, das mit Wahr-
scheinlichkeit mit der Savino-Werkstatt in Verbindung gebracht
werden mufs. Es ist ein Fliesengemälde, ungefähr zwei Meter
breit, einen Meter hoch, das Bildfeld ohne die Borte aus fünf-
undfünfzig Platten gebildet. Dargestellt ist die Bekehrung des
Saulus: Rechts und links fliehende und scheuende Reiter-
gruppen, in der Mitte der vom Pferde gestürzte Saulus, in
den Wolken erscheint Christus mit einer Fahne von Engeln
umgeben, im Hintergrund Bäume und eine Burg. Der Styl der
Zeichnung ist rein italienisch, es liegt ihr eine von Enea Vico
1545 gestochene Composition des Frans Floris zu Grunde. Das
Werk trägt die Datirung 1547. Die Malerei ist auf weifsem Grund
in Blau, Grün, Hellgelb, Ockergelb und Manganviolett mit bemer-
kenswerther Sicherheit ausgeführt. Die figurenreiche Arbeit von
starker Farbigkeit ist in Technik, Zeichnung und Farben so
tadellos gelungen, dafs in Anbetracht des Entstehungsjahres
der Gedanke an italienische Hände nicht abzuweisen ist. Die
naheliegende Vermuthung aber, dafs die Fliesen aus Italien
eingeführt sein könnten, ist durch die Ornamente der um-
rahmenden Fliesenborte ausgeschlossen. Sie bestehen aus
Grottesken und Putten in durchbrochenes Rollwerk eingeordnet,
theils blau auf gelb, theils weifs auf blau ausgespart, und haben
vollständig niederländischen Charakter. Dafs das Werk in
den Niederlanden hergestellt worden ist, wird dadurch ganz
aufser Frage gestellt. Es befand sich, wie alle im Steen auf-
bewahrten Gegenstände, seit Alters her in Antwerpen. Hält
man zusammen: Die Verbindung italienischer Technik und
Zeichnung mit niederländischer Arbeit, das Entstehungsjahr
1547, den Fundort Antwerpen, so wird der Schlufs nicht un-
berechtigt erscheinen, dafs man es mit einem Erzeugnifs der
Savino-Werkstatt in Antwerpen zu thun hat. Der Steen be-
sitzt noch ein verwandtes, ebenfalls dem 16. Jahrh. angehöriges
Werk in einem erheblich kleineren, blau, gelb und grün auf
weifs gemalten Fliesenfeld mit der Darstellung der Fabel vom
Fuchs und Kranich und holländischem Schriftband.
Im späteren 16. Jahrh. folgt die niederländische Fliesen-
fabrikation im Wesentlichen spanischen Vorbildern (Beispiele
an Wand 195), bis um die Mitte des 17. Jahrh. der Aufschwung
von Delft alle anderen Richtungen unterdrückt.
 
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