Talavera-Fayencen.
69
Fayencen in italienischer Art.
Die Spanier hatten schon frühzeitig Gelegenheit, die
kunstvolle Malerei der im 15. Jahrh. neu emporblühenden
italienischen Fayence kennen zu lernen. Besitzt doch Sevilla
selbst das grofsartigste Denkmal italienischer Majolika in der
Fliesenbekleidung einer Altarnische in der Kapelle des Alcazar.
(Photographische Aufnahmen davon in der Bibliothek des
Museums). Um ein figurenreiches Mittelbild mit biblischer
Darstellung zieht sich eine breite Umrahmung mit der Dar-
stellung des Stammbaumes Christi auf blauem Grund. Das Werk
ist bezeichnet: »Niculoso Francesco Italiano me
fecit.« Von gleicher Hand, ebenfalls im Styl der Majoliken
von Faenza oder Caffagiolo, ist der Fliesenschmuck des Por-
tals von Sta. Paula in Sevilla und ein Grabmal in der Kirche
Sta. Anna zu T riana. Die Inschrift auf letzterem nennt aufser
dem Namen des Künstlers noch das Entstehungsjahr 1503.
Es ist kein Zweifel, dafs diese hervorragenden Werke in Sevilla
selbst gearbeitet wurden; doch blieb das Beispiel des Italieners
vorläufig noch ohne merkbare Nachfolge.
Erst seit der II. Hälfte des 16. Jahrh. mehren sich die
spanischen Fayencen in italienischer Art, d. h. mit farbiger
Scharffeuermalerei auf weifsem Grund. Der Ver-
brauch an Fliesen blieb auch nach dem V erseh winden der Azulejos
mit geprefsten Rändern ein bedeutender. Man fertigte neben
solchen mit rein ornamentalen Renaissancemustem, Akanthus-
laub, Rollwerk-Kartuschen, Eierstäben u. dgl. (Vase dieser Art
in Sehr. 218, Fliesen anWand 193) auch grofse figurenreiche Bilder,
die in zusammenhängender Darstellung über ganze Wände
sich erstreckten und mit gemalten Bauomamenten umrahmt
waren. Die letztere Art ist besonders in Portugal mit grofsem
Erfolg gepflegt worden. In der Regel begnügte man sich mit
wenigen Farben, blau und gelb; viele der grofsen Fliesen-
malereien sind in Blau allein ausgeführt. Zahlreiche Werk-
stätten in verschiedenen Theilen Spaniens waren an der Fabri-
kation betheiligt; Triana, Talavera, Valencia werden
als die bedeutendsten hervorgehoben. In Valencia und
Aragon haben Fliesentöpfereien von beachtenswerther
Leistungsfähigkeit bis in das 19. Jahrh. bestanden.
Unter den vielen Orten, welche Gefäfse in der neuen
Maltechnik erzeugten, nahm Talavera de la Reyna, stromab
von Toledo am Tajo gelegen, seit dem Ausgang des 16. Jahrh.
die führende Stellung ein. Sein Ruf überstrahlte so sehr die
anderen Plätze, dafs Talavera in Spanien eine Bezeichnung
für Fayence überhaupt wurde. Seine Geschirre sind in ähn-
licher Weise wie die italienischen Majoliken, aber mit geringerer
69
Fayencen in italienischer Art.
Die Spanier hatten schon frühzeitig Gelegenheit, die
kunstvolle Malerei der im 15. Jahrh. neu emporblühenden
italienischen Fayence kennen zu lernen. Besitzt doch Sevilla
selbst das grofsartigste Denkmal italienischer Majolika in der
Fliesenbekleidung einer Altarnische in der Kapelle des Alcazar.
(Photographische Aufnahmen davon in der Bibliothek des
Museums). Um ein figurenreiches Mittelbild mit biblischer
Darstellung zieht sich eine breite Umrahmung mit der Dar-
stellung des Stammbaumes Christi auf blauem Grund. Das Werk
ist bezeichnet: »Niculoso Francesco Italiano me
fecit.« Von gleicher Hand, ebenfalls im Styl der Majoliken
von Faenza oder Caffagiolo, ist der Fliesenschmuck des Por-
tals von Sta. Paula in Sevilla und ein Grabmal in der Kirche
Sta. Anna zu T riana. Die Inschrift auf letzterem nennt aufser
dem Namen des Künstlers noch das Entstehungsjahr 1503.
Es ist kein Zweifel, dafs diese hervorragenden Werke in Sevilla
selbst gearbeitet wurden; doch blieb das Beispiel des Italieners
vorläufig noch ohne merkbare Nachfolge.
Erst seit der II. Hälfte des 16. Jahrh. mehren sich die
spanischen Fayencen in italienischer Art, d. h. mit farbiger
Scharffeuermalerei auf weifsem Grund. Der Ver-
brauch an Fliesen blieb auch nach dem V erseh winden der Azulejos
mit geprefsten Rändern ein bedeutender. Man fertigte neben
solchen mit rein ornamentalen Renaissancemustem, Akanthus-
laub, Rollwerk-Kartuschen, Eierstäben u. dgl. (Vase dieser Art
in Sehr. 218, Fliesen anWand 193) auch grofse figurenreiche Bilder,
die in zusammenhängender Darstellung über ganze Wände
sich erstreckten und mit gemalten Bauomamenten umrahmt
waren. Die letztere Art ist besonders in Portugal mit grofsem
Erfolg gepflegt worden. In der Regel begnügte man sich mit
wenigen Farben, blau und gelb; viele der grofsen Fliesen-
malereien sind in Blau allein ausgeführt. Zahlreiche Werk-
stätten in verschiedenen Theilen Spaniens waren an der Fabri-
kation betheiligt; Triana, Talavera, Valencia werden
als die bedeutendsten hervorgehoben. In Valencia und
Aragon haben Fliesentöpfereien von beachtenswerther
Leistungsfähigkeit bis in das 19. Jahrh. bestanden.
Unter den vielen Orten, welche Gefäfse in der neuen
Maltechnik erzeugten, nahm Talavera de la Reyna, stromab
von Toledo am Tajo gelegen, seit dem Ausgang des 16. Jahrh.
die führende Stellung ein. Sein Ruf überstrahlte so sehr die
anderen Plätze, dafs Talavera in Spanien eine Bezeichnung
für Fayence überhaupt wurde. Seine Geschirre sind in ähn-
licher Weise wie die italienischen Majoliken, aber mit geringerer