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Die Sammlungen. Mezzamajolika. gi
und darunter die für die Geschichte wichtigsten Denkmäler,
hat in öffentlichen Sammlungen eine dauernde Stelle gefunden.
An Reichthum und Gewähltheit sind allen anderen Samm-
lungen überlegen das British Museum und das South Ken-
sington Museum in London. Einen ähnlich grofsen Bestand
hat Paris im Musee Cluny, im Louvre und dem Museum von
Sevres aufzuweisen. Auf der gleichen Stufe steht Deutschland
mit den Sammlungen des herzoglichen Museums in Braun-
schweig und des Kunstgewerbe-Museums in Berlin. Die erstere,
im 17. Jahrh. erworben, zählt über tausend Stücke; einige sind
ersten Ranges, die grofse Mehrzahl aber ist späte Ware aus
Venedig, Urbino und verwandten Fabriken. Die Berliner, durch
Vielseitigkeit und Vollständigkeit ausgezeichnete Sammlung,
ungefähr 900 Stücke enthaltend, ist aus den Sammlungen des
Generalkonsuls Bartholdi in Rom (erworben 1828) und von
Nagler (1835) entstanden. Sie erhielt einigen Zuwachs aus
den Sammlungen von Minutoli 1858 und 1869 und ist später-
hin besonders durch Ankäufe von Quattrocentomajoliken be-
reichert worden.
Der heutige Besitz Italiens reicht an die genannten Samm-
lungen nicht heran und ist in Lokalmuseen zersplittert. Wenig
umfangreiche, aber doch sehr beachtenswerthe Sammlungen sind
in Venedig (Museo Correr), Arezzo, Mailand (Brera, Museo ar-
tistico municipale), Florenz (Bargello), Neapel (San Martino),
Bologna (Museo civico), Padua, Parma, Pesaro (Ateneo pesa-
rese), Ravenna, Loretto, Faenza, Turin.

M ezzamaj olika.
Unter dieser Bezeichnung fafst man, wie schon erwähnt,
die Gefäfse zusammen, deren mifsfarbener Thonkern mit einem
Angufs aus weifser Erde von Vicenza oder Siena be-
deckt ist und die mit gemalten oder eingekratzten
Mustern unter einer durchsichtigen Bleiglasur verziert
sind. Auf diesem Gebiet ist einige Verwirrung entstanden durch
die Angaben des Passeri, eines italienischen Schriftstellers des
vorigen Jahrhunderts, der sich mit der Geschichte der Majoliken
beschäftigte und bisher als wohlunterrichtete Quelle galt. Passeri
führte als Beispiele der Halbmajolika die lüstrirten Schüsseln
von Deruta an (Sehr. 226), die er als Arbeiten seiner Vater-
stadt Pesaro in Anspruch nimmt.
Da diese auf der bemalten Schauseite ersichtlich mit Zinn-
glasur ausgeschwenkt sind, hat man neuerdings die Existenz
der Mezzamajoliken überhaupt in Frage gestellt, was ebenso
unrichtig ist, wie die Ansichten des Passeri. Es ist durch die
 
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