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Italien.

1500 in Mittel- und Oberitalien weit verbreitet war. Padua,
aus dessen Werkstätten die schöne Platte des Nicoleto her-
vorgegangen ist, und Pavia standen an der Spitze; zahlreiche
Ueberreste gleichartiger Geschirre haben sich auch in F1 o r e n z,
Bologna, Faenza, Rimini, Ravenna, Imola, Cesena
und S a s s u o 1 o gefunden.
Gegen Ende des 17. Jahrh. tritt eine Werkstatt der Familie
Cuzio in Pavia hervor. Es sind ungefähr zehn bezeich-
nete Werke, meist grofse Schüsseln, in öffentlichen Sammlungen
bekannt; sie befinden sich in Pavia, im Louvre und Musee
Cluny in Paris, im S. Kens. Museum zu London und im
Museo artistico municipale in Mailand. Sie sind einfarbig
braun oder grün gefärbt; neben pflanzlichen Mustern bean-
spruchen den breitesten Raum eingekratzte Sprüche und die
sehr ausführlichen Bezeichnungen, welche die Namen der Ver-
fertiger: Joannes Antonius Barnabas Cutius Papiensis mit dem
Jahre 1676 und Presbyter Antonius Maria Cutius Papiensis
Protonotarius Apostolicus mit den Jahren 1677 bis 1694 nennen.
Dafs dieser Betrieb nicht auf die Familie Cuzio beschränkt
war, scheint die Inschrift einer gleichartigen, noch im Kunst-
handel befindlichen Schüssel zu bezeugen. Sie lautet: »Questo
pezzo fu fato per Antonio Maria Antonelli.«
Als die letzten Ausläufer der Mezzamajolika von einiger-
mafsen künstlerischer Ausstattung sind sechs grofse Vasen mit
Sgraffitoverzierung und mehrfarbiger Bemalung im Museum
von Bologna zu nennen, welche die Jahreszahlen 1718 bis
1728 tragen.

Die Majoliken des 15. Jahrhunderts.
Mehr noch als bei den Gefäfsen der Blüthezeit werden
hier die örtlichen Unterschiede durch den Zeitcharakter ver-
wischt; nur in vereinzelten Fällen kann man durch äufserliche
Kennzeichen die Arbeiten bestimmter Werkstätten mit Sicher-
heit erkennen.
Nur eine Gruppe hebt sich durch die Art der Malerei
als völlig eigenartig aus der übrigen Menge heraus. Es sind
Urnen mit kurzen Henkeln auf der Schulter, seltener flache
Gefäfse, von milchweifser Glasur, die mit violett und einem
sonst nirgends vorkommenden, dunkelblauen Schmelz bemalt
sind, der in dicker, durchscheinender Schicht aufliegt. (Sehr.
217 rechte Seite.) (Abb. 42.) Die linearen Ranken mit rundlich
gezackten, grofsen Blättern sind in orientalischer Art ohne merk-
baren Rhythmus gleichmäfsig über die Fläche gemalt und enthal-
ten eingeordnet streng stylisirte Thiere. Auch diesen fehlt nicht
 
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