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Spanien.

Wappen der Medici, Teller mit dem Wappen der florentiner
Familie Gondi, Schüsseln mit dem Wappen der Borgia, von
Sicilien, dem Löwen von S. Marco). Die Schüsseln sind
regelmäfsig innen und aufsen verziert, oft setzt sich das
Muster der Schauseite auf der Rückseite fort, oder es sind
grofse, heraldisch stylisirte Thierfiguren, in älterer Zeit
auch nur concentrische Kreise auf der letzteren angebracht.
Die grolse Mehrzahl der spanischen Majoliken sind
Schüsseln und Becken, bald flach, bald mit gradlinig
vertiefter Mitte. Sie sind oft in Relief geformt, namentlich
sind vom Mittelpunkt aus strahlig oder schräg auslaufende
Buckelungen in der Art der getriebenen Metallgefäfse beliebt.
Unter den Vasen und Krügen begegnet man am häufigsten
den sog. Apothekenkrügen von walzenförmigem, um die Mitte ein-
gezogenen Körper mit kurzem Fufs und Hals (Sehr. 227).
Die Form ist im Orient entstanden (vgl. Seite 25); sie soll
den Abschnitten des Bambusrohres nachgebildet sein, in
welchen Specereien aus dem Orient nach dem Abendlande
gesandt wurden. Die Italiener haben diese Apothekenkrüge
daher als Bäumchen, A1 b a r e 11 i, bezeichnet.
Die gelblich getönte Zinnglasur der spanischen Majoliken
ist immer über der ganzen Innen- und Aufsenseite der Ge-
fäfse aufgetragen. Die Verzierung ist meist nur in Goldlüster
ausgeführt, doch ist auch eine stellenweise Bemalung mit im
Scharffeuer aufgebrannten Kobaltblau keineswegs selten.
Bei den Wappen kommen auch die braunen und violetten
Töne des Mangans zu sparsamer Verwendung.
Trotz des sinkenden Geschmackes bewahrte der prächtige
Glanz des Goldlüsters den spanischen Geschirren bis in das
17. Jahrh. eine aufserordentliche decorative Wirkung. Mit
dem 18. Jahrh. aber ging ihnen dieser Vorzug verloren. Der
Lüster nimmt von da an bis in die neueste Zeit statt des
erst blassen, dann bräunlichen Goldtones die grelle, ausge-
sprochen rothe Farbe neugeprägten Kupfers an; sie ist ein
untrügliches Kennzeichen der letzten Verfallzeit. (Ein Beispiel
dieser Art das tiefe Becken an Wand 230).

Azulej os.

Eine weitere Gabe des Orients sind die Fliesen
zur Wandbekleidung. Kein anderes Land Europas hat
davon so starken Gebrauch gemacht wie Spanien, nicht
nur im Mittelalter, sondern auch in christlicher Zeit. Doch
ist man in Spanien damit nie so weit gegangen, wie in den
ostmuslimischen Ländern; selten ist mehr wie der untere Theil
 
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