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Deutschland und die Schweiz.

(Nachbildung in Sehr. 184), die ihr Kind stillende Bäuerin
und andere, die man einer Werkstatt in Avon bei Fon-
tainebleau zuschreibt. Im 17. Jahrh. wurden in Avignon
und anderen Orten Südfrankreichs Gefäfse mit einfarbigen
oder gewölkten Bleiglasuren, von zum Theil sehr guten For-
men in bäuerlichem Betriebe gearbeitet; einige Beispiele in
Sehr. 249.
DiewährenddererstenHälftedes 16.Jahrh.inSt. Porchaire
in Poitou entstandenen sog. Henri II Fayencen, früher Fayencen
von Oiron genannt, gehören ihrer Technik nach zum Steingut.
Sie bestehen aus hellem, gelblichen Thon, in welchem nach
einem bereits im Mittelalter für Fufsbodenfliesen gebräuch-
lichen, hier aber verfeinerten Verfahren Arabesken und Band-
muster in dunkler Masse eingelegt sind; das Ganze bei spar-
samer Färbung in grün, blau und gelb mit farbloser Blei-
glasur überzogen. Sie sind ausschliesslich Luxusware und
wohl die zierlichsten Schöpfungen der europäischen Kunst-
töpferei. Im Museum sind sie bisher nur durch zwei moderne
Nachbildungen in Sehr. 184 vertreten.

Deutschland und die Schweiz.
Die Entwicklung der Fayence innerhalb des deutschen
Sprachgebietes zeigt insofern eine gewisse Aehnlichkeit mit
der französischen, als auch hier während der Renaissance
zwei Richtungen, eine von Italien eingeführte und eine au-
tochthone neben einander her gehen. Die erstere beginnt
mit der Nachahmung italienischer Majolika und behält deren
Technik auch dann noch bei, als sie bereits zur Bauemtöpferei
herabgesunken war (Sehr. 237); die andere entfaltet
sich selbständig aus mittelalterlichen Ueberlieferungen und
arbeitet während ihrer Blüthe im 16. Jahrh. mit einem
einigermafsen ähnlichen, aber roheren Verfahren, wie es
Palissy in Frankreich gefunden hatte. (Sehr. 249 und
Raum L.).
Die ältesten deutschenMajoliken mit Scharffeuermalerei
auf weifser Zinnglasur sind im Germanischen Museum zu
Nürnberg vereinigt. Es sind nur wenige Stücke. (Abgeb. im
Anzeiger f. K. D. Vorzeit 1875. XXII. p. 238). Sie beginnen
mit einer flachen Schale vom Jahre 1526; die Schauseite be-
deckt die Darstellung von Simson und Delila im Styl des
Hans Holbein, unter dem Fufs hat der Meister italienischem
Brauche folgend sein Monogramm R angebracht. Die Malerei
ist in blau mit gelben und hellgrünen Lasuren ausgeführt.
 
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