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Spanien.

zeichnerischer Kunst, mit Landschaften, figürlichen Darstellun-
gen, Wappen und Ornamenten verziert. Die Malerei ist mit
breitem, weichem Pinselstrich flott und sicher ausgeführt. Die
im Allgemeinen blasse Farbenstimmung wird durch das Vor-
herrschen von Gelb, Braun und Grün neben Violett und spar-
sam verwendetem Blau gekennzeichnet. (Zahlreiche Beispiele
in Sehr. 218; drei grofse Vasen an der Wand 230.) Talavera
fertigte auch Gefäfse und Geräthe in naturalistischen Formen
von Früchten und Thieren. (Durchbrochene Vase auf Gestell
214, Henne in Sehr. 218 und sitzender Hund an Wand 230.)
Im späteren 17. und im 18. Jahrh. wurde unter dem Ein-
flufs des ostasiatischen Porzellans und der Fayencen von
Savona bei Genua die Blaumalerei bevorzugt. Die Blüthe der
Werkstätten von Talavera dauerte bis zum Jahre 1720. Dann
trat ein rascher Verfall ein, der im späteren 18. Jahrh. nur
vorübergehend aufgehalten wurde. Nachahmungen seiner
Fayencen lieferten im 17. Jahrh. Puente delArzobispo und Toledo.
Das keramische Gründungsfieber, das im 18. Jahrh. theils
durch die Erfolge von Delft, theils durch die Erfindung des
sächsischen Porzellans hervorgerufen, überall in Europa neue
Werkstätten entstehen liefs, hat auch Spanien berührt und —
von kleinen Werken wie Segovia, Toledo, Zamora, Madrid
abgesehen — mit einer Fayencefabrik ersten Ranges begabt.
Sie wurde in Alcora in der Provinz Valencia von dem
Grafen Aranda 1726 eingerichtet und entwickelte sich sehr
rasch unter der künstlerischen Leitung des aus Moustiers in
Frankreich berufenen Joseph Olery, der bis 1737 dort thätig
blieb. Von da an bis zur Umwandlung in eine Porzellan -
und Steingutfabrik im Jahre 1764 wurden nur spanische Ar-
beiter beschäftigt. Da Olery nach seiner Rückkehr in Mou-
stiers wieder eine Fabrik übernahm, besteht zwischen einigen
Fayencegattungen der beiden Orte enge Verwandtschaft. Dem
französischen Einflufs verdankt Alcora die spitzenartigen Rand-
muster mit eingeordneten Baldachinen, Blumengehängen u. dgl.,
sowie die zierlichen Grottesken in der Art des Ornamentisten
Berain. (Sehr. 218; Unterschale für eine Tasse, mit Spitzen-
rand, Wappen und Büsten, bezeichnet Ferrer, der Name
eines von 1727—43 in Alcora thätigen Malers. Deckelnapf
und Unterschale mit einfacherem Spitzenmuster.) Bei dieser
Art überwog die Blaumalerei, mit welcher sich gelb, orange,
braun und grün verbinden. Später ging man zu kräftigeren
Farben über, die alle im Scharffeuer eingebrannt sind. (Sehr.
218; drei Tassenunterschalen mit Streublumen und Rococo-
ornament.) Alcora hielt sich auf seiner Höhe bis um 177°»
die späteren Bemühungen, die Fabrik zu heben, hatten vor-
wiegend das Porzellan und das Steingut in englischer Art im Auge.
 
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