Faenza.
IO1
mit dem Manfrediwappen (um 1400) ist hier gefunden. Bereits
im Jahre 1454 wird von Padua aus bei dem faentiner Töpfer
Maestro Giac. di Piero ein Service in »weifser Majolika« bestellt.
Es genügt auf einige Daten hinzuweisen, um zu zeigen, wie
die neue Industrie durch faentiner Meister in andere Städte
getragen wurde, wie einzelne Orte sich gegen die Einfuhr
faentiner Geschirre abschlossen, um eine schwächere einhei-
mische Kunsttöpferei zu schützen, wie noch in der zweiten
Hälfte des 16. Jahrh. grofse Aufträge nach Faenza gingen,
trotz des Ruhmes der Werkstätten im Herzogthum Urbino.
Im Jahre 1489 finden wir einen Majolikatöpfer Matteo di
Alvise aus Faenza in Venedig ansässig, der einen eigenen
Zeichner M. Thomeo beschäftigt und ein Service für den
Dogen liefert. 1496 begründen zwei faentiner Carlo Pandolfo
und Tomaso Marcelli eine Botega in Rocca Contrada, heute
Arcevia. 1503 wird die Einfuhr von Majoliken aus Faenza
nach Venedig gestattet, um 1520 aber wieder verboten, ebenso
1523 in Ravenna. Aehnliche Verbote, die zum Theil bald
wieder aufgehoben werden, erlassen in den Jahren 1542, 1543,
1549 Pesaro, Imola und Forli. Herzog Alphons I. von Fer-
rara beruft faentiner Künstler 1490, 1493 und 1501; trotz-
dem bestellt er 1511 in Faenza grofse Service, ebenso sein
Nachfolger Ercole II. in den Jahren von 1552 bis 1559.
Derartige Aufträge sind noch aus dem 17. Jahrh. überliefert;
damals wurde auch die von Faenza abgeleitete Bezeichnung
Fayence für glasirte Irdenware verbreitet.
Sehr bezeichnend ist auch das Zeugnifs Piccolpassos, der
selbst Leiter einer Manufaktur in dem urbinatischen Castel
Durante, noch um die Mitte des 16. Jahrh. Faenza ohne Ein-
schränkung den Vorrang unter den Majolikastädten zuerkennt.
Dafs die Fayencemalerei in Faenza bereits im Jahre 1500
die Höhe ihrer Leistungsfähigkeit erreicht hatte, bezeugt ein
Albarello mit diesem Datum im Musee Cluny, der mit Grot-
tesken auf gelbem Grund in völlig entwickeltem Renaissance-
styl bemalt ist. Das Gegenstück dazu — in London — trägt
die Bezeichnung: »Faenza«. Ein in Faenza ausgegrabenes Bruch-
stück eines Tellers (Pinacothek daselbst) mit vollendet gezeich-
netem Arabeskenmuster auf dem Rande hat die Jahreszahl
1502.
Leider haben die faentiner Künstler im ersten Viertel des
Jahrhunderts überaus selten ihre Arbeiten mit einer Ortsangabe
versehen. Es ist daher gerade in dieser Zeit der Hochblüthe
besonders schwierig, die Meisterwerke von Faenza, Caffagiolo
und Castel Durante zu unterscheiden, zumal von Malereien
ersten Ranges nur ganz vereinzelte Bruchstücke in Faenza zu
Tage gefördert worden sind. Werkstatt- oder Künstlermono-
gramme sind weniger selten, aber ihre Bedeutung ist fast aus-
IO1
mit dem Manfrediwappen (um 1400) ist hier gefunden. Bereits
im Jahre 1454 wird von Padua aus bei dem faentiner Töpfer
Maestro Giac. di Piero ein Service in »weifser Majolika« bestellt.
Es genügt auf einige Daten hinzuweisen, um zu zeigen, wie
die neue Industrie durch faentiner Meister in andere Städte
getragen wurde, wie einzelne Orte sich gegen die Einfuhr
faentiner Geschirre abschlossen, um eine schwächere einhei-
mische Kunsttöpferei zu schützen, wie noch in der zweiten
Hälfte des 16. Jahrh. grofse Aufträge nach Faenza gingen,
trotz des Ruhmes der Werkstätten im Herzogthum Urbino.
Im Jahre 1489 finden wir einen Majolikatöpfer Matteo di
Alvise aus Faenza in Venedig ansässig, der einen eigenen
Zeichner M. Thomeo beschäftigt und ein Service für den
Dogen liefert. 1496 begründen zwei faentiner Carlo Pandolfo
und Tomaso Marcelli eine Botega in Rocca Contrada, heute
Arcevia. 1503 wird die Einfuhr von Majoliken aus Faenza
nach Venedig gestattet, um 1520 aber wieder verboten, ebenso
1523 in Ravenna. Aehnliche Verbote, die zum Theil bald
wieder aufgehoben werden, erlassen in den Jahren 1542, 1543,
1549 Pesaro, Imola und Forli. Herzog Alphons I. von Fer-
rara beruft faentiner Künstler 1490, 1493 und 1501; trotz-
dem bestellt er 1511 in Faenza grofse Service, ebenso sein
Nachfolger Ercole II. in den Jahren von 1552 bis 1559.
Derartige Aufträge sind noch aus dem 17. Jahrh. überliefert;
damals wurde auch die von Faenza abgeleitete Bezeichnung
Fayence für glasirte Irdenware verbreitet.
Sehr bezeichnend ist auch das Zeugnifs Piccolpassos, der
selbst Leiter einer Manufaktur in dem urbinatischen Castel
Durante, noch um die Mitte des 16. Jahrh. Faenza ohne Ein-
schränkung den Vorrang unter den Majolikastädten zuerkennt.
Dafs die Fayencemalerei in Faenza bereits im Jahre 1500
die Höhe ihrer Leistungsfähigkeit erreicht hatte, bezeugt ein
Albarello mit diesem Datum im Musee Cluny, der mit Grot-
tesken auf gelbem Grund in völlig entwickeltem Renaissance-
styl bemalt ist. Das Gegenstück dazu — in London — trägt
die Bezeichnung: »Faenza«. Ein in Faenza ausgegrabenes Bruch-
stück eines Tellers (Pinacothek daselbst) mit vollendet gezeich-
netem Arabeskenmuster auf dem Rande hat die Jahreszahl
1502.
Leider haben die faentiner Künstler im ersten Viertel des
Jahrhunderts überaus selten ihre Arbeiten mit einer Ortsangabe
versehen. Es ist daher gerade in dieser Zeit der Hochblüthe
besonders schwierig, die Meisterwerke von Faenza, Caffagiolo
und Castel Durante zu unterscheiden, zumal von Malereien
ersten Ranges nur ganz vereinzelte Bruchstücke in Faenza zu
Tage gefördert worden sind. Werkstatt- oder Künstlermono-
gramme sind weniger selten, aber ihre Bedeutung ist fast aus-