Castel Durante. Figürliche Majoliken.
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einer Zeit, als sein Vater noch in seiner Heimathstadt geblieben
war. Letzterer mufs nach dem oben aufgeführten Material
zwischen 1526 und 1528 nach Urbino übersiedelt sein; es
scheint nicht, dafs er hier eine eigene Botega errichtete.
Datirte Majoliken des Nicola da Urbino sind nach 1528 nicht
mehr bekannt, doch wird er in Urkunden noch 1540 als lebend
genannt. Er ist in dieser Zeit noch sehr fruchtbar gewesen;
im Museum ist seine urbinatische Periode durch den Teller mit
Jupiter und Leda nach Giulio Romano und besonders kenn-
zeichnend durch den Teller mit dem Opfertod des Marcus
Curtius, beide Sehr. 219, vertreten. (Abb. 63.) Nicola hat die
Malweise von Urbino auf die Höhe ihrer Leistungsfähigkeit ge-
bracht. Seine Majoliken sind ausgezeichnet durch eine ungemein
glänzende Glasur, leuchtende Farben und weiche, flüssige
Pinsel führ ung. In sorgfältiger und sicherer Zeichnung und
Modellirung ist er von keinem seiner Zeitgenossen und Nach-
folger in Urbino erreicht oder übertroffen worden. Obwohl
er vielfach nachgeahmt worden ist, sind die Arbeiten seiner
Hand doch nicht schwer zu erkennen; eine charakteristische
Aeufserlichkeit sind die conventionell behandelten grauen
Wolkenballen, deren Umrifslinien spiralig nach innen einge-
zogen sind (vgl. den Ledateller).
Nach dem Fortgang des Nicola da Urbino von Castel
Durante verwischten sich die Unterschiede zwischen den
Istoriati-Majoliken beider Orte mehr und mehr, so dafs nur
selten noch sichere Zuweisungen möglich sind.
Gute figürliche Majoliken urbinatischer Art lieferte zwischen
1543 und 1553 Francesco Durantino; es ist aber nicht
bekannt, ob er in seiner Heimath oder in Urbino thätig war.
Nach der Bezeichnung seiner letzten datirten Arbeit scheint
er in einem heute nicht mehr bekannten Orte Monte Bagnolo
bei Perugia eine Werkstatt gehabt zu haben; die Inschrift
lautet: »Francesco Durantino vasaro a monte Bagnolo de
Peroscia 1553.« In dem ähnlich lautenden Bagnara oder
Bagniorea bei Perugia hat nach einem signirten Stück im
S. Kens. Museum im Jahr 1691 ein Töpfer aus Deruta ge-
arbeitet.
Aus dem späteren 16. und dem 17. Jahrh. sind noch
mehrere durantiner Töpfernamen durch Inschriften auf
ornamentalen Majoliken überliefert: Maestro Simone 1562,
Giambattista Carli 1618, Hippolito Rombaldotti um die Mitte
des 17. Jahrh., Pietro Papi 1667. Der Aufschwung, der im
18. Jahrh. in der Kunsttöpferei von Urbania nach dem
Vorgang von Castelli eintrat, scheint nicht ohne fremde
Hilfe aus dem leitenden Betriebsort dieser Periode sich
vollzogen zu haben. Denn die Platte mit der Taufe
Christi in Sehr. 224, ganz im Styl von Castelli gemalt,
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einer Zeit, als sein Vater noch in seiner Heimathstadt geblieben
war. Letzterer mufs nach dem oben aufgeführten Material
zwischen 1526 und 1528 nach Urbino übersiedelt sein; es
scheint nicht, dafs er hier eine eigene Botega errichtete.
Datirte Majoliken des Nicola da Urbino sind nach 1528 nicht
mehr bekannt, doch wird er in Urkunden noch 1540 als lebend
genannt. Er ist in dieser Zeit noch sehr fruchtbar gewesen;
im Museum ist seine urbinatische Periode durch den Teller mit
Jupiter und Leda nach Giulio Romano und besonders kenn-
zeichnend durch den Teller mit dem Opfertod des Marcus
Curtius, beide Sehr. 219, vertreten. (Abb. 63.) Nicola hat die
Malweise von Urbino auf die Höhe ihrer Leistungsfähigkeit ge-
bracht. Seine Majoliken sind ausgezeichnet durch eine ungemein
glänzende Glasur, leuchtende Farben und weiche, flüssige
Pinsel führ ung. In sorgfältiger und sicherer Zeichnung und
Modellirung ist er von keinem seiner Zeitgenossen und Nach-
folger in Urbino erreicht oder übertroffen worden. Obwohl
er vielfach nachgeahmt worden ist, sind die Arbeiten seiner
Hand doch nicht schwer zu erkennen; eine charakteristische
Aeufserlichkeit sind die conventionell behandelten grauen
Wolkenballen, deren Umrifslinien spiralig nach innen einge-
zogen sind (vgl. den Ledateller).
Nach dem Fortgang des Nicola da Urbino von Castel
Durante verwischten sich die Unterschiede zwischen den
Istoriati-Majoliken beider Orte mehr und mehr, so dafs nur
selten noch sichere Zuweisungen möglich sind.
Gute figürliche Majoliken urbinatischer Art lieferte zwischen
1543 und 1553 Francesco Durantino; es ist aber nicht
bekannt, ob er in seiner Heimath oder in Urbino thätig war.
Nach der Bezeichnung seiner letzten datirten Arbeit scheint
er in einem heute nicht mehr bekannten Orte Monte Bagnolo
bei Perugia eine Werkstatt gehabt zu haben; die Inschrift
lautet: »Francesco Durantino vasaro a monte Bagnolo de
Peroscia 1553.« In dem ähnlich lautenden Bagnara oder
Bagniorea bei Perugia hat nach einem signirten Stück im
S. Kens. Museum im Jahr 1691 ein Töpfer aus Deruta ge-
arbeitet.
Aus dem späteren 16. und dem 17. Jahrh. sind noch
mehrere durantiner Töpfernamen durch Inschriften auf
ornamentalen Majoliken überliefert: Maestro Simone 1562,
Giambattista Carli 1618, Hippolito Rombaldotti um die Mitte
des 17. Jahrh., Pietro Papi 1667. Der Aufschwung, der im
18. Jahrh. in der Kunsttöpferei von Urbania nach dem
Vorgang von Castelli eintrat, scheint nicht ohne fremde
Hilfe aus dem leitenden Betriebsort dieser Periode sich
vollzogen zu haben. Denn die Platte mit der Taufe
Christi in Sehr. 224, ganz im Styl von Castelli gemalt,
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