Urbino. Die Familie Patanazzi.
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Formen, Amoretten, Thieren und phantastischen thier- und
menschenähnlichen Gestalten, sind bei grölseren Flächen in
der Regel figürliche Darstellungen so eingeordnet, dafs sie
die Mitte des ganzen oder einzelner Omamentfelder deutlich
hervorheben. Die Bilder sind entweder in der üblichen farbigen
Art (so auf der grofsen ovalen Schüssel und anderen) oder
in Nachahmung von Gemmen, Grau auf Schwarzblau und
ähnlich als Medaillons ausgeführt. Oft ist die figürliche Malerei
noch die Hauptsache, und das Ornament auf einen schmalen
Rand eingeschränkt. Auch Wappen nehmen zuweilen den
Mittelpunkt der Decoration ein; mehrfach begegnen uns solche
von deutschen Familien. Kannen und Teller mit den Wappen
der Nürnberger Geschlechter Neudörffer (das Datum 1552 und
das Monogramm H S L sind einer Radirung des H. S. Lautensack
entnommen, die für dieses Service als Vorlage gedient hat) und
Imhof in Sehr. 225. (Abb. 67.)
Die Flächen der reicher ausgestatteten Gegenstände sind
durch reliefirte Profile und Rollwerkkartuschen energisch und
kräftig gegliedert. Dazu reichte die Drehscheibe nicht aus;
solche Gefäfse mufsten mit Hohlformen hergestellt werden.
Dadurch, dafs das Formverfahren so sehr in den Vorder-
grund trat, der Modelleur ein vielbeschäftigtes Glied der
Töpferwerkstatt wurde, kam man zu einer aufserord entliehen
Erweiterung der keramischen Thätigkeit nach der Seite der
Gefäfsformen. In diese üppige Hochrenaissance der Majolika
um 1560 fallen nicht nur die meisten der prächtigen Schau-
vasen mit Reliefmasken, Schlangen- und Satyrhenkeln, die
sog. Pilgerflaschen, die dreitheilig gebauchten Kühlbecken für
Flaschen, die vielfach profilirten Kannen (Sehr. 225, 21Q, Gestell
214), sondern es wurden nun auch eine Menge von Gefäfs-
formen und allerlei Geräthe hergestellt, die ihrem ganzen Auf-
bau nach bisher der Metallarbeit vorbehalten waren. Dazu
gehören die Leuchter und Schreibzeuge (Sehr. 223), (Abb. 68.)
zum Theil mit vollrunden Figurengruppen auf dem Deckel, die
Salzfässer mit Sphinxen und Löwenfüfsen, in Schiffform mit
Bocksköpfen, Fruchtgehängen und Voluten. (Vgl. Katalog
Spitzer, Tafel 17 u. a.)
Die beiden Fontanawerkstätten wurden nach dem Tod
ihrer Leiter Guido und Orazio fortgeführt, wir wissen nicht
mit welchem Erfolge.
Die namhaftesten Vertreter der Spätzeit nach 1580 sind
die Meister aus der Familie Patanazzi. Sie malten Istoriati
und Grottesken, zum Theil tüchtige Arbeiten, die aber die
Meisterwerke der Fontana nicht erreichten. Der erste und
geschickteste Künstler dieses Namens zeichnet als »Maestro
Antoni Patanazzi Urbini«; zwei signirte Vasen mit
Grottesken und figürlichem Mittelbild befanden sich in der
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Formen, Amoretten, Thieren und phantastischen thier- und
menschenähnlichen Gestalten, sind bei grölseren Flächen in
der Regel figürliche Darstellungen so eingeordnet, dafs sie
die Mitte des ganzen oder einzelner Omamentfelder deutlich
hervorheben. Die Bilder sind entweder in der üblichen farbigen
Art (so auf der grofsen ovalen Schüssel und anderen) oder
in Nachahmung von Gemmen, Grau auf Schwarzblau und
ähnlich als Medaillons ausgeführt. Oft ist die figürliche Malerei
noch die Hauptsache, und das Ornament auf einen schmalen
Rand eingeschränkt. Auch Wappen nehmen zuweilen den
Mittelpunkt der Decoration ein; mehrfach begegnen uns solche
von deutschen Familien. Kannen und Teller mit den Wappen
der Nürnberger Geschlechter Neudörffer (das Datum 1552 und
das Monogramm H S L sind einer Radirung des H. S. Lautensack
entnommen, die für dieses Service als Vorlage gedient hat) und
Imhof in Sehr. 225. (Abb. 67.)
Die Flächen der reicher ausgestatteten Gegenstände sind
durch reliefirte Profile und Rollwerkkartuschen energisch und
kräftig gegliedert. Dazu reichte die Drehscheibe nicht aus;
solche Gefäfse mufsten mit Hohlformen hergestellt werden.
Dadurch, dafs das Formverfahren so sehr in den Vorder-
grund trat, der Modelleur ein vielbeschäftigtes Glied der
Töpferwerkstatt wurde, kam man zu einer aufserord entliehen
Erweiterung der keramischen Thätigkeit nach der Seite der
Gefäfsformen. In diese üppige Hochrenaissance der Majolika
um 1560 fallen nicht nur die meisten der prächtigen Schau-
vasen mit Reliefmasken, Schlangen- und Satyrhenkeln, die
sog. Pilgerflaschen, die dreitheilig gebauchten Kühlbecken für
Flaschen, die vielfach profilirten Kannen (Sehr. 225, 21Q, Gestell
214), sondern es wurden nun auch eine Menge von Gefäfs-
formen und allerlei Geräthe hergestellt, die ihrem ganzen Auf-
bau nach bisher der Metallarbeit vorbehalten waren. Dazu
gehören die Leuchter und Schreibzeuge (Sehr. 223), (Abb. 68.)
zum Theil mit vollrunden Figurengruppen auf dem Deckel, die
Salzfässer mit Sphinxen und Löwenfüfsen, in Schiffform mit
Bocksköpfen, Fruchtgehängen und Voluten. (Vgl. Katalog
Spitzer, Tafel 17 u. a.)
Die beiden Fontanawerkstätten wurden nach dem Tod
ihrer Leiter Guido und Orazio fortgeführt, wir wissen nicht
mit welchem Erfolge.
Die namhaftesten Vertreter der Spätzeit nach 1580 sind
die Meister aus der Familie Patanazzi. Sie malten Istoriati
und Grottesken, zum Theil tüchtige Arbeiten, die aber die
Meisterwerke der Fontana nicht erreichten. Der erste und
geschickteste Künstler dieses Namens zeichnet als »Maestro
Antoni Patanazzi Urbini«; zwei signirte Vasen mit
Grottesken und figürlichem Mittelbild befanden sich in der