Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Gailhabaud, Jules; Kugler, Franz [Hrsg.]
Jules Gailhabaud's Denkmäler der Baukunst (Band 1): Denkmäler aus alter Zeit — 1852

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.3501#0101

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Die ägyptischen Pyramiden.

eingerichteten und mit Brustwehren oder durch Zinnen geschützten Plateaus der Befestigungswerke) oder
ßcofudsg (altarähnliche Abscätze) nennen. Nachdem sie dieselbe in dieser Gestalt gemacht hatten, erhoben
sie die übrigen Steine durch Maschinen mit kurzen hölzernen Armen, indem sie dieselben zunächst vom
Boden auf den ersten Stufenabsatz hoben; wenn der Stein da hinauf gebracht war, wurde er in eine
andere Maschine gelegt, welche auf dem ersten Stufenabsatz stand, und von da wurde er auf den zweiten
Absatz gezogen zu einer dritten Maschine. Denn so viel Stufenabsätze waren, so viel waren Maschinen;
oder vielleicht brachte man ein und dieselbe leicht bewegliche Maschine auf jeden Absatz, so oft man
den Stein weiter heben wollte; denn es wurden uns beide Arten genannt, wie ich sie angegeben habe.
Es wurde nun aber der oberste Theil der Pyramide zuerst vollendet, dann vollendeten sie, was darauf
folgte; zuletzt aber vollendeten sie den untersten Theil der Pyramide, der der Erde zunächst ist."

Professor R; Lepsius's Untersuchungen an Ort und Stelle haben aber folgende merkwürdige Thatsachen
ergeben, dass die Pyramiden oft nach innen sorgfältiger als nach aussen gebaut sind^ und zuweilen im
Innern edlere Bausteine als nach aussen hin zeigen':), ja es haben sich an den zerstörten Seiten einiger
Pyramiden hintereinander liegende nicht mit einander in Verband stehende Wände deutlich unterscheiden
lassen., deren nach, dem Aeusseren der Pyramide gerichtete schräg aufsteigende Flächen polirt waren,
woraus zu schliessen, dass sie ursprünglich als sichtbare Flächen behandelt worden. Diese auffallenden
Erscheinungen führen zu dem Factum, dass die Pyramiden in der Hegel nicht nur von unten nach oben,
sondern nach allen Seiten hin von innen nach aussen wuchsen; dass man zuerst eine massige Pyramide
bis zur Spitze in Stufenabsätzen vollendete, und um diesen Kern Stufenmäntel legte, welche die Pyramide
gleichmässig nach oben und nach unten vergrösserten. Mit dem Factum leuchtet aber auch zugleich der
Zweck dieser Bauart ein; er liegt in der Lösung der von Professor Lepsius zuerst aufgeworfenen Frage,
wie so colossale Bauwerke, wie die grössten Pyramiden angelegt und ausgeführt werden konnten bei der
natürlichen Unsicherheit der Dauer einer jeden Begierungszeit. Doch hören wir darüber Professor Lepsius
selber: „Das allgemein bei den ägyptischen Gräbern und Tempeln befolgte Princip allmähliger Erweiterung
sehen wir auch bei den einfachen Formen der Pyramiden in Anwendung gebracht. Jeder König hatte den
Wunsch, sein Grabmonument, das in ihren Augen von so grosser Wichtigkeit war, so stattlich auszuführen,
wie es nur immer seine Kräfte und seine Lebenszeit zuliessen; er wollte es aber auch nicht unvollendet oder
wenigstens unvollendbar zurücklassen und musste daher Mittel finden, je nach der ihm allmählig zugemessenen
Zeit an seinem Monumente fortzubauen, das einfachste lag aber in der erwähnten Bauart. Der König vollendete
in den ersten Regierungsjahren eine massige Pyramide und legte dann, wenn noch neue Jahre vergönnet
waren, einen Mantel nach dem andern um, bis er endlich zu einem Punkte gelangte, wo jede neue Ver-
grösserung schon allein ein Riesenwerk war und viele Jahre zur Ausführung brauchte; dann musste er wohl
an die letzte Vollendung denken. Wurde er dann an der gänzlichen Beendigung durch den Tod gehindert,
so konnte es den Erben, der Familie, dem Nachfolger nicht schwer fallen, das Rückständige noch hinzu-
zufügen. Dies wurde gewiss um so weniger vernachlässigt, als nach allen Anzeigen die Pietät der
Ueberlebenden gegen die Verstorbenen sehr gross und bindend, eine heilige Pflicht war, die in ihrer
ganzen Lebens- und Glaubensordnung tief begründet war."

Wenn wir nun auch nicht aus der Anzahl der Mäntel einer Pyramide die Anzahl der Regierungsjahre
ihres Erbauers zu berechnen unternehmen wollen, so dürfen wir doch im Allgemeinen aus einer besonders
grossen Pyramide auf eine lange Regierungszeit, aus einer kleinen auf eine kurze schliessen.

Die Construction der Ziegelpyramiden unterscheidet sich höchst wahrscheinlich von der der Stein-
pyramiden darin, dass ihr Bau nicht in Stufenabsätzen erfolgte, für die in der That kein Grund mehr
vorhanden war, da die Kleinheit der Nilziegel, die 14| Zoll lang, 6 Zoll breit und 4 Zoll dick sind,
keine Hebemaschinen nöthig machte und leichter auf fortlaufenden kleinen Stufen auf die Höhe geschafft
werden konnten. Die grössten Ziegelpyramiden scheinen indess auch in Mänteln gebaut worden zu sein,
wie z. B. die von Abu Roasch, in welcher eine Menge dünner Mauern, eine an der andern liegend, ohne
Verband, zu sehen sind. Dagegen finden wir auch eine Anzahl massig grosser Pyramiden sowohl von
Stein wie von Ziegeln, welche deutlich aus einem einzigen Bau bestehen.

Auch Pyramiden, die minder sorgfältig construirt und der Hauptmasse ihres kubischen Inhalts nach
aus Füllwerk bestehen, das zwischen parallel laufenden Wänden aufgeschüttet ist, kommen vor zu Abusir
und zuSakkara; an letzterem Orte ist es die nördlichste der südlichen Pyramidengruppe, die noch ausserdem

') Die nördlichste Pyramide von Abusir und die nördlichste von Lischt zeigt um eine innere Pyramide von Stein einen Mantel
von getrockneten Nilziegeln.

£>ic rt'gyptifdjni "Pyramiben. 2.

'*>»:

P«8 Tiir

!»#*-

,telra*(1,eseS

'li^cbPjrair
äii, ri Trimmern ui

'^pliscta Meilen
„.sin bis nach
:::-j ron Lischt, Meid«

liifoprenssischen
r;^ Untersuchungen ii
;-«> der sicli abei
•;äW, Lepsius sei
BÄHese von di
^ Ten denen nicht we
an lassen, und ausgf
Zeit der Erba
Weich vor dem
J ™ Abu Roasch I

^Residenz hatti
'■^n Gräber von eini;

* Familien des

1 «Residenz er

Blesse,!
S^sig,

^Mich in



;,!tH

?rosSe]

(Sa e,llte
 
Annotationen