Die Nympheen bei Rom und Albano.
Die Griechen, die ein so zahlreiches Pantheon erschufen, Hessen auch die Quellen und Bäche von
Gottheiten nicht unbewohnt sein. Die erquickende Kühle", die eine Quelle oder Bach in einem warmen
Lande verbreitet, die Erfrischung, die der nicht zu entbehrende Genuss ihres Wassers Menschen wie
Thieren gewährt, und die üppige Vegetation ihrer Ufer konnte der Mensch nach der religiösen Ansicht der
Griechen nur göttlichen Mächten verdanken, die er dankbar dafür zu verehren habe. Gewöhnlich befinden
sich die Quellen fern von dem Geräusch der Städte, in Mitten von Wäldern und an einsamen Orten; sie
entspringen oft in einer Art Grotte, die die Natur selber in einem Felsen oder Berge ausgehöhlt hat, die
oft noch eine reiche Pflanzen- und Baum-Vegetation umgiebt; die Einsamkeit und wundersame Heimlichkeit
des Ortes wo solche Quellen entspringen, musste den empfänglichen Sinn der Griechen um so mehr zu
der Annahme bestimmen, dass hier die wohlthätigen Schutzgottheiten des Feldes ihren Wohnsitz auf-
geschlagen. So wurde denn die Grotte, in der die Quelle entsprang, zum Heiligthum und nach der sie
bewohnenden Gottheit, der personificirten Quelle oder der Nymphe Nv^cpstov genannt.
Diese Nympheen steigen in ein hohes Alterthum hinauf. Homer lässt schon zur Zeit des trojanischen
Krieges die Nymphe Kalypso in einer Grotte auf der Insel Ogygia wohnen. Die Erzählungen des
Pausanias und anderer griechischer Schriftsteller lassen keinen Zweifel über das Dasein, die religiöse
Bestimmung und die beträchtliche Zahl solcher heiligen Grotten, die den Nymphen und einigen ähnlichen
Gottheiten geweiht waren, und nennen uns eine grosse Zahl von Orten, die einst durch ihre Nympheen
berühmt waren.
Wenn im Anfange auch diese Heiligthümer in ihrem ursprünglichen natürlichen Zustande belassen
wurden, so bemächtigte sich doch später ihrer die Kunst; die Grotte wurde durch Excavation erweitert
und symmetrisch geordnet, ihre Felswände behauen und geglättet und mit Reliefs, Götter-Statuen und
Inschriften geschmückt. In Attika befand sich ein Nympheum, dessen Inneres schon in alter Zeit durch
einen gewissen Archidamas von Pherae in dieser Weise reich ausgestattet war.
Die Verbindungen, die seit dem frühen Alterthum zwischen Griechen und Römern bestanden, führten
den letzteren viele Bräuche zu, die in Griechenland entstanden waren; so war auch der Cultus der
Schutzgottheiten des Feldes von den Römern dem Pantheon der Griechen entlehnt worden. Man setzte
auch in Italien zahlreiche den Nymphen geweihte Heiligthümer ein, und wie bei den Hellenen so hatte
anfangs auch auf italischem Boden die Natur alle Kosten ihrer Herstellung getragen; aber in späterer
Zeit trat die Kunst hinzu die Heiligkeit solcher geweihter Orte den Sinnen wahrnehmbar zu machen, und
die Architectur und Sculptur machten aus ihnen Werke, die mit anderen gottesdienstlichen Gebäuden fast
in Vergleich gestellt oder gar rivalisiren konnten.
Seit dem Anfange des römischen Staates hatten die Nympheen eine religiöse Bedeutung, man glaubte,
dass die Gottheit darin sich den Menschen als in einer Art Sanctuarium offenbare. So erzählen die
Schriftsteller, dass in den eisten Zeiten Roms Numa die Grotte der Egeria zu besuchen pflegte, um sich
mit der Nymphe über ernste Staatsgeschäfte zu unterhalten und bei ihr seine Entschlüsse zu fassen.
In dieser Zeit war das Nympheum der Egeria gewiss eine dieser Nymphe geweihte einfache natürliche
Grotte, in der eine Wasserquelle entsprang. Später indess^ entweder noch zur Zeit der Republik oder
aber zu der der Kaiser, hatte man aus Verehrung und zur Erinnerung an den frommen Numa der Grotte
eine architectonische Ausschmückung gegeben. Nach Allem, was man darüber beibringen kann, glich
diese gewiss in ihrer Hauptanordnung derjenigen, die die noch bestehenden Nympheen in ihren Resten
aufweisen. Es war vermuthlich ein in die Grotte — nachdem dieselbe durch Excavation erweitert worden —
eingebauter rechtwinkliger mehr oder minder grosser mit einem Tonnengewölbe überdeckter Raum, an
dessen Ende sich eine Quelle befand, die dem Bau seine Entstehung gegeben hatte. Zuweilen waren
noch an den Wänden Steinbänke zum Sitzen angebracht, und in den Wänden über denselben Nischen
angeordnet, die wahrscheinlich zur Aufnahme von Götter-Statuen bestimmt waren; das Licht empfingen
diese Säle durch die einzige Oeffnung des Eingangs. Es gab aber auch Nympheen von kreisrunder
Grundrissform, die durch ein schmales Oberlicht erleuchtet wurden. Solche Monumente waren fast immer
in der Umgegend oder an dem Orte selber errichtet, wo eine heilige Quelle entsprang.
Ursprünglich dem Cultus der Nymphen geweiht verloren diese Heiligthümer nach und nach unter der
Kaiserherrschaft ihren religiösen Charakter und ihre ursprüngliche Bestimmung. Man benahm sich darin
wie an einem öffentlichen Orte; man besuchte sie, um darin eine kühle und angenehme Luft zu athmen;
ja sie wurden später Orte des Stelldicheins, wo nach dem Zeugniss alter Schriftsteller schaamlose Dinge
getrieben wurden. Die Gedichte des Horaz, des Martial und des Ovid lassen keinen Zweifel hierüber.
Man opferte dort der Venus Pandemos und der schlüpfrigen Göttin Lubentia. Tiberius machte sogar die
Denkmäler der Baukunst. CXXVf. Lieferung.
Die Griechen, die ein so zahlreiches Pantheon erschufen, Hessen auch die Quellen und Bäche von
Gottheiten nicht unbewohnt sein. Die erquickende Kühle", die eine Quelle oder Bach in einem warmen
Lande verbreitet, die Erfrischung, die der nicht zu entbehrende Genuss ihres Wassers Menschen wie
Thieren gewährt, und die üppige Vegetation ihrer Ufer konnte der Mensch nach der religiösen Ansicht der
Griechen nur göttlichen Mächten verdanken, die er dankbar dafür zu verehren habe. Gewöhnlich befinden
sich die Quellen fern von dem Geräusch der Städte, in Mitten von Wäldern und an einsamen Orten; sie
entspringen oft in einer Art Grotte, die die Natur selber in einem Felsen oder Berge ausgehöhlt hat, die
oft noch eine reiche Pflanzen- und Baum-Vegetation umgiebt; die Einsamkeit und wundersame Heimlichkeit
des Ortes wo solche Quellen entspringen, musste den empfänglichen Sinn der Griechen um so mehr zu
der Annahme bestimmen, dass hier die wohlthätigen Schutzgottheiten des Feldes ihren Wohnsitz auf-
geschlagen. So wurde denn die Grotte, in der die Quelle entsprang, zum Heiligthum und nach der sie
bewohnenden Gottheit, der personificirten Quelle oder der Nymphe Nv^cpstov genannt.
Diese Nympheen steigen in ein hohes Alterthum hinauf. Homer lässt schon zur Zeit des trojanischen
Krieges die Nymphe Kalypso in einer Grotte auf der Insel Ogygia wohnen. Die Erzählungen des
Pausanias und anderer griechischer Schriftsteller lassen keinen Zweifel über das Dasein, die religiöse
Bestimmung und die beträchtliche Zahl solcher heiligen Grotten, die den Nymphen und einigen ähnlichen
Gottheiten geweiht waren, und nennen uns eine grosse Zahl von Orten, die einst durch ihre Nympheen
berühmt waren.
Wenn im Anfange auch diese Heiligthümer in ihrem ursprünglichen natürlichen Zustande belassen
wurden, so bemächtigte sich doch später ihrer die Kunst; die Grotte wurde durch Excavation erweitert
und symmetrisch geordnet, ihre Felswände behauen und geglättet und mit Reliefs, Götter-Statuen und
Inschriften geschmückt. In Attika befand sich ein Nympheum, dessen Inneres schon in alter Zeit durch
einen gewissen Archidamas von Pherae in dieser Weise reich ausgestattet war.
Die Verbindungen, die seit dem frühen Alterthum zwischen Griechen und Römern bestanden, führten
den letzteren viele Bräuche zu, die in Griechenland entstanden waren; so war auch der Cultus der
Schutzgottheiten des Feldes von den Römern dem Pantheon der Griechen entlehnt worden. Man setzte
auch in Italien zahlreiche den Nymphen geweihte Heiligthümer ein, und wie bei den Hellenen so hatte
anfangs auch auf italischem Boden die Natur alle Kosten ihrer Herstellung getragen; aber in späterer
Zeit trat die Kunst hinzu die Heiligkeit solcher geweihter Orte den Sinnen wahrnehmbar zu machen, und
die Architectur und Sculptur machten aus ihnen Werke, die mit anderen gottesdienstlichen Gebäuden fast
in Vergleich gestellt oder gar rivalisiren konnten.
Seit dem Anfange des römischen Staates hatten die Nympheen eine religiöse Bedeutung, man glaubte,
dass die Gottheit darin sich den Menschen als in einer Art Sanctuarium offenbare. So erzählen die
Schriftsteller, dass in den eisten Zeiten Roms Numa die Grotte der Egeria zu besuchen pflegte, um sich
mit der Nymphe über ernste Staatsgeschäfte zu unterhalten und bei ihr seine Entschlüsse zu fassen.
In dieser Zeit war das Nympheum der Egeria gewiss eine dieser Nymphe geweihte einfache natürliche
Grotte, in der eine Wasserquelle entsprang. Später indess^ entweder noch zur Zeit der Republik oder
aber zu der der Kaiser, hatte man aus Verehrung und zur Erinnerung an den frommen Numa der Grotte
eine architectonische Ausschmückung gegeben. Nach Allem, was man darüber beibringen kann, glich
diese gewiss in ihrer Hauptanordnung derjenigen, die die noch bestehenden Nympheen in ihren Resten
aufweisen. Es war vermuthlich ein in die Grotte — nachdem dieselbe durch Excavation erweitert worden —
eingebauter rechtwinkliger mehr oder minder grosser mit einem Tonnengewölbe überdeckter Raum, an
dessen Ende sich eine Quelle befand, die dem Bau seine Entstehung gegeben hatte. Zuweilen waren
noch an den Wänden Steinbänke zum Sitzen angebracht, und in den Wänden über denselben Nischen
angeordnet, die wahrscheinlich zur Aufnahme von Götter-Statuen bestimmt waren; das Licht empfingen
diese Säle durch die einzige Oeffnung des Eingangs. Es gab aber auch Nympheen von kreisrunder
Grundrissform, die durch ein schmales Oberlicht erleuchtet wurden. Solche Monumente waren fast immer
in der Umgegend oder an dem Orte selber errichtet, wo eine heilige Quelle entsprang.
Ursprünglich dem Cultus der Nymphen geweiht verloren diese Heiligthümer nach und nach unter der
Kaiserherrschaft ihren religiösen Charakter und ihre ursprüngliche Bestimmung. Man benahm sich darin
wie an einem öffentlichen Orte; man besuchte sie, um darin eine kühle und angenehme Luft zu athmen;
ja sie wurden später Orte des Stelldicheins, wo nach dem Zeugniss alter Schriftsteller schaamlose Dinge
getrieben wurden. Die Gedichte des Horaz, des Martial und des Ovid lassen keinen Zweifel hierüber.
Man opferte dort der Venus Pandemos und der schlüpfrigen Göttin Lubentia. Tiberius machte sogar die
Denkmäler der Baukunst. CXXVf. Lieferung.