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Gailhabaud, Jules; Kugler, Franz [Hrsg.]
Jules Gailhabaud's Denkmäler der Baukunst (Band 1): Denkmäler aus alter Zeit — 1852

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https://doi.org/10.11588/diglit.3501#0369

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Die Brücke von ilcantara und der Apaeduct bei Nimes.

Die Brücke von Alcantara,

In dem spanischen Estremadura zwei und eine viertel Stunde von der portugiesischen Gränze befindet
sich an dem Rande einer wilden Bergschlucht, die der Tajo durchrauscht, eine kleine Stadt, die man für
das Lancia oder Norba Caesarea der Alten nimmt, dem Plinius auch den Namen Norbensis colonia giebt.
Von den Mauren im VIII Jahrhundert erobert, empfing sie von ihnen den Namen Al-Cantera (die Brücke)
wegen einer prächtigen antiken Brücke, dem Gegenstande dieses Aufsatzes, die für eines der schönsten Bau-
werke dieser Art gelten kann. Diese so merkwürdige und so wenig bekannte Brücke ist allein in Laborde's
Voyage en Espagne beschrieben. Obwohl Laborde's Zeichnungen dieser Brücke so wie seine Beschreibung
derselben manche Ungenauigkeiten enthalten, so haben sie doch unserer Arbeit zur Grundlage gedient.

Auf der Mitte der Brücke erhebt sich ein kleiner Triumpfbogen, der von verschiedenen Völkerschaften
dieses entfernten Theils Iberiens dem Kaiser Trajan, ihrem Landsmanne, errichtet worden, wie eine voll-
kommen erhaltene Inschrift auf dem Friese dieses Bogens anzeigt; diese Inschrift ist folgende:

IMP.CAESARI. DIVI.NERVAE.F.NEUVAE

TRAIA1VO . ATG . GERM .DACICO . POXTIF .MAX

TRIIi.POTEST.VIII. IMP . V . COS . V . P . P .

Vier andere Inschriften befanden sich noch an den beiden Hauptfacaden zur Rechten und Linken des
Bogens; nur eine von ihnen hat sich erhalten; sie hat nicht geringeres Interesse als die oben mitgetheilte,
indem sie uns die Namen der Völkerschaften — zehn an der Zahl — mittheilt, die zum Bau dieses
Denkmals beigetragen haben. Der verwitterte Zustand dieser Inschrift macht dieselbe schwer leserlich,
Ambrosio de Morales theilt dieselbe so mit:

MVNICIPIA

PROVIIVCIAE

LVSITA1VIAE . STIPE

OOXLATA.QVAE.OPVS

PONTIS .PERFECERYNT

INGAEDITANI

LAWeiENCE.8 . OPPIDAIVI

TALORI

INTERAMNIENSES

eOLARJVI

LANCIENSES . TRANSCVDAfd

MEIDVHRIGENSES

ARAISRICENSES

BANIENSES

PESVRES

Der blosse Augenschein genügt um zu erkennen, dass Brücke und Triumpfbogen zu gleicher Zeit
und nach einem Plane gebaut wurden, und aus der ersten Inschrift geht hervor, dass die Brücke im Jahre
103 unserer Zeitrechnung errichtet wurde.

Diesen so positiven Zeugnissen können wir noch den Namen des Baumeisters der Brücke hinzufügen,
der eben so auf uns gelangt ist. In einem kleinen Tempel von ganz gleichem Style und gleicher Bau-
weise, der nahe am Ende der Brücke beim Eingange in die Stadt liegt, befand sich vor Zeiten ein Altar
mit folgender Inschrift:

CAIVS . IVLIVS. LACER. HAJVC. ARAM.EREXIT
VT. DIIS. SACRA. FACERET

Nahe bei dem Altare war die Asche dieses selben Lacer beigesetzt, wie aus der Inschrift auf dem
Deckel eines ganz nahe dabei befindlichen Grabsteins: c.i.l.h.s.e.s.t.t.l. — welche Buchstaben so
ergänzt werden können: Caius Julius Lacer hie situs est, sit tibi terra levis — geschlossen werden darf.
Zu bedauern ist, dass man von den beiden letzteren Inschriften, die nicht minder wichtig als die an
dem Triumpfbogen befindlichen sind, nicht weiss, wohin sie gekommen; Ambrosio de Morales hat sie
uns mitgetheilt.

Kriege und Eroberungen haben an der Brücke manche Veränderungen hervorgebracht: Thürme und
Forts sind an den Enden der Brücke errichtet oder an dem Triumpfbogen angebaut worden, der selber
eine Zinnenkrönung erhalten hat; von allen diesen Scbmarotzerbauten existirt jetzt nur noch ein Thurm

Denkmäler der Baukunst. LXXV. Lieferung.
 
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