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Gailhabaud, Jules; Kugler, Franz [Hrsg.]
Jules Gailhabaud's Denkmäler der Baukunst (Band 1): Denkmäler aus alter Zeit — 1852

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https://doi.org/10.11588/diglit.3501#0359

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Die Triumphbogen sind isolirt stehende Thore, die beim Eingänge einer Stadt, auf Plätzen, Strassen
oder Brücken errichtet wurden, um das Gedächtniss eines Sieges zu verewigen, oder zuweilen auch, um
die Tugenden eines Fürsten zu feiern, oder an grosse, dem Staate geleistete Dienste zu erinnern. In diesem
letzteren Falle sollten diese Monumente eher den Namen Ehrenbogen führen. Wir könnten sowohl in Italien
wie in Frankreich eine Reihe solcher Denkmäler aufzählen, die nicht kriegerischem, sondern bürgerlichem
Verdienste errichtet wurden, wie z. B. der dem Trajan zu Ehren *in Ancona erbaute Bogen, der ihm wegen
Verbesserung des dortigen Hafens gesetzt wurde, und dessen Inschrift neben dem Namen des Kaisers auch
die seiner Gemahlin und seiner Schwester nennt. Alte Inschriften lehren uns, dass bisweilen solche Bau-
werke auch den Göttern zu Ehren errichtet wurden. Es scheint, dass manche dieser Bogen eine doppelte
Bestimmung hatten und zugleich Triumph- oder Ehrenbogen und Stadtthore waren. Man muss mit ihnen
nicht diejenigen Bauwerke verwechseln, die nichts als einfache Thore waren, wie z. B. die Thore von Andre
und von Arroux zu Autun, und mit den Triumphbogen eine grosse Aehnlichkeit haben. Auch muss man
sie von den sogenannten Janusbor/en unterscheiden, die an den Durchkreuzungspunkten der Strassen zum
Schutz für die Kaufleute errichtet, wurden, wovon sich noch ein schönes Beispiel in Rom auf dem Forum
Boarium erhalten hat.

Die Griechen scheinen niemals Triumphbogen errichtet zu haben; die man in Griechenland oder in Klein-
asien findet, sind alle aus römischer Zeit. Den Römern müssen wir die Erfindung der Triumphbogen zu-
schreiben, die anfangs nichts anders waren als hölzerne Gerüste, die man auf den Strassen errichtete,
welche die Triumphatoren passiren mussten. In diesen leichten und ephemeren Bauwerken findet man schon
die Form und den Schmuck der späteren Triumphbogen vorgezeichnet. Aus den Beschreibungen der Schrift-
steller erfahren wir, dass man auf denselben Spielleute und Trophäenträger aufstellte und darauf Schlachten
vorstellte. Dieses war die Aufgabe, die die Kunst in soliderem Material zu erfüllen suchte, um diesen
Decorationen eine längere Dauer als die des Festes zu verleihen, dem sie ihr Entstehen verdankten.

Die ersten Triumphbogen, welche zur Zeit der Republik für die Dauer errichtet wurden, hatten nichts
Prächtiges: primo rüdes et simplices fuere cum praemia viriutis essent, non ambitionis lenocinia. ') Der Triumph-
bogen des Romulus war ziemlich roh von Ziegeln erbaut; der des Camillus war aus fast ganz unbehauenen
Steinen errichtet. Lange Zeit bestanden diese Bauwerke nur aus einem einzigen Halbkreisbogen, über dem
man die Trophäen und die Statue des Triumphators aufstellte; so war der beschaffen, den Cicero den
Arcus Fabianus nennt. Erst unter den Kaisern nahmen die Triumphbogen einen ehrenvollen Platz unter den
Kiinstdeiikmälern ein, und es ist sehr bemerkenswert!!, dass, obgleich mehrere Triumphbogen dem Augustus
zu Ehren und wahrscheinlich noch bei seinen Lebzeiten errichtet worden waren, Vitruv nicht ein einziges
Wort, über diese (iebäudeart sagt. Später, und obschon eine ziemlich bedeutende Zahl von Triumphbogen
gebaut worden, bezeichnet Plinius sie als eine neue Erfindung.

Bis gegen die Zeit der Antonine bestand jeder Triumphbogen nur aus einer einzigen Arcadc, mit Aus-
nahme jedoch dessen, der dem Tiberius, Drusus und Germanicus auf der Brücke von Saintes (Untere Charente)
erbaut worden war, der zwei gleich grosse Oeflnungen hatte. Diese letztere Anordnung, die die Römer ge-
wöhnlich und mit gutem Grunde bei ihren Stadtthoren anwendeten, wurde auch bei dem römischen Triumph-
bogen von Langres (Ilaute-Marne) beibehalten, was durch die Gleichheit motivirt worden sein soll, die der
gemeinschaftliche Triumph der beiden Gordiane forderte. Die Anlage der Triumphbogen mit drei Arcaden
zeigt sich schon auf den Münzen des Domitian und des Trajan, die Triumphbogen darstellen, welche nicht
bis auf uns sich erhalten haben. Eine Haupt-Areade mit zwei kleineren daneben findet sich am frühesten
bei dem Bogen von Orange, der indess vielleicht, aus den ersten Jahren der Kaiserzeit datirt, später unter
Septimius Severus und seinen Nachfolgern, und endlich bei dem grössten Theil der modernen Triumphbogen.
So geschah es, wie es nach dem gewöhnlichen Lauf der Dinge zu geschehen pflegt: der Reichthum der
Triumphbogen wuchs in umgekehrtem Verhältnis« zu den Verdiensten, die durch sie verewigt werden
sollten.

Der Bogen des Trajan zu Benevent.

Benevent, dessen ursprünglicher Name Maleventum von den Römern in Beneventum verwandelt wurde,
ist eine kleine Stadt, die vom Königreich Neapel rings umschlossen ist und seit dem XI Jahrhundert dem
päbstlichen Stuhle angehört. Fern von der gewöhnlichen Route der Reisenden wird sie nur selten von den-

*) Kosinus, Antiq. Rom., 1. X.
Denkmäler der Baukunst. L/XXVI. Lieferung.
 
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