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Gailhabaud, Jules; Kugler, Franz [Hrsg.]
Jules Gailhabaud's Denkmäler der Baukunst (Band 1): Denkmäler aus alter Zeit — 1852

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https://doi.org/10.11588/diglit.3501#0360

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Triumphbogen.

selben besucht, verdient aber keinesvveges diese Vernachlässigung. Der Triumphbogen, der i. J. 114 dem
Trajan zu Ehren errichtet wurde, ist einer der merkwürdigsten Reste des Alterthums sowohl durch die
Schönheit seiner Sculpturen, als durch die Reinheit seiner Architectur. Man glaubt die Erbauung desselben
dem berühmten griechischen Baumeister Apollodorus zuschreiben zu dürfen, der an allen grossen Bauten
dieser Zeit Antheil hatte, und den man als den Erbauer des Trajansbogen zu Ancona kennt. Der letztere
ist indess mit dem hier in Rede stehenden in gar keinen Vergleich zu stellen, denn eben so einfach und
schmucklos wie der erstere, eben so reich und mit Sculpturen bedeckt ist der zweite. Man würde viel-
mehr glauben können, dass der Architect des Bogens von Benevent sich an dem des Titus im römischen
Forum begeistert habe, der von allen antiken Bogen der schönste ist.

Der Bogen von Benevent wird im Lande selber mit dem Namen Porta aurea, das goldene Thor, be-
zeichnet; dieser Name, der an den Bogen von Frejus, der la Porte Dorre genannt wird, erinnert, steigt
vielleicht bis in die Zeit der Erbauung des Bogens hinauf. Gewiss ist, dass dieses Bauwerk in einer
frommen Schenkungsacte vom Jahre 77 1 mit diesem Namen genannt wird.

Der Bogen ist von parischem Marmor erbaut und vollkommen erhalten; seine Höhe beträgt 1 5,80 Metres
(50 Rheinl. F.), seine Breite 13 M. (41 F.) und seine Tiefe 0 M. (19 F.). Er hat nur eine Oeffnung von
5,30 Metr. (gegen 17 F.) Breite, der zu jeder Seite zwei Halbsäulen von compositer Ordnung stehen, die
eine Höhe von 0,50 Metr. (etwa 20| Fuss) haben und auf einem gemeinschaftlichen Stylobat ruhen. Architrav,
Fries und Kranzgesimse sind sowohl unter sich als in Bezug auf das Ganze von dem schönsten Verhältniss.
Der Raum zwischen den Säulen wird jeder von zwei Heliefs mit Figuren von grosser Proportion eingenommen,
die verschiedene Züge aus dem Leben des Kaisers darstellen; zwischen und über denselben befinden sich
Reliefs mit sehr kleinen Figuren. In den Tympanen des Bogens und über der Archivolte sind schwebende
Victorien angebracht. Der Fries wird durch ein reiches Relief geschmückt, das einen Triumphzug darzu-
stellen scheint. Die Attike zeigt an den Enden jeder ihrer grossen Seiten zwei durch Schönheit der An-
ordnung, Grossartigkeit des Stvles und Dreistigkeit der Ausführung ausgezeichnete Reliefs. Den mittleren
Theil der Attike nimmt die Inschrift ein, die man auf unsrer Kupfertafel lesen kann, und die in einer Ver-
deutschung so lauten würde:

„Dem besten Kaiser Trajan, Sohn des göttlichen Newa, dem Besieger der Germanen und Dacier, dem
Pontifex maximus, im achtzehnten Jahre seines Tribiinenamfes, zum siebenten Mal Imperator, zum sechsten Mal
Consul, dem Vater des Vaterlandes, dem taffersten Fürsten (weiht dieses Denkmal) Senat und römisches Volk."

Diese Inschrift lässt in Verbindung mit den Victorien über der Archivolte mit voller Wahrscheinlichkeit
schliessen, dass dieser Bogen errichtet wurde, um die Siege des Trajan über die Germanen und Dacier zu
verewigen; indessen haben einige Schriftsteller die Vermuthung ausgesprochen, dass er bestimmt gewesen
sei, die Dankbarkeit der Beneventiner gegen den Kaiser auszudrücken, der die Verlängerung der Via Appia
von Capua, auf der sich der Bogen erhebt, nach Brundusiuin herzustellen befahl. Die erstere Annahme
wird noch durch ein Relief auf dem Scheitel des Gewölbes bestätigt, in weichein eine Victoria dargestellt
ist, die den Kaiser Trajan bekränzt.

Der Bogen des Septimius Severus in Rom.

Die Regierung des Septimius Severus und der Anfang des III Jahrhunderte unserer Zeitrechnung inuss
als die wahre Epoche des beginnenden Verfalls der Kunst bezeichnet werden; der diesem Kaiser auf dem
Forum in Born errichtete Bogen ist, wenigstens in Bezug auf Sculptur, das erste Beispiel dieses beginnenden
Verfalls der Kunst. Was die Architectur desselben betrifft, so bewahrt sie indessen noch immer eine ge-
wisse Reinheit, obwohl sie ein wenig gedrückt erscheint. Diese Kunst kann, indem sie copirt, was schon
gemacht worden, noch ein Dasein heucheln, das sie in der That nicht mehr hat; denn die Copie eines Bau-
werks ist weniger ein Werk der Kunst als das einer blossen handwerklichen Geschicklichkeit.

Der Bogen des Septimius Severus liegt im Angesicht des Clivus Capitolmus; durch ihn zogen die
Triumphatoren am Ausgange der via sacra auf das Capitol. Er ist noch ganz vorhanden, obwohl durch
die verschiedenen Feuersbrünste, die Rom betroffen, sehr beschädigt, und am Fusse des Capitols zwischen
dem carcer Mamertinus, dem Tempel der Concordia und dem des Jupiter tonans gelegen. Gegen das Jahr 203
n. Chr. errichteten ihn Senat und römisches Volk zu Ehren des Septimius Severus und seiner Söhne Antoninus
 
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