Manern von Pompeji, Falcrii und Messene.
Mauern von Pompeji und Falerii.
Von allen Bauwerken einer Staclt gehören gewöhnlich ihre Mauern zu den ältesten und besterhaltensten.
Diese ersten Monumentalbauten, die das Bedürfniss hervorrief, haben durch die Festigkeit, die man ihnen
gab, durch die Sorgfalt, die man auf ihren guten Zustand durch fortwährende Ausbesserungen verwendete,
grösstentheils viele Jahrhunderte überdauert. Die Mauern von Pompeji und Falerii gehören nicht zu den
am wenigsten gut erhaltenen und am wenigsten interessanten Städtemauern Italiens.
Die Stadt Pompeji, die uns durch ihre plötzliche Verschüttung die antiken Sitten gleichsam in
flagranti ergriffen schauen lässt, zeigt uns wegen eben dieses Umstandes eine der vollständigsten und
besterhaltensten Ringmauern; die Ausgrabungen, die während der Jahre 1812 und 1813 unter französischem
Einfluss gemacht wurden, hat sie von der Asche, die sie bedeckte, befreit. Wie wir weiter unten seilen
werden, steigt der erste Bau dieser Stadtmauern bis zu der Zeit der Osker oder mindestens bis zu der
der ersten griechischen Colonisten hinauf, die nicht säumten sie in einem beinah eben so archaischen
Style wieder zu erbauen, indem sie jedenfalls bei dem grössten Theile derselben die Basis der ältesten
Mauer beibehielten; vielleicht setzten sie auch nur das von den Oskern begonnene Werk fort. Zur Zeit des
Bundesgenossenkrieges vermehrte man die Befestigung der Stadt, aber dieselbe ward gezwungen sich den
Wünschen des Sulla zu fügen, ihre Ringmauer wurde auf des Letzteren Befehl zerstört und die Stadt
empfing eine römische Colonie. Später als der Bürgerkrieg aus der Rivalität Cäsars mit Pompejus sich
entzündete, wurde die zerstörte Ringmauer Pompeji's wieder in Vertheidigungsstand gesetzt und mit
Thürmen befestigt. Man kann davon erst unter Augustus abgelassen haben, als der hergestellte Friede
der Welt es unnöthig machte.
Diese Ringmauer zeigt sich heute mehr oder minder zerstört und an der Seite des Hafens fast gänzlich
der Erde gleich gemacht; hier hatten die Römer an ihrer Stelle grosse und schöne Wohnhäuser angelegt.
Sie umschliesst Pompeji in einem ovalen Ringe ohne scharfe Ecken, ganz conform den von Vitruv auf-
gestellten Regeln. Sie besteht aus einer Erdanschüttung zwischen zwei Mauern, die äussere nach dem
Felde zu liegende Mauer ist beinah 26 Fuss (8, 12 M.) hoch und mit einer sanften Böschung versehen.
Sie ruht auf einem Fundament von vier bis fünf Schichten Höhe, die hinter einander etwas eingezogen
sind. Die innere Mauer ist an der Nord- und Ostseite der Ringmauer um 8 Fuss (2, 60 M.) höher als
die äussere, und macht so den agger über dem Walle; nach der Stadtseite war diese Mauer mit vielen
Verstärkungspfeilern versehen. Die Dicke dieses Walles betrug, die beiden Bekleidungsmauern inbegriffen,
14| Fuss (4, 55 M.). Sechs Thore, die etwas hinter der äusseren Wallmauer zurückgezogen lagen, um
eine feindliche Annäherung schwieriger zu machen, bilden noch heute die Eingänge der Stadt, einige von
ihnen bestehen blos aus einer einfachen Bogenöffnung, andere haben kleine Thüren für Fussgänger zur
Seite. Sie sind sämmtlich eben so zerstört wie die Wälle; ihre Decoration, um nach dem zu urtheilen
was davon übrig ist, muss äusserst einfach gewesen sein und fast einzig in einem Fugenschnitt bestanden
haben, der auf dem Mörtelabputz, der die Aussenseiten der Thore bedeckte, imitirt war.
An dem noch heute erhaltenen Theil der Ringmauer, der etwa drei Viertel von der ursprünglichen
beträgt, befinden sich zwölf viereckige Thürme von 25| rheinl. Fuss (8 M.) Breite und 30 Fuss (9, 75 M.)
Tiefe, die vor der Mauer 7 Fuss (2, 25 M.) vorspringen. Sie enthalten drei Stockwerke: in dem untersten,
das im Niveau des Feldes liegt, befindet sich eine Ausfallpforte oder Poterne; das mittelste hatte
Schiessscharten zur Vertheidigung, und das dritte, das mit der Krone des Walles in gleicher Höhe lag,
hatte Ausgänge nach den Courtinen oder den zwischen den Thürmen liegenden Wällen; dieses dritte
Stockwerk war mit einem Gewölbe bedeckt, über dem sich eine Plateform befand, die man mittelst der
Treppe erstieg, die zu den verschiedenen Stockwerken brachte. Diese Treppe war breit und sanft-
ansteigend, und lag in dem hinteren Theile des Thurmes. Sämmtliche Mauern der Thürme und der
Courtinen waren mit Zinnen gekrönt; die Zinnen des aggcr oder der Hinteimauer des Walles scheinen
beim ersten Anblick nur eine fingirte Fortification zu sein, etwa um das Aussehen der Befestigung im
Ganzen furchtbarer zu machen, sind es jedoch nicht; hinter ihnen befand sich nämlich ein fliegender
Bretterboden, der bei Zeiten einer Belagerung auf die Verstärkungspfeiler der hinteren Mauer gelegt wurde.
Die Zinnenbrustwehren der niedrigeren Courtine wenden sich im rechten Winkel nach innen, wie man
aus Fig. 6 unserer Bildtafel sehen kann, um die linke Flanke des Combattanten zu decken.
Die Mauern Pompeji's sind aus grossen Hausteinen ohne Anwendung von Mörtel construirt, die
geböschte Basis der Ringmauer besteht aus Travertin, die darüber befindlichen Schichten bestehen so wie
die ganze innere Mauer aus Peperin; die Bruchsteine, mit der die Breschen wieder geschlossen worden
Denkmäler der Baukunst. LXXXV. Lieferung.
Mauern von Pompeji und Falerii.
Von allen Bauwerken einer Staclt gehören gewöhnlich ihre Mauern zu den ältesten und besterhaltensten.
Diese ersten Monumentalbauten, die das Bedürfniss hervorrief, haben durch die Festigkeit, die man ihnen
gab, durch die Sorgfalt, die man auf ihren guten Zustand durch fortwährende Ausbesserungen verwendete,
grösstentheils viele Jahrhunderte überdauert. Die Mauern von Pompeji und Falerii gehören nicht zu den
am wenigsten gut erhaltenen und am wenigsten interessanten Städtemauern Italiens.
Die Stadt Pompeji, die uns durch ihre plötzliche Verschüttung die antiken Sitten gleichsam in
flagranti ergriffen schauen lässt, zeigt uns wegen eben dieses Umstandes eine der vollständigsten und
besterhaltensten Ringmauern; die Ausgrabungen, die während der Jahre 1812 und 1813 unter französischem
Einfluss gemacht wurden, hat sie von der Asche, die sie bedeckte, befreit. Wie wir weiter unten seilen
werden, steigt der erste Bau dieser Stadtmauern bis zu der Zeit der Osker oder mindestens bis zu der
der ersten griechischen Colonisten hinauf, die nicht säumten sie in einem beinah eben so archaischen
Style wieder zu erbauen, indem sie jedenfalls bei dem grössten Theile derselben die Basis der ältesten
Mauer beibehielten; vielleicht setzten sie auch nur das von den Oskern begonnene Werk fort. Zur Zeit des
Bundesgenossenkrieges vermehrte man die Befestigung der Stadt, aber dieselbe ward gezwungen sich den
Wünschen des Sulla zu fügen, ihre Ringmauer wurde auf des Letzteren Befehl zerstört und die Stadt
empfing eine römische Colonie. Später als der Bürgerkrieg aus der Rivalität Cäsars mit Pompejus sich
entzündete, wurde die zerstörte Ringmauer Pompeji's wieder in Vertheidigungsstand gesetzt und mit
Thürmen befestigt. Man kann davon erst unter Augustus abgelassen haben, als der hergestellte Friede
der Welt es unnöthig machte.
Diese Ringmauer zeigt sich heute mehr oder minder zerstört und an der Seite des Hafens fast gänzlich
der Erde gleich gemacht; hier hatten die Römer an ihrer Stelle grosse und schöne Wohnhäuser angelegt.
Sie umschliesst Pompeji in einem ovalen Ringe ohne scharfe Ecken, ganz conform den von Vitruv auf-
gestellten Regeln. Sie besteht aus einer Erdanschüttung zwischen zwei Mauern, die äussere nach dem
Felde zu liegende Mauer ist beinah 26 Fuss (8, 12 M.) hoch und mit einer sanften Böschung versehen.
Sie ruht auf einem Fundament von vier bis fünf Schichten Höhe, die hinter einander etwas eingezogen
sind. Die innere Mauer ist an der Nord- und Ostseite der Ringmauer um 8 Fuss (2, 60 M.) höher als
die äussere, und macht so den agger über dem Walle; nach der Stadtseite war diese Mauer mit vielen
Verstärkungspfeilern versehen. Die Dicke dieses Walles betrug, die beiden Bekleidungsmauern inbegriffen,
14| Fuss (4, 55 M.). Sechs Thore, die etwas hinter der äusseren Wallmauer zurückgezogen lagen, um
eine feindliche Annäherung schwieriger zu machen, bilden noch heute die Eingänge der Stadt, einige von
ihnen bestehen blos aus einer einfachen Bogenöffnung, andere haben kleine Thüren für Fussgänger zur
Seite. Sie sind sämmtlich eben so zerstört wie die Wälle; ihre Decoration, um nach dem zu urtheilen
was davon übrig ist, muss äusserst einfach gewesen sein und fast einzig in einem Fugenschnitt bestanden
haben, der auf dem Mörtelabputz, der die Aussenseiten der Thore bedeckte, imitirt war.
An dem noch heute erhaltenen Theil der Ringmauer, der etwa drei Viertel von der ursprünglichen
beträgt, befinden sich zwölf viereckige Thürme von 25| rheinl. Fuss (8 M.) Breite und 30 Fuss (9, 75 M.)
Tiefe, die vor der Mauer 7 Fuss (2, 25 M.) vorspringen. Sie enthalten drei Stockwerke: in dem untersten,
das im Niveau des Feldes liegt, befindet sich eine Ausfallpforte oder Poterne; das mittelste hatte
Schiessscharten zur Vertheidigung, und das dritte, das mit der Krone des Walles in gleicher Höhe lag,
hatte Ausgänge nach den Courtinen oder den zwischen den Thürmen liegenden Wällen; dieses dritte
Stockwerk war mit einem Gewölbe bedeckt, über dem sich eine Plateform befand, die man mittelst der
Treppe erstieg, die zu den verschiedenen Stockwerken brachte. Diese Treppe war breit und sanft-
ansteigend, und lag in dem hinteren Theile des Thurmes. Sämmtliche Mauern der Thürme und der
Courtinen waren mit Zinnen gekrönt; die Zinnen des aggcr oder der Hinteimauer des Walles scheinen
beim ersten Anblick nur eine fingirte Fortification zu sein, etwa um das Aussehen der Befestigung im
Ganzen furchtbarer zu machen, sind es jedoch nicht; hinter ihnen befand sich nämlich ein fliegender
Bretterboden, der bei Zeiten einer Belagerung auf die Verstärkungspfeiler der hinteren Mauer gelegt wurde.
Die Zinnenbrustwehren der niedrigeren Courtine wenden sich im rechten Winkel nach innen, wie man
aus Fig. 6 unserer Bildtafel sehen kann, um die linke Flanke des Combattanten zu decken.
Die Mauern Pompeji's sind aus grossen Hausteinen ohne Anwendung von Mörtel construirt, die
geböschte Basis der Ringmauer besteht aus Travertin, die darüber befindlichen Schichten bestehen so wie
die ganze innere Mauer aus Peperin; die Bruchsteine, mit der die Breschen wieder geschlossen worden
Denkmäler der Baukunst. LXXXV. Lieferung.