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Gailhabaud, Jules; Kugler, Franz [Hrsg.]
Jules Gailhabaud's Denkmäler der Baukunst (Band 1): Denkmäler aus alter Zeit — 1852

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https://doi.org/10.11588/diglit.3501#0191

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Das Haus des Pansa zu Pompeii.

sehr schmal und an der Strasse durch zwei Pilaster mit römisch-korinthischen Capitellen ausgezeichnet.
Auf dem linken Thürpfeiler findet man eine mit rothen Buchstaben gemalte Inschrift: pansam. aed. paratus. rog.
Nach dieser Inschrift wurde also das von uns betrachtete Haus mit dem Namen „Haus des Pansa" bezeichnet.

Nachdem man die Schwelle überschritten hat, befindet man sich in dem Prothyvon oder Vestibuhmi,
und gelangt von hier durch die Hausthür in den Gang A, dem aditus, wo sich der ostiarius, oder Thür-
wart aufhielt. Am Ende dieses Ganges sieht man das Wort salve im Fussborlen musivisch eingelegt.
Man tritt nun in das atrium oder cavaedium BBB ein; dieses Atrium war — mit Vitruv zu sprechen — «in
sogenanntes tuscanisches; ein kleiner rechtwinkliger Hof bot nämlich an seinen vier Seiten überdachte
Gänge dar, deren nach Innen geneigte Dächer nur von untergezogenen Balken ohne Hülfe von Säulen
setra^en wurden. Der Fussboden dieses Atriums ist von Marmor und musiviscli verziert, in der Mitte befindet
sich das compluviwn*) C, ein Bassin, welches das Regenwasser in sich aufnahm, das von da zu einer Cisterne
abfloss. Vor dem Compluvium ist ein kleines Piedestal, auf dem eine Statue gestanden haben muss. Um
das Atrium liegen mehrere kleine Zimmer, cellae, e, f, g, h, i, j, welche nur durch die Thür ihr Licht em-
pfingen, und von den Sklaven bewohnt wurden. Die Kammer h zunächst der Hausthür bewohnte der Ostiarius.

Im Fond des Atriums ist das tablinum 6r, welches hier die inneren Räume des Hauses absondert und
nach dem zweiten Hofe hin mit einem grossen Vorhang, aulaeum, geschlossen war. Im Sommer diente
das Tablinum manchmal als Speisezimmer. In dem Tablinum befand sich das Familienarchiv. Ihm zur
Linken war die Bibliothek E, zur Rechten ein Schlafzimmer, cubiculum, F und ein Gang, fauces, durch den
man zu der Wohnung der Familie gelangen konnte, ohne das Tablinum zu berühren. Vor diesem befanden
sich die alae':'*) DD, welches mit Sitzen versehene Hallen waren, wo der Hausherr seinen dienten Gehör gab.

Treten wir aus diesem mehr öffentlichen Theile des Hauses nun in den mehr privaten ein. Zuerst

ein sogenanntes korinthisches
Portiken umgebener Hof, deren nach Innen geneigte Dächer von sechzehn Säulen

präsentirt sich das Peristyl HHHH; dasselbe ist, wie uns Vitruv lehrt.

Atrium, ein von

gestützt wurden. In der Mitte dieses Hofes befindet sich ein etwa sechs Fuss tiefes Bassin, zu dessen

Seiten zwei kleine Cisternen angelegt waren. ./ und K waren Schlafzimmer, das letztere hatte eine Art

Vorzimmer, tcqoxomoiv, und ein kleines Fenster nach dem Hofe L. Die Schlafzimmer waren viel kleiner

als die unsrigen und waren allein zum Schlafen bestimmt; sie waren oft nicht breiter als es die Aufstellung

eines Bettes nothwendig machte.

Im Fond des Peristyls befindet sich das Hauptgemach W, der oecus oder die exedra, die unserm Salon
entsprach, und manchmal als Speisezimmer oder triclinium diente. Das wahre Triclinium scheint der im
Grundriss mit Q bezeichnete Raum gewesen zu sein; das Kämmerchen zu seiner Seite mag dann vielleicht
zum Aufbewahren der zur Mahlzeit nöthigen Geschirre gedient haben.

Zur Linken des Oecus befindet sich die Küche M mit dem für die Sklaven bestimmten Saal N, der
nach der Strasse einen Ausgang, posticum hatte. O ist eine Art Vorrathskammer.

Die Küche ist von dem Oecus durch einen Gang, fauces, getrennt, der zum Garten brachte. An der
entgegengesetzten Seite befindet sich das lararium, P, die Hauskapelle, wo man die Bilder der Hausgötter, der
Penaten aufgestellt hatte. Mazois hält diesen Raum einfach für ein im Winter gebrauchtes Empfangzimmer.

Hinter dem lararium liegt ein kleines Cabinet X, das nach dem Garten geht, wohin der Hausherr sich
zurückziehen und des Anblicks und des Dufts der Blumen seines Gartens gemessen konnte.

An der Hinterseite des Hauses lief in der ganzen Breite desselben eine geräumige Halle oder
pergola YYY hin, die sich im oberen Stockwerke wiederholte, und Schutz gegen Sonnenschein und
Regen gewährte.

Der Garten war in Bete durch Trottoire getheilt, die man noch unter der Asche wiedergefunden hat;
bleierne Röhren, die man ebenfalls gefunden hat, leiteten das zu seiner Bewässerung nöthiee Wasser herbei.

*) Impluvium heisst der offene Theil des Atriums.
"*) So benennt man gewöhnlich diese Räume speciell. Der Name alae kam aber nicht blos diesen Theilen der Umgangshallen
des Hofes, sondern überhaupt sämmtlichen Portiken des Atriums zu. Man vergleiche damit TCzeQov und dessen Erklärung
bei Böt'ticher in seiner Tektonik der Hellenen; sowie Vitruv Hb. VI, c. 3. L. L.

iteratur.

1) Hamilton e de Murr, Descrizione delle nuove scoperte in Pompeja. Rom, 1770. 4.

2) Hamilton, E., Account of the discoveries at Pompey. London, 1777. 4.

3) Gell, W., Pompeiana. London, 1832. 2 vol. 8.

4) Mazois, Fr., Les rnines de Pompei, dessinees et mesurees pendant les annees
1809 ä 1811. Paris, 1831—1838. 2 vol. Fol. Mit Kupfern.

5) Cockburns and Donaldson, Pompey ilhistrated with picturesque views. London,
1827. 9 vol. Fol.

6) Bonnucci, C, Pompei descritla. Neapel, 1828. 8.

7) Zahn,\V., Die schönsten Ornamente und merkwürdigsten Gemälde aus Pompeji,
Herculanum und Stabiae. Berlin, 1828 uff. Fol.

8) Rochette, D. Raoul, Pompei. Choix d'editices inedits. Paris, 1828 — 1830,
Fol. Mit Kupfern.

9) Clarke, W., Pompei. London, 1833. 8.

10) Breton, E., Monuments de tous les peuples. Paris, 1847. 2 vol. 8.

11) — Pompeia. Paris, 1848. 8. Mit Kupfern.
 
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