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Gailhabaud, Jules; Kugler, Franz [Hrsg.]
Jules Gailhabaud's Denkmäler der Baukunst (Band 1): Denkmäler aus alter Zeit — 1852

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https://doi.org/10.11588/diglit.3501#0209

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Der Tempel der Athena Polias oder das Erechtheion zu Athen.

zu urtheilen muss diese Inschrift vor dem Jahre 403 v. Chr., und aus der Aufzählung der Arbeiten, die
sich auf das Ende des Baues beziehen, zu schliessen, muss sie später als jene erste Inschrift angefertigt
worden sein. Sie enthält eine Aufzeichnung und Berechnung des Lohnes, den die bei dem Bau beschäf-
tigten Tektonen erhalten, als z. B. die Marmorsäger, die Enkausten, die die architektonischen Verzierungen
malten, die Vergolder, die Bildhauer für die Figuren des Frieses, die Modelleure für die Anfertigung der
Modelle aus Wachs zu den Verzierungen der Kalymmatien oder Decktafeln der steinernen Decke. In dieser
Inschrift wird auch ein Architekt Archilochos von Agryle erwähnt, der dasselbe Taglohn wie ein Marmor-
säger erhielt und gewiss eben so wenig wie der in der älteren Inschrift genannte Architekt Philokles von
Acharnae als der Erfinder des Bauentwurfs sondern nur als Leiter der Bauarbeiten zu nehmen ist.
Der erfindende Architekt des Baues ist bis jetzt noch unbekannt. Aus der Art der in der jüngeren
Inschrift aufgeführten Arbeiten zu schliessen dürfte aber der Tempel noch vor dem peloponnesischen
Kriege als vollendet anzunehmen sein, ehe die Stadt die grossen Unglücksfälle trafen und sie von dem
Spartaner Lysander belagert und eingenommen worden war.

Xenophon erwähnt nun eines Brandes, der den Tempel auffallender Weise drei Jahre nach dem
Archontat des Diokles, also im Jahre 406 betroffen haben soll; seine Worte"'') sind diese: „In dem
folgenden Jahre, in welchem der Mond des Abends verfinstert ward und der alte Tempel der Athena in
Athen abbrannte, wie Pitis berichtet, als Kallias Archon war, schickten die Lakedaemonier den
Kallikratides auf die Schiffe u. s. w." Dieser Brand kann bei einem durchaus steinernen Gebäude nur
das Holzwerk des Daches und der Decke, sobald letztere eine hölzerne war, verzehrt haben und dieser
Schade wird alsdann gewiss bald wieder hergestellt worden sein. Dass aber Xenophon den vielleicht
erst kurz zuvor im Bau vollendeten Tempel „den alten" nennt, kann jetzt und seitdem wir die Bauinschrift
vom Jahre 409 besitzen, nur auf das Alter seiner Stiftung bezogen werden. **)

Ausser einzelnen Erwähnungen bei den Schriftstellern erfahren wir nun durch den Zeitraum mehrerer
Jahrhunderte nichts von unserem Tempel. Erst Pausanias, der in der zweiten Hälfte des zweiten Jahr-
hunderts nach Chr. Geb. Griechenland bereiste, giebt uns eine Beschreibung des damaligen Zustandes
dieses Tempels. ***) Wir lassen hier die Worte des Pausanias folgen:

„Es ist auch da ein Tempel, Erechtheion genannt (pwripa 'EQey&eiov xaXovfievov); vor dem Eingange
steht ein Altar des Zeus des Höchsten, auf dem nichts Lebendes geopfert wird, sondern es ist Brauch
Kuchen darauf zu legen aber keinen Wein darauf zu giessen. Ist man hineingetreten so sind Altäre da, des
Poseidon, auf welchem man auch nach Orakelspruch dem Erechtheus opfert, und des Heros Butes, der
dritte aber ist der des Hephaestos. Die Gemälde auf den Wänden beziehen sich auf das Geschlecht der Butaden.
Der Tempel ist ein doppelter (xul dmlovv yuy Ioti to ofarjfxa) und in seinem inneren Theile ist Meer-
wasser in einem Brunnen (xal vdoiQ egtIv evöov S-ulüaavov iv (pgeazi). Dies ist kein grosses Wunder; auch
anderwärts kommt es mitten im Lande vor, wie bei den Karischen Aphrodisiern; aber das Merkwürdige
bei diesem Brunnen ist das Wellenrauschen beim Wehen des Südwindes und die Gestalt des Dreizackes
in dem Felsen; Poseidon habe, so wird erzählt, diese als Zeugnisse bei dem Streite über das Land
erscheinen lassen."

„Aber der Athena ist die übrige Stadt und das ganze Land gleicher Weise heilig, und wo man in
den anderen Demen auch andere Götter verehrt, so wird doch dort nicht weniger Athena in Ehren ge-
halten; aber das ihnen gemeinschaftlich Heiligste, ehe sie noch aus den Demen zusammenzogen, ist das
Bild der Athena in der jetzigen Akropolis, die damals Polis (Stadt) genannt wurde. Nach der Sage soll
es vom Himmel gefallen sein. Ich will hier nicht weiter darauf eingehen, ob sich dieses so oder anders
verhalte. Die goldene Lampe aber machte Kallimachos der Göttin. Hat man die Lampe mit Oel gefüllt,
so wartet man bis auf denselben Tag des folgenden Jahres, ehe man sie wieder füllt. Das Oel reicht
für diese ganze Zeit aus, obwohl die Lampe Tag und Nacht brennt. Der Docht darin ist von karpa-
sischem Flachse, welcher Flachs der einzige vom Feuer nicht verbrennbare ist. Eine erzene bis an die
Decke aufsteigende Palme leitet den Rauch ab. Der Verfertiger der Lampe Kallimachos steht zwar
den Ersten in der Kunst selbst zurück, aber in Geschicklichkeit ist er von Allen der Beste, so wie er

*) Hell. I, 6.

'*) Einige Reisende wollen Spuren eines Brandes an den Ruinen des Erechtheums bemerkt haben, wir zweifeln aber, dass
sich diese über zwei Tausend Jahre sollten erhalten haben.
'**) B. I. c. 26. 27.

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