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Gailhabaud, Jules; Kugler, Franz [Hrsg.]
Jules Gailhabaud's Denkmäler der Baukunst (Band 1): Denkmäler aus alter Zeit — 1852

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https://doi.org/10.11588/diglit.3501#0319

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Der Tempel des Honos und der Virtus in Rom.

sich in viel kleineren Gestalten die Apostel Petrus und Paulus, in dem oberen Theil des Bildes zwei
schwebende Engel. Die übrigen Wandfelder zwischen dieser Pilasterstellung enthalten Bilder, die sich auf das
Leben des h. Urban beziehen; sie sind sämmtlich in zwei Abtheilungen getheilt, um für mehrere Gegen-
stände Raum zu gewinnen und die Grösse der Figuren zu verringern. Auf den unteren Wandflächen
hatten die Künstler des Mittelalters die Apostel in grosser Proportion gemalt, die sich von einem dunkel-
grünen Grunde abheben, welche Malereien dem Unterbau grossen Ernst verleihen; leider sind diese Bilder
der Apostel zum Theil zerstört. Friese in dem Styl des XII Jahrhunderts sind unter den beiden Kranz-
gesimsen des Innern gemalt und begleiten die historischen Bilder. Ueber der Pilasterstellung folgt eine
dritte Abtheilung der Wandflächen nach der Höhe: eine kleine Mauer mit einem bekrönenden Gesims,
über dem das Tonnengewölbe des Tempels sich erhebt. Dieses Gewölbe ist der reichste Theil des
Gebäudes; es ist mit achteckigen Cassetten verziert, deren Einfassungen fein in Stuck profilirt sind; in
einer dieser Cassetten befindet sich noch ein kleines in Stuck ausgeführtes Basrelief (Fig. II), welches
beweist, dass sämmtliche Cassetten ursprünglich ähnliche Figurendarstellungen zeigten. Zwischen den
achteckigen Cassetten liegen noch kleine rautenförmige. Die untere Cassettenreihe wird an beiden Seiten
der Decke zum Theil mit einem langen eingerahmten Basrelief (Fig. 12) bedeckt, das Trophäen aus
Harnischen, Helmen, Schilden, Schwertern, Köchern und Feldzeichen zusammengesetzt, zeigt. Sie sind
mit viel Kunst gearbeitet und zeigen folglich eine gute Zeit der Sculptur an. Der Beschauer, der den
Tempel bei dem ungewöhnlichen Anblick seines Aeusseren in die Zeit des Kunstverfalls versetzte, wird
bei der Betrachtung der Sculpturen seiner Decke wieder in seiner Meinung schwankend und fängt an
denselben höher zu schätzen. Wir müssen jedoch bemerken, dass die Technik des Mauerwerks des
Peribolus genau dieselbe wie die an dem Circus des Maxentius ist, der sich in der Nähe des Tempels
befindet. Sollte man daraus schliessen können, dass der letztere einer späteren Zeit als der allgemein
für ihn angenommenen angehört, oder dass jener Peribolus später hinzugefügt wurde, um den Tempel
einem grösseren Ganzen anzuschliessen, von dem vielleicht der Circus ein Theil war? Diese Frage ist
schwer zu entscheiden und wir wagen ihre Entscheidung nicht.

Literatur.

1) Piranesi, F.,Raceolta di tempi antichi, che comprendc i tempi di Vesta madre
in Tivoli, e dell' Onore e della Virtu fuori di porta capena. Rom, Fol. Mit
Kupfern.

2) Seroux d'Agincourt, J. B. L. G., Histoire de l'art par les monuments, depnis

sa decadence au 4me siecle, jusqu'i son renouvellement au lGme siecle, etc.
Paris, 1810—23. Fol. Mit Kupfern.

3) Vasi, Mi', Itineraire inätructif de Rome ancienne et moderne, etc.

4) Rochette, D. Raoul-, De la peinture chez les anciens.
 
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