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Gailhabaud, Jules; Kugler, Franz [Hrsg.]
Jules Gailhabaud's Denkmäler der Baukunst (Band 1): Denkmäler aus alter Zeit — 1852

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https://doi.org/10.11588/diglit.3501#0329

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Die römischen Basiliken.

Als nämlich im Jahr 1775 in Otricoli, dem alten Otriculum an der Grenze der Sabiner, etwa zehn
Stunden von Rom, nach Alterthümern gegraben wurde, fand sich ein kleines Gebäude, das seiner Dispo-
sition nach kein Tempel sein konnte, dagegen mehrere Kennzeichen einer Basilika hatte. Nun glaubte
man der wahren Normalform einer römischen Basilika auf der Spur zu sein, bis sich bei näherer Unter-
suchung zeigte, wie schwer, ja unmöglich es sei, in diesem kleinen Bauwerk die Vorschriften Vitrüv's
nachzuweisen, selbst wenn man sie auf kleine Verhältnisse übertrug; man gab daher den Titel einer
Basilika schon beinahe auf. Die Statuen welche im Innern gefunden wurden, gelangten in den Vatican,
während die Ruine selbst von Pflanzen aller Art bis zur Unkenntlichkeit überwuchert wird. Die Säulen,
welche man bei der Entdeckung vorfand, waren von korinthischer Ordnung und bestanden aus Travertin.
Wir entnehmen aus Guattani*) den hier mitgetheilten kleinen Grundriss des Bauwerkes.

Zu Anfang dieses Jahrhunderts machte man eine weit wichtigere Entdeckung; die Basilika am Forum
von Pompeji wurde zu Tage gelegt. Hier war nun die Benennung unzweifelhaft richtig, und wenn auch
Vitruvs Worte, zumal in Betreff der Verhältnisse, nicht völlig passten, so fehlte doch kein wesentliches
Erforderniss einer Basilika; man fand das Tribunal (zwar nicht in der, bei den Römern üblichen halbkreis-
runden Grundform) und die Gallerien ringsum, und auch die Lage am Forum bestätigte die angenommene
Bestimmung. (S. den Grundriss, in der Mitte des Blattes.) So sehr auch alles ruinirt ist, so kann man
doch nach den vorhandenen Bruchstücken, worunter auch Kapitale verschiedener Ordnung, leicht eine
ziemlich detaillirte Restauration wagen. Wir gedenken in einer spätem Lieferung etwas Genaueres über
dies Gebäude zu veröffentlichen.""')

Im Jahre 1812 wurde zu Rom am Forum Trajans auf Napoleon's Befehl nachgegraben und dabei die
berühmte Basilica Ulpia aufgedeckt. Bisher kannte man sie nur aus der Beschreibung des Griechen
Pausanias, der über das Getäfel von Cedernholz, über die Decke von vergoldetem Erz, über das reich-
verzierte Dach von demselben Metall erstaunte. So prangte sie auch noch, als im Jahr 357 Kaiser
Constantius das Forum Trajans besuchte. Die Nachgrabungen erstreckten sich über die ganze Breite der
Basilika, und der Länge nach wenigstens über zehn Intercolumnien. Man fand eine Unzahl von Säulen,
meist aus Einem Stück grauen Granites, Reste prachtvollen Mosaiks, Stufen von feinstem Marmor, Trüm-
mer von Friesen, Gebälkstheile u. s. w., theils der äussern, theils der innern Bekleidung angehörend.
Diese Basilika, eine der grössten und prächtigsten die es je gab, war den Ausgrabungen zufolge, in fünf
Schiffe getheilt, wovon das mittlere bei weitem das breiteste war, und lag queer am Forum von Osten
nach AVesten; der Haupteingang befand sich an der Südseite, welche, scheint es, die Hauptseite war.
Da man, um die nächsten Häuser zu schonen, die Nachgrabungen einstellen musste, so weiss man nicht,
an welches der beiden Enden man sich das Tribunal hindenken soll; doch deutet die Senkung des Bodens
darauf hin, dass es wahrscheinlich gegen den kapitolinischen Hügel lag. Doch hat man wenigstens so
weit gegraben, bis man die volle Länge des Hauptschiffes fand; dieselbe beträgt siebzehn Intercolumnien.
Der Oueerdurch schnitt des Gebäudes geht gerade durch die trajanische Säule und ist zugleich der des
Forums.

Von dem erwähnten antiken Plan von Rom ist ein Stück mit der Inschrift VLPIA vorhanden,
welches einen Theil der Basilica Ulpia vorstellen muss. (S. unsre Abbildung, unterhalb des oben er-
wähnten Fragmentes.) Morey in seiner Schrift über das Forum des Trajan äussert die Ansicht, dieses
Stück gehöre zu dem oben angeführten mit der Inschrift BASIL EMILI und beide zusammen enthielten
den Grundriss der Basilica Ulpia, indem nämlich das Wort EMILI von neuerer Hand und mit kleinerer
Schrift geschrieben sei, während nicht nur die Wörter BASIL und VLPIA beide mit derselben Schrift

*) Guattani, Monumenti antichi inediti. Roma 1781, 4.

**) Nach der Beschaffenheit der Reste der Basilika von Pompeji darf man annehmen, dass ihr mittlerer Raum unbedeckt
war und nur die umherlaufenden Gallerien ein Dach hatten. Ueberhaupt ist es sehr wahrscheinlich, dass eine solche Ein-
richtung i * der Regel bei den grösseren Basiliken statt fand, übereinstimmend mit der Freiheit und Offenheit des ge-
sammten Lebensverkehres im classischen Alterthum. Die Basiliken haben unter solcher Voraussetzung grosse Aehnlichkeit
mit den Hypäthraltempeln. Noch ist einer der wichtigsten antiken Basilikenreste zu nennen, der sich in Deutschland, zu
Trier, befindet; es ist das, in den ehemals erzbischöffichen Palast verbaute Römerwerk, das die Sage zu einem Palaste
Constantins macht. Die eine colossale Seitenmauer mit den Doppelreihen ihrer Fenster und die gewaltige Nische des
Tribunals, sammt dem mächtigen Schwibbogen, der dasselbe von dem übrigen inneren Räume trennte, stehen noch, wie
bei keinem andern Baureste der Art, völlig aufrecht. Auch hier war, wie sich mit Bestimmtheit nachweisen lässt, der
mittlere Raum unbedeckt. Vgl. meinen Aufsatz: „Der römische Basilikenbau, näher entwickelt nach den Resten der

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antiken Basilika von Trier", im Kunstblatt, IS 12, No. 84

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F. K.


 
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