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Gailhabaud, Jules; Kugler, Franz [Hrsg.]
Jules Gailhabaud's Denkmäler der Baukunst (Band 1): Denkmäler aus alter Zeit — 1852

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https://doi.org/10.11588/diglit.3501#0375

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Der Palast des Diocletian zu Spalatro.

duomo, genannt wird. Es ist ein schöner bedeckter Porticus, der von jeder Seite durch sechs grosse
Säulen aus Granit gebildet wird; zur Linken desselben befindet sich der Tempel des Jupiter (D), zur
Rechten der Tempel des Aesculap (E), und geradeaus das Vestibulum (C) der Zimmer des Kaisers.

Dieses Vestibulum, das vollständig erhalten ist-, bildet im Grundriss einen Kreis; es ist mit einer
Kuppel bedeckt. Diesem Vestibulum geht eine Vorhalle voraus, die vorn durch vier grosse granitne
Säulen begränzt wird. Sie wurde einst durch zwei Sphinxstatuen geschmückt, von denen eine noch an
ihrem Platze ist; dieselbe ist eine römische Copie der anderen, die wahrscheinlich aus Aegypten gekommen.
Letztere ist von ihrer alten Stelle entrückt, befindet sich aber noch in Spalatro.

Nachdem man das Vestibulum durchschritten kömmt man zu der Wohnung des Kaisers, von der heute
nur noch einige Spuren übrig sind; indessen hat Cassas noch zur Zeit seines dortigen Aufenthaltes den
Grundriss derselben nehmen können. Zuerst kam man in den Flauptsaal, der 98 Fuss (30 M. 86) lang
und 77\ Fuss (24 M. 40) breit war. Zur Rechten und zur Linken unterstützten sechs ausserordentlich
hohe Säulen das Gewölbe, und liessen zwischen sich und den Mauern zwei niedrigere Gänge, die nicht
so lang als der Saal waren, an deren Enden zwei Wendeltreppen lagen, die in die Souterrains und zu
der Loge brachten, die nach dem Meere hinaus lag. Eine breite Thür führte aus diesem Saal auf die
Galerie, die sich aussen als Colonnade darstellte.

Die beiden Theile des Palastes, die zur Rechten und zur Linken dieses Saales lagen, waren ganz
gleich eingetheilt, sei es nun, dass der Kaiser sie abwechselnd bewohnte, oder dass er seinem Genossen
auf dem Throne, dem Maximianus Herculeus, der ebenfalls abdicirt hatte, eine Wohnung genau wie die
seinige bereiten wollte, wenn derselbe ihm in seiner Zurückgezogenheit einen Besuch abzustatten kam.

Der Tempel des Jupiter (D) ist der heutige Dom von Spalatro. Man steigt zu ihm auf einer Treppe
hinauf, deren erste Stufe hart an den Säulen des Porticus (B) liegt. Als der Tempel in eine christliche
Kirche umgewandelt wurde, erbaute man an dieser Stelle einen hohen Glockenthurm, der die ganze
Symmetrie dieses prächtigen Ensembles zerstörte. Man weiss nicht, weshalb man diesen Tempel dem
Jupiter geweiht sein lässt; die einzigen Sculpturen, die sich darin finden — ein Fries im Inneren, auf dem
Genien als Jäger dargestellt sind — beziehen sich mehr auf den Cultus der Diana. Der Tempel ist aussen
achteckig, er wird von einem Porticus von vierundzwanzig Säulen umgeben, die auf einem Unterbau stehen.
Diese Säulen haben sich fast sämmtlich erhalten, mit Ausnahme der drei nach Süden gekehrten Seiten,
wo sie aller Wahrscheinlichkeit nach durch Anbauten, die man an den Tempel lehnte, zerstört wurden.
Unter dem Porticus sind mehrere Sarkophage aus verschiedenen Zeiten aufgestellt worden. Die äussere
Höhe des Tempels beträgt 55| Fuss (17 M. 40), vom Fussboden des Porticus bis zum Kranzgesims gemessen,
und vom Boden des Platzes gemessen beträgt dieselbe 65 Fuss (20 M. 50). Jede Seite der Cella
ist gegen 25 Fuss (7 M. 85) lang, und jede Seite des Stylobats misst 36 Fuss (11 M. 40). Die Höhe
der Säulen beträgt mit Capitell und Base 19 Fuss 1\ Zoll, ihr unterer Durchmesser misst 2 Fuss ä Zoll

Das Gebälk war mit colossalen Statuen verziert, die verschwunden sind. Das pyramidale Dach
(7 M. 15) hoch. Im Innern bildet der Tempel eine schöne Rotunde, deren Durchmesser

(0 M. 65).
ist

43 \ Fuss (13 M. 65) und deren Höhe bis zum Anfang des Gewölbes 46| Fuss (14 M. 65) beträgt. Acht
korinthische Säulen von 24f Fuss (7 M. 80) Höhe tragen das Gebälk, dessen Epistyl, Fries und Kranzgesims
sehr reich decorirt sind. Darüber befindet sich noch eine zweite sehr gedrückte Säulenstellung von com-
positer Art. Das Gewölbe hat sich wohl erhalten, es ist ganz aus Ziegeln gewölbt und an einigen Stellen
sieht man noch den alten Stucküberzug, der wahrscheinlich bemalt war. Acht Nischen, von denen vier
viereckig und vier rund, sind in den dicken Mauern angelegt. Die Cella empfing ihr laicht durch die
Thür; als der Tempel zu einer christlichen Kirche gemacht wurde, brach man Fenster durch die Mauern.
Der Tempel des Aesculap (E) ist minder wichtig; er war im Innern nur 24| Fuss (7 M. 80) lang,
und 19| Fuss (6 M. 17) breit. Die Mauern der rechteckigen Cella hatten 6 Fuss 4 Zoll (2 M.) Dicke; sie
sind aussen mit Anten und innen mit einem sehr reichsculpirten Kranzgesims verziert. Die Cassetten
der gewölbten Decke waren ebenfalls elegant decorirt. Vor der Cella befindet sich wie gewöhnlich eine
Vorhalle, deren Epistyl durch vier korinthische Säulen getragen wurde; man erstieg diese Vorhalle auf
fünfzehn Stufen, die an der Fronte des Tempels lagen. Die Säulen der Vorhalle sind nicht meh; vorhanden.
Was noch von dem Tempel übrig ist, hat sich recht gut erhalten; aber Läden, Magazine, Kaffee- und
Wirthshäuser erfüllen jetzt den grossen Platz, der dem Tempel als Vorhof diente. Der Tempel des
Aesculap ist zu einer kleinen Kapelle umgeschaffen worden, und man hat auf ihn einen plumpen viereckigen
Thurm gesetzt.

Literatur.

1) Ipon, Jac, Voyages d'Italie, de Dalmatie, de Grece et da Levante, fait dans les annees 1675 et 1676. Lyon, 1677, 3 vol. 12.

2) Cassas, L. F., Voyage pittoresque de l'lstrie et de Dalmatie, redige d'apres l'itineraire de Cassas, par Jos. Lavage, orne de cartes et plans leves
sur les lieux. Paris 1802. Fol.

3) Seroux d'Agineourt, J. B. L. G., Histoire de l'art par les monuments, depuis sa decadence au IVe siecle, jusqu'a son renouvellement an XVIe siecle
Paris 1823. 6 vol. Fol. Mit Abbild.

4) Breton, E., Monuments de tous le peuples. Brüssel 1846 — 1847. 2 vol. 8.

5) Batissier, L., L'histolre de l'art monumental. Paris 1845. 8.

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