starkem asketischen Einschlag: das war kein gutes Mittel, das
heiße Blut eines Selbstherrschers zu dämpfen. August traf
das Schicksal der Fürsten: Einsamkeit inmitten der Menge
der sich Andrängenden.
Sein vertrautester Minister, GrafFlemming, nennt ihn einen
Melancholiker, der sich die Leiden und Freuden der Zukunft
sehr zu Herzen genommen habe. Es stimmt dies mit der Nach-
richt überein, daß er sich für allerlei Prophezeiungen zu-
gänglich gezeigt habe. Sein Ahnherr, Kurfürst August I.,
einer der erfolgreichsten Fürsten Sachsens, hatte sich Auf-
klärung über kommende Dinge durch ein verzwicktes Ge-
webe des Herauslesens der Wahrheit aus Punkten, die in ein
Buch eingezeichnet waren, verschafft. Diese Punktier-
bücher soll der Nachkomme fleißig benutzt haben, um sich
daraus zu beraten. Flemming wirft ihm vor, nicht genug in
der Gegenwart gelebt zu haben. Der Engländer Stepnay
nennt ihn sehr zuvorkommend in seinen Sitten, bei aller Welt
wohl angesehen, aber leidend unter seiner Unbedachtsamkeit.
Seine Höflichkeit gegen jedermann bestätigen zahlreiche
Nachrichten. Da finde ich zum Beispiel folgende Verse:
Reiche und Edle, große Titel
Hatten nicht dein Ohr allein,
Auch mit Staub bedeckte Kittel
Durften dir so nahe sein.
Schwache sind zu dir gekrochen,
Die du freundlich angehört,
Die du, wenn ihn’ Einhalt fehlte,
Wenn sie allzulang erzählten,
In der Rede nie gestört.
Sein freundliches Eingehen auf die Klagen jedes sich ihm
Nahenden, seine Geduld im Anhören ihrer langen Ausein-
andersetzungen wird auch anderwärts gerühmt, wie seine
Neigung, anderen eine Freude zu machen. Bürger und Bauern
durften an seinen Festen teilnehmen. Er warnte die sich
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heiße Blut eines Selbstherrschers zu dämpfen. August traf
das Schicksal der Fürsten: Einsamkeit inmitten der Menge
der sich Andrängenden.
Sein vertrautester Minister, GrafFlemming, nennt ihn einen
Melancholiker, der sich die Leiden und Freuden der Zukunft
sehr zu Herzen genommen habe. Es stimmt dies mit der Nach-
richt überein, daß er sich für allerlei Prophezeiungen zu-
gänglich gezeigt habe. Sein Ahnherr, Kurfürst August I.,
einer der erfolgreichsten Fürsten Sachsens, hatte sich Auf-
klärung über kommende Dinge durch ein verzwicktes Ge-
webe des Herauslesens der Wahrheit aus Punkten, die in ein
Buch eingezeichnet waren, verschafft. Diese Punktier-
bücher soll der Nachkomme fleißig benutzt haben, um sich
daraus zu beraten. Flemming wirft ihm vor, nicht genug in
der Gegenwart gelebt zu haben. Der Engländer Stepnay
nennt ihn sehr zuvorkommend in seinen Sitten, bei aller Welt
wohl angesehen, aber leidend unter seiner Unbedachtsamkeit.
Seine Höflichkeit gegen jedermann bestätigen zahlreiche
Nachrichten. Da finde ich zum Beispiel folgende Verse:
Reiche und Edle, große Titel
Hatten nicht dein Ohr allein,
Auch mit Staub bedeckte Kittel
Durften dir so nahe sein.
Schwache sind zu dir gekrochen,
Die du freundlich angehört,
Die du, wenn ihn’ Einhalt fehlte,
Wenn sie allzulang erzählten,
In der Rede nie gestört.
Sein freundliches Eingehen auf die Klagen jedes sich ihm
Nahenden, seine Geduld im Anhören ihrer langen Ausein-
andersetzungen wird auch anderwärts gerühmt, wie seine
Neigung, anderen eine Freude zu machen. Bürger und Bauern
durften an seinen Festen teilnehmen. Er warnte die sich
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