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Harth, Dietrich [Editor]
Finale!: das kleine Buch vom Weltuntergang — München, 1999

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https://doi.org/10.11588/diglit.2939#0157

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25.
Die Sonne verharrt bewegungslos. Es ist ein Uhr mittags.

26.
Mit einem Mal bricht alles, was die Menschen je erbaut haben,
über den Lebenden zusammen und begräbt sie unter sich.
Einzig das, was mechanisch zu leben scheint, hält noch zwei
Sekunden stand. Man sieht, wie die Züge entgleisen, die Ma-
schinen leerlaufen, die Flugzeuge wie totes Laub herabfallen.

27.

Eine riesige Staubwolke steigt säulengerade zum Himmel, sie
spaltet sich, teilt sich, zerfließt, wirbelt auf, zerfasert, verteilt
sich in alle Richtungen: Die Winde erheben sich zum Sturm;
das Meer öffnet und schließt sich; die Berge Mexikos erbeben
im Licht.

Sechstes Kapitel
Zeitraffer und Zeitlupe

28.
Nun, da der Mensch tot ist und die Haustiere ausgerottet, tau-
chen all die Arten wieder auf, die verjagt worden waren. Die
Meere bevölkern sich wieder mit Walen, und die Erdoberfläche
wird von üppiger Vegetation überwuchert.

29.
Man sieht, wie die brachliegenden Felder sprießen und in wil-
der Blüte stehen. Wildwuchernde Vegetation schießt ins Kraut.
Die Gräser werden zu Holz, eigenartige Pflanzen, hoch und
kräftig, verfestigen sich. Der Schierling ist ein Gemüse. Sträu-
cher tauchen auf und treiben aus. Die Wälder breiten sich aus,
und man sieht, wie sich die Ebenen Europas verdüstern und
gleichförmig mit Appalachen-Büschen bedecken.

30.
In der feuchten Luft segeln unzählige Vögel mit schwerem und
verklebtem Gefieder. Die Fischotter, der Biber, sie vermehren
 
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