DOI Heft:
No. 2
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.37273#0029
N°. 8. HEIDELBERGER 1834.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.
LßFFres de AopoFeon d dösephme et Memoires dg Afodem. .dtirfFFon.
fße&cAFM/N.J}
Der ernste Forscher folgert nur aus Thatsachen und Öffent-
lichen Beschlüssen, deren Urheber er verantwortlich machen
mufs, wenn nicht Geschichte zum Gehlatsch werden soll. Es ist
daher sehr ehrenvoll für die Verwandten, Schützlinge und Die-
ner des grofsen Mannes, der Franhreich aus der Anarchie erret-
tet und auf hurze Zeit zur herrschenden Macht in ganz Europa
gemacht hat, dafs sie Alles aufbieten, den Schmähungen Meiner
Seelen Lobeserhebungen und Documente seiner Gröfse, seiner
edlen Empfindungen und seiner vortrefflichen Regierungsmafsre-
geln entgegen zu setzen; die Thatsachen stehen indessen fest.
Er selbst hat seinen historischen Charahter mit eisernem Griffel
in eine Tafel eingegraben, welche, um mit Ovid zu reden, dem
Zorne des Zeus, wie dem Feuer und der Alles verzehrenden
Zeit, auch dann noch trotzen wird, wenn die Sybillenblätter eines
Savary und Constant, die Briefe an Josephine und die Denkwür-
digkeiten der Avrilion, Las Cases Memorial und Norvins vier
Bände mit Kupfern längst vom Herbstwinde der Jahrhunderte
verweht sind.
Wir wenden uns zur Anzeige. Der erste Theil enthält die
Briefe oder eigentlich die Bidets an seine Gemahlin oder ihre
Tochter vom Juli 1796 bis Juli 1807; lauter unmittelbare und
augenblickliche Ergiefsungen oder freundliche Worte an ein ge
liebtes und liebendes Weib. Wir wüfsten durchaus heinen ein-
zigen Brief anzudeuten, der die geringste historische Bedeutung
hätte, ln der Vorrede heilstes 8. 10 davon: UeFFecorrespondnnoc
proMt?grn, nous Je croyoMsyermement, <7Me Fe cont/Meranf etait Aumain,
Fe ma%re du monde Aon epoM-r, Fe grand domme en/in, Aomme
e#ceFFent. Diese Behauptung müssen wir sehr beschränken. Die
Briefe mögen allerdings beweisen, dafs Napoleon ein guter Ehe-
mann und Vater war; dagegen darf die Geschichte nichts ein-
wenden, wenn Gattin und Töchter es bezeugen, sie können
auch beweisen, dafs er in gewissen Momenten, wo er sich zarten
Empßndungen hingab, edler Bewegung fähig war — mehr kön-
XXVH. Jahrg. 1. Heft. 2
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.
LßFFres de AopoFeon d dösephme et Memoires dg Afodem. .dtirfFFon.
fße&cAFM/N.J}
Der ernste Forscher folgert nur aus Thatsachen und Öffent-
lichen Beschlüssen, deren Urheber er verantwortlich machen
mufs, wenn nicht Geschichte zum Gehlatsch werden soll. Es ist
daher sehr ehrenvoll für die Verwandten, Schützlinge und Die-
ner des grofsen Mannes, der Franhreich aus der Anarchie erret-
tet und auf hurze Zeit zur herrschenden Macht in ganz Europa
gemacht hat, dafs sie Alles aufbieten, den Schmähungen Meiner
Seelen Lobeserhebungen und Documente seiner Gröfse, seiner
edlen Empfindungen und seiner vortrefflichen Regierungsmafsre-
geln entgegen zu setzen; die Thatsachen stehen indessen fest.
Er selbst hat seinen historischen Charahter mit eisernem Griffel
in eine Tafel eingegraben, welche, um mit Ovid zu reden, dem
Zorne des Zeus, wie dem Feuer und der Alles verzehrenden
Zeit, auch dann noch trotzen wird, wenn die Sybillenblätter eines
Savary und Constant, die Briefe an Josephine und die Denkwür-
digkeiten der Avrilion, Las Cases Memorial und Norvins vier
Bände mit Kupfern längst vom Herbstwinde der Jahrhunderte
verweht sind.
Wir wenden uns zur Anzeige. Der erste Theil enthält die
Briefe oder eigentlich die Bidets an seine Gemahlin oder ihre
Tochter vom Juli 1796 bis Juli 1807; lauter unmittelbare und
augenblickliche Ergiefsungen oder freundliche Worte an ein ge
liebtes und liebendes Weib. Wir wüfsten durchaus heinen ein-
zigen Brief anzudeuten, der die geringste historische Bedeutung
hätte, ln der Vorrede heilstes 8. 10 davon: UeFFecorrespondnnoc
proMt?grn, nous Je croyoMsyermement, <7Me Fe cont/Meranf etait Aumain,
Fe ma%re du monde Aon epoM-r, Fe grand domme en/in, Aomme
e#ceFFent. Diese Behauptung müssen wir sehr beschränken. Die
Briefe mögen allerdings beweisen, dafs Napoleon ein guter Ehe-
mann und Vater war; dagegen darf die Geschichte nichts ein-
wenden, wenn Gattin und Töchter es bezeugen, sie können
auch beweisen, dafs er in gewissen Momenten, wo er sich zarten
Empßndungen hingab, edler Bewegung fähig war — mehr kön-
XXVH. Jahrg. 1. Heft. 2