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1834.

g. HEIDELBERGER
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

/Hlua? nacA dem Geiste und den ^wordnMDgeii der AafAoH-
^cAeii ATircAe, oder praAtiscAe ^iiteitiing ydr den AatAoti-
scAeii Seetsor^er zur ei*AoMHcAen und teArreicAeii Eer-
tpottMng* des Htiirgi^cAen ^nits. ZugfeicA ein ErAaMMKgs-
AucA /Ar die GtdiiAigeii. Stuttgart und TtiAingew, Aei Cotta.
1833. 526 S. 8.
Ritual bedeutet in der Episkopalisch-katholischen Kirche
eben das, was in der protestantisch-evangelischen, besonders in
der neuesten Zeit unter dem Namen: »Agende« neues Aufsehen
erregt hat. Eigentlich sollte eine Agende sich nur beziehen
auf Vorzeichnungen für actas, wie sie der Geistliche vorzuneh-
men habe, damit sie theils hirchlich, theils bürgerlich gültig sind.
Dieser Theil der öffentlichen Amtshandlungen des Geist-
lichen muß bestimmt vorgeschrieben werden, in soweit für die
rechtliche Güitigheit der Handlung, z. B. bei Aufnahme durch
die Taufe in die Kirche, bei Einsegnung der Ehen, bei der Or.
dination und Investitur der Kirchenlehrer u. s. w. gewisse Forma-
lien unentbehrlich sind. Davon aber sollten sehr unterschieden
werden alle die Anreden, Gebete, Gesänge u. s. w. und auch die-
jenigen sinnbildliche Handlungen, welche nicht zur äufseren Güitig-
heit, sondern zu Erweckung der Andacht und der religiösen Pflicht-
befolgung wirken sollen. Auch für diese Zwecke stehende und
mehr als stereotypische Vorschriften zu geben, gereicht außer-
dem, daß alles Stagnirende der Sache selbst, der Bewegung und
Selbstbestimmung des Gemüths schadet, auch zur Unehre der
Geistlichkeit. Wem die obersten Behörden nach überzeugenden
Prüfungen zutrauten, daß er durch selbstgedachtes Predigen,
Katechisiren und Religionsunterricht in Schulen und für Confir-
manden, die Pflichten eines selbstständigen Seelsorgers ausüben
hönne, dem muß nicht dadurch ein öffentliches Mißtrauen und
eine unverschuldete Herabwürdigung bewiesen werden, daß man
ihn an Gebete und Ermahnungen bindet, die allein er mit seinen
Amtshandlungen verknüpfen müsse. Luther schrieb seinen »großen
Katechismus« laut der Vorrede, »deswegen, weil leider viele
Pßrrherren sehr säumig hierin waren, etliche aus großer hoher
Kunst, etliche aber aus lauter Faulheit und Bauchsorge, als
XXVII. Jahrg. 2. Heft. 8
 
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