Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
1834.

10. HEIDELBERGER
JAHRBÜCHER HER LITERATUR.

Brunner, nAer C'ons/nn^nopeZ nne^ T^nrien.
fBe^cA^nfs.9
Hr. Brunner geht nach Triest, um sich von dort nach
Constantinopel und weiter nach Odessa einzuschiffen. Mit seinem
Capitän und seiner Reisegellschaft auf dem Schiffe. von Triest
nach Constantinopel ist er höchst unzufrieden, und unterhält uns
von ihren hieinen Streitigkeiten bis zum Ueberdrufs. Sie scheinen
indessen eben soviel Ursache gehabt zu haben, mit ihm unzu-
frieden zu seyn, als er mit ihnen. Sie wurden übrigens durch
widrige Winde aufgehalten, und die Fahrt von Triest bis Con-
stantinopel dauerte drei Wochen. Bei dem Bericht über die
Schifffahrt stofsen wir wieder auf einen jener Aussprüche und
entscheidenden Behauptungen, die uns am anziehendsten in dem
Buche sind, weil sie den Verf. und die Classe von Gelehrten, zu
denen er gehört, charahterisiren. Kant äufsert in den Vorlesun-
gen über physische Geographie, die nach seinem Tode, ganz
gegen seinen Willen gedruckt sind, gelegentlich, wie man
im Vortrage zu thun pflegt, den Gedanken, dafs das schwarze
Meer höher liege, als das mittelländische. Darüher fahrt Hr. Br.
S. 69. folgendermafsen heraus: Man wird sich nicht wundern,
dafs der Nebelphilosoph Kant aus seiner Königsberger
Studierstube auf fremde Autorität fufsend ausgeru-
fen u. s. w. Ein solcher Ton, in Büchern und vom Katheder,
macht der deutschen Lebensart wenig Ehre, so gern ihn auch
die Jugend hört und so gern sie in denselben einstimmt. Der
Verf. der Reisebeschreibung kann übrigens kein junger Mann
mehr seyn, da er schon 1798. in Schaffhausen sich aufgehalten
hat, und zwar nicht als Kind. Bei dem Bericht über Constanti-
nopel kommt dem Leser die Keckheit des Reisebeschreibers, seine
Individualität und sein Urtheil hart und schroff geltend zu ma-
chen, sehr zu Statten, denn man wird aus ihm manche Decla-
mation und poetische Erfindung anderer Reisenden, die ihre Em-
pfindungen oder Phantasien für Thatsachen ausgeben, berichtigen
können. So macht er einleuchtend, dafs die Beschreibung der
Schönheit der Lage Constantinopels übertrieben werde. Um dies
XXVII. Jahrg. 2. Heft- 10
 
Annotationen