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1552 Ch. L F. Schultz, Grundlegung u. s w.
Jagd nach Erfindungen und Hypothesen auch noch so unzufrie-
den ist. Wir wollen anführen, wasHr. Schulz S. XXVIII —XXIX,
sagt, weil wir damit durchaus übereinstimmen. Wir lassen die
Stelle ausdrücklich abdruchen, weil wir erfreut sind, dafs ein
deutscher Gelehrter sich ernstlich gegen den unter uns eingerissenen
Gebrauch falscher Gelehrsamkeit erhoben hat. Er sagt zuerst: Die
Aufgabe, die er sich gesetzt, sey gewesen, die Ungründlichkeit
von Niebuhrs kritischem Verfahren, den Mifsbrauch der Quellen
und die Willkühr darzuthun, mit welcher er sie für seine Haupt-
beweise benutzt habe. Hr. Schultz glaubt mit Recht, diese Ma-
nier Niebuhrs und ähnlicher Systemmacher, diese Vernachlässi-
gung der ersten Forderung der Kritik (nämlich Sichtung der
Quellen) und die aus mangelnder Sachkenntnis verminderte Werth-
schätzung der Classiker habe weiter zu der Absicht talentvoller
junger Männer Anlafs gegeben, das gelehrte Publikum mit der
Benutzung seltner, unzugänglicher, unverständlicher Quellen zu
blenden, und je mehr dies gelang, entstand endlich daraus der
heillose Mifsbrauch, solchen Quellen, welche die gesunde Kritik
schon in den ältern Zeiten in den Hintergrund verwiesen hatte,
einen Werth beizulegen, den sie nicht haben noch haben kön-
nen , und ihre Zeugnisse denen der bewährtesten Classiker gleich-
zusetzen , ja sogar vorzuziehen. So sehen wir nunmehr die mon-
ströse Erscheinung vor Augen, dafs man unbedeutende, namen-
lose und untergeschobene Compilationen, deren Ursprung zum
Theil im Mittelalter liegt, als vollgültige Zeugen jener classi-
schen Zeiten aufführt, deren grofse Schriftsteller man des Wah-
nes und des Irrthums zu beschuldigen, ja unbewufst sogar sie
selbst aus ihren unwissenden Scholiasten zu widerlegen wagt.
Vor Augen sehen wir im Studium des Alterthums, was dem ge-
sunden Sinn ein Widerspruch in sich erscheint, dafs man die
reinsten Quellen, die vollsten Garben verachtet liegen läfst, um
Durst und Hunger aus Lachen und Kehricht zu stillen.
 
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