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Carua, Vorlesungen über Psychologie.

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S. 17. wird die eigentümliche Natur eines organischen Ganzen
sehr gut dahin bestimmt: „sich von innen heraus zu entwicheln
und sich zu theüen; wenn dagegen z. B. ein von Menschen ge-
bautes Glied- und Triebwerh, eine Maschine, den Charahter hat,
von aufsen aus einzelnen Stüchen zusammengesetzt zu werden.*
Wenn S. 47. die Fahigheit höher articuürter Stimmbildung
der mächtigste Wecher der Seelenvermögen genannt wird; so
wäre doch dagegen zu beachten, dafs diese Stimmfähigheit durch
die höhere Entwichelung des Bewufstseyns selbst erst bedingt ist.
Eine solche Fahigheit ist nichts die Seele von aufsen Angehendes,
sondern eine Manifestation der Seeleninneriichheit.
S. 5o. wird die Seele ganz bestimmt erhlärt 2als geistiges
Bild, als Idee einer lebendigen Daseynsform vor ihrem wirhlichen
Seyn, als geistiges Princip jeder individuellen, dem äufsern Sinn
erscheinenden Lebensform.* Aus diesem gewonnenen Abstractum
geht denn nun heine lebendige Erfassung der menschlichen Seele
hervor. Um eine solche in jener Erhlärung zu erblichen , mufs
man das, was aus der Auffassung dec menschlichen Seele ge-
wonnen wird, in jenes Abstractum übertragen. Und hat denn
jede individuelle, den äufsern Sinnen erscheinende Lebensform
ein geistiges Princip? Wir glauben, nur diejenige Lebensform,
die wir mit dem Namen Mensch bezeichnen, und dann diejenige,
die sich dem letztem unvollhommen annähert -— das Thier. Es
ist wahr, jedes Ding hann nur zufodge der Idee seines indivi-
duellen Seyns existiren, diese Idee hönnen wir jedoch nicht das
geistige Princip dieses individuellen Seyns nennen, denn es würde
Sonst innerhalb der Idee selbst ein Dualismus stattfinden, wo-
durch sich die Idee selber negiren würde. Die Idee eines Dinges
ist durchaus mehr als ein nothwendiger Begriff desselben.
S. 5t. beginnt nun die eigentliche, d. i. die menschliche Psy-
chologie. Ehe wir jedoch hier weiter gehen , müssen wir noch
der Eintheilung des Bewufstseyns in Welt- und Selbstbewufstseyn
erwähnen. Jedes Bewufstseyn ist immer, mehr oder weniger
bestimmt hervortretend, Selbstbewufstseyn. Es wäre demnach
wohl Einiges gegen die Unterscheidung in Welt- und Selbste^
wufstseyn einzuwenden; da jedoch Hr. Carus nicht läugnet, was
wir soeben behauptet haben, so wollen wir uns nicht bei der von
ihm beliebten Benennung weiter aufhalten.
Wie sehr man irren würde, dem Verf. ein pedantisches
Treiben mit Abstractionen Schuld zu geben , mögen folgende
Stellen beweisen: 2Ungemein tief ist daher, wie schon Buffon
 
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