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Carus, Vorlesungen über Psychologie.

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es in dieser Stelle geschieht;« so halten wir es denn doch nicht
für so schwer, weil ja doch damit heine lebendige Einsicht in
die Natur der Seele gegeben ist, wenn wir sagen, dafs diese
Natur ein Streben nach dem Göttlichen sey, welches 9 sich zeigt
in der VortrefHichhcit des Wesens der Vernunft.«
Die VI. Vorlesung übergehen wir, weil wir zu weitlaußg
werden müfsten, um über die wichtigen Verhältnisse, die in ihr
zur Sprache hommen, unsere Abweichung oder Beistimmung aus-
zusprechen. Imme!hin hönnen wir erhlären, dafs das, was gesagt
wird, sehr geistreich ist.
Was der Verl, in der VII. Vorlesung über die Sprache sagt, *
Möchte doch wohl zu einseitig und mitunter auch zu gesucht
seyn. Eine tiefe Wahrheit wird bei dieser Gelegenheit, S. §22,
ausgesprochen: 9 Das Thier spricht in seinen Lauten nur seine
eigene Natur aus, der Mensch hingegen hlingt in seiner Sprache
die ganze Welt wieder.«
Sehr schön wird S. ^7. gesagt: 9 ist nicht das Denhen selbst
ja eben der fortwährende Pulsschlag oder das Athemholen der
Seele, Functionen, in denen das innerste Leben derselben fort-
während sich regt, und ohne welches das Leben derselben un-
mittelbar erloschen seyn würde?3 Was übrigens den Inhalt der
VIII. Vorlesung betrifft 3 so werden allerdings bedeutende Seiten
und Momente auf eine lebendige und geistreiche Weise bespro-
chen, doch fehlt es den gegebenen Bestimmungen an Schärfe.
Doch wir müssen hier aufhören mit unserer Kritih, um
nicht zu viel Raum mit derselben einzunebmen; denn da jetzt
die verschiedenen Gestaltungen der Manifestationen des Seelen-
lebens immer mehr in ihrer Mannichfaltigheit aufgefafst und dar-
gestellt werden, so hönnen wir nicht gut mehr ins Einzelne
folgeo. Hr. Carus läfst jene Gestaltungen und Manifestationen
in einer fortlaufenden Entwichelung seiner Grundansicht hervor-
treten, darum müfsten wir bei der Berichtigung einer jeden Ein-
zelnen, um nicht einseitig zu werden, über dies Einzelne selber
jedesmal hinausgehen, wodurch wir aber zu weitläufig werden
würden.
Sprechen wir aber hier noch einiges Allgemeine aus.
Es ist wohl ein grofser Vorzug dieses Werhes, dafs es sich
so ganz von Pedanterie, Philisterthum, hergebrachtem {Schlen-
drian und Vorurtheile entfernt, zugleich aber auch von jener
sich es bequem machenden Nachlässigheit, von der jetzt so all-
 
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