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Schriften über die Cholera.

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weifsen Frauen am wenigsten. Bei den ersten erscheint das Elend
und die Unmäfsigkeit die auffallend grofse Sterblichkeit bedingt
zu haben , welche auch aufser der Herrschaft der Brechruhr unter
allen Umständen in dieser Kaste vorzugsweise grofs zu seyn pflegt.
Die Vorstädte wurden härter heimgesucht, als die eigentliche
Stadt, was zum Theil von der schnellem Hülfe und zum Theil
von dem Umstande abhängen mag, dafs die Vorstädte von den
ärmern Volhshlassen bewohnt sind.
Es starben mehr weibliche, als männliche Mulatten, dagegen
fand ein umgehehrtes Verhältnis bei den freien Negern und bei
den Negersklaven statt, bei den weisen Männern war die Morta-
lität um % stärker, als bei den weisen Frauen; im Ganzen
verhielt sich die Sterblichkeit der Männer zu der der Frauen
= 4609 : 3480.
Es starben ungewöhnlich viel Kinder bis zum roten Jahre an
der Brechruhr, nämlich r336 (was in Europa nirgends wahrge-
nommen ward. Bef.) und in Verhältnis sehr wenig alte Leute,
nämlich 460 in dem Alter zwischen 60 und 90 Jahren (erreichen
aber in Havanna viele Individuen ein höheres Alter? Ref.). Die
meisten der durch die Seuche weggerafften Kinder waren von
Weifsen, Mulatten und freien Negern. Unter den erwachsenen
Weisen litt besonders das Alter zwischen 20 und 3o, bei den
Negern und Mulatten das zwischen 3o und 40 Jahren. Bei alten
Leuten aus der weisen und aus der freien Neger-Kaste war die
Mortalität in gleichem Verhältnis und bedeutend gröfser, als bei
den Negersklaven und bei den freien Mulatten.
In der dritten und vierten Woche richtete die Epidemie die
stärksten Verheerungen an, wo jeden Tag über 3oo Individuen
starben.
Die Elemente einer gröfsern Sterblichkeit, bedingt durch
eine Seuche, in einer Stadt wie Havanna, liegen zu offen am
Tage, ab dafs sie eine weitere Beleuchtung bedürften.
Die fünfte Schrift enthält eine Beschreibung der Cholera und
ihres Verlaufs nebst achtzig Krankheitsfällen, welche Kirchhoff
in Antwerpen zu behandeln Gelegenheit hatte, die, bis auf acht,
sämmtlich geheilt wurden. Sein Verfahren bei den Cholerakranken
bestand in der Anwendung trockner oder feuchter Wärme, Bä-
hungen von Ammoniak mit Kamphergeist, Frictionen des Rück-
grats, zuweilen Sinapismen und Zugpflaster, innerlich gelinde
schweifstreibende Mittel. (Wenn diese Behandlung so günstige
Besultate hervorbrachte, so kann man annehmen, dafs K. mit
sehr leichten Krankheitsfällen zu thun hatte. Ref.)
Eine Verbreitung durch Contagium wird geläugnet, die Bil-
dung eines Focus emuna^ou/s aber angenommen und durch in-
teressante Thatsachen bewiesen.
Der Verf. der sechsten Schrift beobachtete die Cholera in
Oesterreich, wohin er durch den Fürsten Egon v. Fürstenberg
 
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