Correspondance inedite de la maieon d’Orange-Nassau. 15
Lieber Bruder. Da ich sowohl Morgens als Nachmittags ver-
hindert bin, und mit dem Cavalier des Herzogs von Sachsen nicht
reden bann, so scheint es mir, Du würdest wohl thun, ihn rufen
zu lassen und ihm zu sagen , dafs meine Gemahlin die Versiche-
rung gegeben hat, dafs sie sich künftig in Allem gehorsam ge-
gen mich betragen wolle, und dafs sie auch das Vergangene be-
reue, gleichwohl damit es nicht scheine, als wäre alles, was
ich und auch Du ihm gesagt hast, von uns erfunden, wünschte
ich, dafs er die Haushofmeister verhörte, den van der Eihe und
wen er sonst7 wolle, selbst ihre Kammerfrau, die kleine Deut-
sche. Auf diese Weise wird er erfahren, wie und auf welche
Weise sie sich aufführt. Wenn er hernach Alles gehört hat,
bann er desto besser auf Mittel denken, dem Uebel abzuhelfen;
denn was meine Gemahlin ihm gesagt hat, das hat sie hundert-
mal auch mir und Andern gesagt, ich fürchte daher, dafs, sobald
er weg seyn wird, die alte Geschichte wieder beginnt. Sollte
sich aber gegenwärtig kein Mittel finden lassen , so wird die von
ihm eingezogene officielle Nachricht dem Herrn Kurfürsten die-
nen können , damit er desto besser irgend ein Mittel ausfinden
und meiner Gemahlin darüber schreiben könne.
Sehr verständig schreibt hernach Landgraf Wilhelm von Hes-
sen, Lettre CXIV S. 270, unter vielen andern Dingen auch über
diese Sache. Wilhelm schreibt erst, Kurfürst August habe ihn
von Hans Lofers Sendung benachrichtigt, und er habe seiner
Muhme geschrieben , sie solle sich künftig besser gegen Wilhelm
betragen; dann fügt er hinzu: dan ich wol auch in gutem ver-
trauwen nit verhalten, dasz man in der Pfalz, im Wirtemberg,
Elsas und dem ganzen oberland da ich itzo kürzlich gew esen,
mher als zuviel von diesem Unwillen so zwischen baiden iren
liebten sein soll, waisz zu plappern, nit ohne grosze bekummer-
nus alles derer, so es baiderseits gut mainen. Dann fügt er hinzu,
er hoffe, seine und des Kurfürsten Ermahnungen würden bei
Anna fruchten, sie würde das Versprechen halten, welches sie,
wie Wilhelm schreibe, gegeben habe, endlich aber fügt er bie-
der und wahr hinzu: So ist auch ihre Liebden (Anna) noch ein
jung mensch und dero Landssitten vilaicbt nit gewönt, darumb
musz man i. L. auch etwas zu gute halten: bit und erman euch
derbalben als mainen insbesonders gelipten und vertrauten freund,
Ir wollet an euch nichts lassen erwinden , so zu ablegung aller-
hand misverstands und erhaltung gutes, freundlichen willens zwi-
schen baiderseits irenLibten, immer mag dienstlich erfunden werden.
Lieber Bruder. Da ich sowohl Morgens als Nachmittags ver-
hindert bin, und mit dem Cavalier des Herzogs von Sachsen nicht
reden bann, so scheint es mir, Du würdest wohl thun, ihn rufen
zu lassen und ihm zu sagen , dafs meine Gemahlin die Versiche-
rung gegeben hat, dafs sie sich künftig in Allem gehorsam ge-
gen mich betragen wolle, und dafs sie auch das Vergangene be-
reue, gleichwohl damit es nicht scheine, als wäre alles, was
ich und auch Du ihm gesagt hast, von uns erfunden, wünschte
ich, dafs er die Haushofmeister verhörte, den van der Eihe und
wen er sonst7 wolle, selbst ihre Kammerfrau, die kleine Deut-
sche. Auf diese Weise wird er erfahren, wie und auf welche
Weise sie sich aufführt. Wenn er hernach Alles gehört hat,
bann er desto besser auf Mittel denken, dem Uebel abzuhelfen;
denn was meine Gemahlin ihm gesagt hat, das hat sie hundert-
mal auch mir und Andern gesagt, ich fürchte daher, dafs, sobald
er weg seyn wird, die alte Geschichte wieder beginnt. Sollte
sich aber gegenwärtig kein Mittel finden lassen , so wird die von
ihm eingezogene officielle Nachricht dem Herrn Kurfürsten die-
nen können , damit er desto besser irgend ein Mittel ausfinden
und meiner Gemahlin darüber schreiben könne.
Sehr verständig schreibt hernach Landgraf Wilhelm von Hes-
sen, Lettre CXIV S. 270, unter vielen andern Dingen auch über
diese Sache. Wilhelm schreibt erst, Kurfürst August habe ihn
von Hans Lofers Sendung benachrichtigt, und er habe seiner
Muhme geschrieben , sie solle sich künftig besser gegen Wilhelm
betragen; dann fügt er hinzu: dan ich wol auch in gutem ver-
trauwen nit verhalten, dasz man in der Pfalz, im Wirtemberg,
Elsas und dem ganzen oberland da ich itzo kürzlich gew esen,
mher als zuviel von diesem Unwillen so zwischen baiden iren
liebten sein soll, waisz zu plappern, nit ohne grosze bekummer-
nus alles derer, so es baiderseits gut mainen. Dann fügt er hinzu,
er hoffe, seine und des Kurfürsten Ermahnungen würden bei
Anna fruchten, sie würde das Versprechen halten, welches sie,
wie Wilhelm schreibe, gegeben habe, endlich aber fügt er bie-
der und wahr hinzu: So ist auch ihre Liebden (Anna) noch ein
jung mensch und dero Landssitten vilaicbt nit gewönt, darumb
musz man i. L. auch etwas zu gute halten: bit und erman euch
derbalben als mainen insbesonders gelipten und vertrauten freund,
Ir wollet an euch nichts lassen erwinden , so zu ablegung aller-
hand misverstands und erhaltung gutes, freundlichen willens zwi-
schen baiderseits irenLibten, immer mag dienstlich erfunden werden.