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Siebert: Genesis und Thcra.peutik der Cholera.

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Organs von mittlerer Dignität seyn könne, welche als ver-
antwortlich für die Krankheit zu erklären sey. Eine Leber , sagt
er, kann Wochen lang in ihrer Function gehindert seyn, es wer-
den sich vicarirende Thätigkeiten finden, und der Mensch wird
nicht einige Stunden nach dem Beginne der Krankheit sterben.
Der Gallenausflufs in den Darmkanal kann Wochenlang zurück-
gehalten werden, die Digestion wird sehr leiden etc., aber der
Kranke wird nicht nach einigen Stunden sterben. In die Gedärme
ausgeschwitzten Membranen , exanthematische Productionen, selbst
mit deletärer Rückwirkung, können wohl den Tod — aber nicht
binnen einigen Stunden bringen. Dies Alles ist zwar von grofser
Bedeutung, aber immer nicht genügend, um sich den raschen
Verfall aller organischen Functionen, den nach einigen Stunden,
unter grofsen Leiden der Bewegungsnerven und Lähmung mit
freiem Sensorium, erfolgenden Tod zu erklären. Nein! hier
leidet ein Centralorgan der Bewegungsnerven, welches mit den
vegetativen Nerven in inniger Verbindung steht, und zwar —-
das Rückenmark.
Der Verf. sendet nun seinen Betrachtungen über die Cholera
erst eine meisterhafte Abhandlung über das Schleimfieber mit
Friesel-Tendenz voran , als derjenigen höchst entwickelten Krank-
heitsform, welche als eine neue Krankheitsperiode mit dem Her-
einbrechen der asiatischen Cholera zusammenfällt ; indem jetzt
neue Krankheitscharaktere auftauchten, die sich den gelindesten
wie den heftigsten Formen aufdrückten, und die Verwandtschaft
unter sich wie die Abhängigkeit von einem gröfsern Krankheits-
gubernium ahnen liefsen. Es ist das Rheuma, welches dem
Schleimfieber wie dem Friesei zum Grunde lag, und es ist die
Cholera, welche die Akme dieser Krankheitsformen bildet.
Das sind die zwei Angel , auf denen des Verfs. Theorie von
der Cholera sich stützt: das Rheuma in der höchsten Potenz,
und das von demselben zuerst und vorzugsweise befallene Rü-
ckenmark.
Ungern nur übergeht Ref., um nicht zu w eitläufig zu wer-
den , die praktisch wichtigen Blicke über das Schleimfieber und
den Friesei, welchem letztem der Vf. die Selbstständigkeit vin-
dicirt, und eilt daher sogleich zum Hauptgegenstand.
Die Rraokheitscharaktere selbst, noch mehr aber die anato-
misch pathologischen Untersuchungen verrathen dem Verf., dafs
der Cholera wie den rheumatisch - pituitösen Fiebern ein und das-
selbe Agens, nur in verschiedenem Stärkegrade und mit beson-
 
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