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HEIDELBERGER

44. HEIDELBERGER 1839.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Dezeimeris: heitres sur l’Ristoire de la mtidvcine.
( B es c hluf s.j
Denn hätte er kein volles Auditorium, was bei dein Wi-
derspruch der Facultät, und bei der Abneigung der Studie-
renden von jedem Studium, das nicht zu ihren Inscriptionen
gehört, leicht möglichseyn könnte, so würde man sagen: die
öffentliche Stimme hat sich gegen die Wiederbesetzung der
historischen Professur erklärt, und hätte er ein Buch ge-
schrieben, „worin alles enthalten wäre, “ so würde inan eben
deshalb historische Vorlesungen für überflüssig halten. Man
kennt die persönlichen Verhältnisse nicht genau genug, um
entscheiden zu können, was in Betreff der Vorlesungen räth-
lich sei. An den deutschen Universitäten ist es Brauch,
dafs jeder sich dem Lehrfach widmende junge Gelehrte sich
zuerst als Privatdocent versucht. Ausnahmen vop dieser Re-
gel entsprechen gewöhnlich nicht den Erwartungen, wegen
welcher man sie gemacht hat.
Die Lobredner des technischen Wesens in allen Landen
behaupten bekanntlich, dass nur diejenigen Doctrinen sich zu
akademischen ^Vorträgen eignen, die man nicht vollständig
aus Büchern erlernen kann. Zu diesen rechnen sie die Ana-
tomie, die Klinik, die Pharmacologie, die Lehre von den chi-
rurgischen Operationen und die manuelle Geburtshülfe. Den
Nutzen akademischer Vorträge über alle übrigen stellen sie
in Abrede. Diese Ansicht, die auch schon in Deutschland
Unheil genug gestiftet, und empirisches Treiben zum Nach-
theil der gelehrten ärztlichen Bildung offenbar begünstigt hat,
bekämpft der Verf. siegreich mit allen ihm zu Gebote stehen-
den Waffen, wofür ihm jeder akademischer Lehrer dankbar
seyn muss. Bei der Entwickelung der Methode, nach der
man die Geschichte behandeln soll, stellt er die Anforderun-
gen an den Historiker mit Recht sehr hoch. „Dief Geschichte
einer Wissenschaft,“ sind seine Worte, „ist diese Wissen-
schaft selbst, historisch dargestellt, d. h. in allen den Verän-
derungen, welche sie von ihrem ersten Ursprung an erfah-
XXXII. Jahrff. 7. Heft. 44
 
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