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Nö 60. HEIDELBERGER i&S9.
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JAHRBÜCHER DER LITERATUR.
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Schräder: Der Apostel Paulus 3. w* TheiL
(Beschluss.)
Was folgt denn aber aus all diesen leidigen Erfahrun-
ii gen? Etwa dies, dass die Regel: Alles aus Ueberzeu-
gungstreue! (Rom. 14, 23.) triiglich sey? Stimmen nicht alle
Denkende dennoch dafür überein, dass sie, wenn sie nur an-*
^* nehmen können, dass eine verkehrte Handlung aus reiner,
^ fester Ueberzeugung entsprungen sey, zwar dem Irrenden
entgegenwirken, aber die Person um ihrer Gesinnung willen
»PI d. i. weil sie sich ihrer Ueberzeugung getreu beweise, zu
kÜi achten versichern. Geht diese Art zu urtheilen nicht ganz
M richtig davon aus, dass wir das Wollen des Rechten
’etii jedem Menschengeiste zumuthen dürfen, wenn gleich wir oft
mi! wohl einsehen, dass ihm das Wissen des Rechten in den
einzelnen Anwendungen nach Umständen zu schwer seyn
konnte. Und trauen wir eben diese Art zu urtheilen, nicht
i;> auch der Gottheit und dieser um so mehr zu, weil wir vor-
ifi aussezen, dass dem Allwissenden bekannt sey, ob der auf
Mi seine Ueberzeugung trozende wirklich ohne Nebenrücksich-
tre.it' ten keine andere Gemüthsbestimmung habe und sie nach sei-
;i-j nem Bildungsgang ohne Schuld nicht wohl anders haben
e>:4 könne ?
Wird aber nicht ebendadurcb einleuchtend, dass die Re-
gel: Handle überzeugungstreuI feststehe, wenn sie gleich
in allen den Fällen falsch angewendet wird, wo man aus
Schwäche, Vernachlässigung der Mittel, oder Leidenschaft
dem blossen Schein den Würdenamen Ueberzeugung hei-
legt» Wer den ernsten Willen hat, nach Ueberzeugung
treu zu handeln, findet die nächste Anwendung dieses Recht-
wollens darinn, dass er nach einem des Namens Ueberzeu-
gung würdigen Wissen strebe.
Etwas fehlerhaftes, sehen wir demnach wohl, kommt —*
fast eben so wie mit dem Glauben, auch — mit der Ueber-
zeugung leicht in Vermischung* Doch mischt es sich minder
XXXII. Jahrg. 10. Heft. 60
 
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