N» 59. HEIDELBERGER 1839.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.
Der Apo st el Paulus. Dritter Theil oder die Lehren des Apostels
Fon Karl Schräder, Dr. der Theol. und Prediger. 331 S. in 8
(Der vierte Theil ist uns nicht zugekommen.) Fünfter Theil» oder
Uebersetzung der Briefe an Thessalonicher, Epheser, Colosser, Phile-
mon, Philipper, Galater, Timoth. Titus, und der Apostelgeschichte» 341
& 1830. 8. Leipzig, bei Kollmann.
Von diesem umfassenden Werk, dessen ersten und zwei-
ten Theil unsere Jahrbücher schon mit Auszeichnung ange-
zeigt haben, würde keine Recension, wenn ihr auch ein grös-
serer Raum gestattet wäre, eine hinreichende Prüfung ent-
halten können. Viel Eigenthümliches ist hier zur Vereini-
gung von Schrift und Vernunft freimüthig vorgetragen, und
im Einzelnen mit Klarheit, Bercdtsamkeit, Forschungskraft
und mit Empfindung für die höchsten Zwecke des Urchristen-
thums durchgeführt. Wir wollen um so mehr wenigstens
auf einen in der Christuslehre des Apostels Paulus am meisten
misskannten Hauptpunkt durch einige, Bemerkungen auf-
merksamer machen.
Im dritten Theil, welcher die Lehren des Apo-
stels zu beschreiben sucht, war dem Rec., welcher immer
das Praktische allem Dogmatischen vorzieht, das VII. Ka-
pitel vornehmlich betrachtungswerth. Es ist überschrieben:
Von der Tugend. Ich muss dagegen bemerken, dass das
N. T. wohl einzelne aus der dtxouoown ex ntaxeaq,
entstehende Handlungsarten, welche als etwasy das wohlge-
fällig seyn muss, apexau genannt sind, als specieJJe Uebun-
gen der Tüchtigkeit, das ist, als Tugenden empfiehlt,
dass aber der alles Rechtthun umfassende Begriff, den
wir im Teutschen mit dem Wort Tugend überhaupt
oder als Tugendhaftigkeit bezeichnen können und im
philosophischen Sprachgebrauch oft bezeichnen, im N. T. nicht
durch apextif sondern durch fhxcuoovvri Rechtschaffenheit,
generisch bezeichnet ist. Es ist nicht ohne bedeutenden Ein-
fluss, darauf zu merken, auf welche besondere Qualität des
Gegenstandes ein gewähltes Wort am meisten hinweisst.
Diese Qualität ist oft etwas Nichtwesentliches. Virtus z.
XXXII. Jahrs. 10. Heft. 59
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.
Der Apo st el Paulus. Dritter Theil oder die Lehren des Apostels
Fon Karl Schräder, Dr. der Theol. und Prediger. 331 S. in 8
(Der vierte Theil ist uns nicht zugekommen.) Fünfter Theil» oder
Uebersetzung der Briefe an Thessalonicher, Epheser, Colosser, Phile-
mon, Philipper, Galater, Timoth. Titus, und der Apostelgeschichte» 341
& 1830. 8. Leipzig, bei Kollmann.
Von diesem umfassenden Werk, dessen ersten und zwei-
ten Theil unsere Jahrbücher schon mit Auszeichnung ange-
zeigt haben, würde keine Recension, wenn ihr auch ein grös-
serer Raum gestattet wäre, eine hinreichende Prüfung ent-
halten können. Viel Eigenthümliches ist hier zur Vereini-
gung von Schrift und Vernunft freimüthig vorgetragen, und
im Einzelnen mit Klarheit, Bercdtsamkeit, Forschungskraft
und mit Empfindung für die höchsten Zwecke des Urchristen-
thums durchgeführt. Wir wollen um so mehr wenigstens
auf einen in der Christuslehre des Apostels Paulus am meisten
misskannten Hauptpunkt durch einige, Bemerkungen auf-
merksamer machen.
Im dritten Theil, welcher die Lehren des Apo-
stels zu beschreiben sucht, war dem Rec., welcher immer
das Praktische allem Dogmatischen vorzieht, das VII. Ka-
pitel vornehmlich betrachtungswerth. Es ist überschrieben:
Von der Tugend. Ich muss dagegen bemerken, dass das
N. T. wohl einzelne aus der dtxouoown ex ntaxeaq,
entstehende Handlungsarten, welche als etwasy das wohlge-
fällig seyn muss, apexau genannt sind, als specieJJe Uebun-
gen der Tüchtigkeit, das ist, als Tugenden empfiehlt,
dass aber der alles Rechtthun umfassende Begriff, den
wir im Teutschen mit dem Wort Tugend überhaupt
oder als Tugendhaftigkeit bezeichnen können und im
philosophischen Sprachgebrauch oft bezeichnen, im N. T. nicht
durch apextif sondern durch fhxcuoovvri Rechtschaffenheit,
generisch bezeichnet ist. Es ist nicht ohne bedeutenden Ein-
fluss, darauf zu merken, auf welche besondere Qualität des
Gegenstandes ein gewähltes Wort am meisten hinweisst.
Diese Qualität ist oft etwas Nichtwesentliches. Virtus z.
XXXII. Jahrs. 10. Heft. 59