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866

Busch: Das Geschlechtsleben de« Weibe«.

kranken Zustande im Allgemeinen, und zwar in
zwei Abschnitten, wovon der erste die allgemeine Phy-
siologie und der zweite die allgemeine Pathologie
des Weibes enthält.
Der erste Abschnitt (S. 29—472.) zerfällt in vier
Capitel. Erstes Capitel. Von dem Geschlechtscharak-
ter des Weibes im Allgemeinen (S. 29—83.).
In ärztlicher Hinsicht ist es durchaus nothwendig, bei
vorkommenden Krankheiten die ganze weibliche Natur, so-
wohl bezüglich des Geistes, wie des Körpers, in das Auge
zu fassen. Es ist diese Berücksichtigung der weiblichen
Natur bei Krankheiten des weiblichen Geschlechtes um so
dringender erforderlich, da im Weibe die Geschlechtsfunk-
tion in Bezug auf das Körperliche bedeutender sich äussert,
als im Manne, wesshalb die verschiedenen Körperzustände in
einem innigeren Zusammenhänge mit der Geschlechtsver-
richtung stehen. — Zwischen Mann und W e i b ist in vie-
ler Beziehung ein polares Verhalten nicht zu verkennen;
so wenig es dagegen in Zweifel gezogen werden kann, dass
in jedem der beiden Geschlechter für sich auch die mensch-
liche Natur vollkommen gegeben ist. Es ist also auch hier,
wie in der übrigen Natur, ein Gegensatz in der Einheit, und
dieses polare Verhältniss der beidep Geschlechter findet so-
wohl in geistiger als körperlicher Hinsicht Statt Mann und
Weib stehen in der Schöpfung auf einer Stufe, keines ist
dem andern untergeordnet; beide Geschlechter sind als Ein-
heit in der Gattung vollkommen gleich, jedes Geschlecht ist
in seiner Modification Repräsentant der Gattung. —Die Ge-
schlechtsverschiedenheit bezieht sich auf das ganze Indivi-
duum, in seinem ganzen psychischen uud somatischen Ver-
halten. Während bei dem Manne mehr der Geist, der Wille
und die Thatkraft vorherrschen, sind bei dem Weibe mehr
das Gemüth, die Duldung, die Sanftmuth und Anmuth vor-
waltend. Im Ganzen schliesst sich das Weib mehr der Aus-
senwelt an; im weiblichen Geschlechte erscheint, wie Wil-
brand sich ausdrückt, die Organisation unter dem Charak-
ter der Schwere, im männlichen Geschlechte aber unter dem
Charakter des Lichtes. Der Mann ist egoistischer, isolirt
sich strenger, strebt die Aussenwelt seinem Willen zu un-
terwerfen.
 
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