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Gfrörer: Geschichte des tfrchristenihume«

des Ausdrucks: to ytvoyavov, spricht für die Aechtheit der
Erzählung. Der centurio sah die Erde beben, die Felsen
stürtzen, die Bewohner Jerusalems in jener furchtbaren Angst,
von welcher jedes Erdbeben begleitet ist.Bedurfte er, der
Heide, welcher gewohnt war, überall an die unmittelbare
Einwirkung* der Götter zu glauben, und welchen ohnediess
geheime Scheu vor dem merkwürdigen Gekreuzigten erfüllte,
noch mehr als jene Ereignisse zu seinem erschrockenen und
bewundernden Ausrufe? Das yevofievoy was er sah, war
i h m erschreckend genug. Der Anblick des zerrissenen Tem-
pelvorhangs wäre für ihn ein ganz unbedeutender weiterer
Zug in dein Schreckensgemälde eines Erdbebens gewesen.
Dem Evangelisten, dem ehemaligen Juden, war jenes Zer-
reissen des Vorhangs die Hauptsache. — Dem ungläubigen
Heiden wäre es eben nichts weiter gewesen, als ein zerris-
sener Vorhang, eine'Kleinigkeit gegen den verfinsterten Him-
mel und die bebende Erde. Uebrigens scheinen die Erder-
schütteriingen in dem felsigen Jerusalem zu jeder Zeit nicht
unbedeutend gewesen zu seyn. Es müssen dort weite, unter-
irdische Höhlungen, tiefe Erdschachten seyn, aus welchen
die gesammelten Dünste von Zeit zu Zeit mit Gewalt aus-
brechen. Bef. erinnert in dieser Beziehung an die Feuer-
flammen, welche immer wieder in verderblicher Weise her-
vorbrachen, als Julian das Fundament zu dem neuen jüdi-
schen Tempel graben lassen wollte. Das Ereigniss ist nicht
blos durch den Brief des Cyrillus Hieros. an den K. Kon-
stantins, sondern auch noch anderweitig historisch bestätigt,
und beweist, dass Jerusalem schon früher, wie es noch
heut zu Tage, nicht selten der Heerd mächtiger Erder-
schütterungen war. Es ist daher schon an sich durchaus
nicht unwahrscheinlich, dass ein solches Erdbeben auch bei
dem Tode Jesu stattfand, ein i&vdpBvov, dessen allgemei-
ner Eindruck mächtig genug war, um dem Centurio jenen,
gewiss schon vorher in der Seele schlummernden Ausruf
auszupressen. — Dagegen sind wir völlig mit des Verf. An-
sicht einverstanden, kein Vernünftiger werde glauben, „dass
in Folge jenes Erdbebens viele verstorbene Fromme aufge-
wacht und nach der Auferstehung des Herrn in die Stadt
gekommen seyen.“ Nur das „Oeffnen der Gräber“ kann zu-
gegeben werden, -r- Abermals zu weit geht aber der Verf.,
wenn er behauptet: das Erdbeben sey deshalb blosse Sage,

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