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Nr. 38. HEIDELBERGER 1854.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Leliniaiini Urkundliche Geschichte der Bezirkshaupt«
Stadt Kaiserslautern.
(Schluss.)
Seitdem war die Selbstständigkeit Kaiserslauterns gebrochen
und dasselbe kam nun als Reichspfandschaft aus einer Hand
in die andere, nämlich von Böhmen an das Erzstift Trier unter
Balduin im Jahre 1332, von diesem im Jahre 1351 an die
Grafen von Veldenz, dann wieder an Trier, bis endlich Kaiser
Karl IV. diese Stadt für das Reich einlöste, um sie zur Beförde-
rung seiner Privat-Inleressen im Jahre 1357 wieder an Kurpfalz zu
versetzen, bei welchem Hause dieselbe nun als Pfandschaft blieb,
bis sie endlich nach und nach als pfälzische Oberamlssladt in des-
sen eigenlhümlichen Besitz überging, nachdem König Ruprecht
von der Pfalz dieselbe, nebst andern Reichsgülern, seinem eigenen
Sohne im Jahre 1402 um 100,000 Gulden für immer verpfändet
halte. Alle diese Begebenheiten und Veränderungen gewähren zu-
gleich bedeutsame Blicke in die Verfassung und den Verfall des
weiland heiligen deutschen Reiches, so wie auch in die Art und
Weise, wie inan eine solche ehemalige Reichsstadt nach und nach
um ihre Rechte, Freiheiten und Selbstständigkeit brachte, wozu auch
die Uneinigkeiten und Zerwürfnisse im Innern derselben, zwischen
dem ohnmächtigen Ralhe und der unzufriedenen Bürgerschaft, seit
der Milte des XV. Jahrhunderts, das Ihrige beitrugen.
Der Bauern-Aufsland ging schonend an Kaiserslautern vorüber,
aber dagegen fand die Reformation sogleich dort Eingang, wiewohl
über diese wichtige geistige Veränderung nur wenige Nachrichten
vorhanden sind, da alle darauf bezüglichen Acten zu Grunde gingen.
Eine wichtige Epoche für die Stadt beginnt mit der Zeit, wo
Pfalzgraf Johann Casimir dieselbe zu seinem Aufenthalte wählte
und seinen Silz in der dortigen ehemaligen kaiserlichen Burg nahm
(S. 119). Durch das Testament seines Vaters, des Kurfürsten
Friedrich III. von der Pfalz, war ihm das Oberamt Kaiserslautern,
so wie das Oberamt Neustadt an der Haardt und das Amt Böckel-
heim zu Theil geworden. Da er nun mit seinem Bruder, dem Kur-
fürsten Ludwig VI., wegen confessioneller Ansichten — Ludwig
war eben so treu dem Lulherlhum ergeben, als Casimir dem
Calvinismus -— sich nicht vertragen konnte, verliess er im Jahre
1577 Heidelberg und begab sich nach Kaiserslautern. Des Pfalz-
grafen Aufenthalt in Kaiserslautern war aber nicht allein fiir die
Stadt selbst von grosser Wichtigkeit und ein Mittel für sie zu be-
deutendem Wohlstände sich zu erheben, sondern es hatte derselbe
LXVIL Jahrg. 4. Doppelheft, 38
 
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